Borgfeld. Auf Usedom wird literarisch gemordet, im Spreewald und sogar die Ostfriesen haben einen eigenen Krimi. Jetzt soll auch Borgfeld zum Tatort werden. Unter dem Motto „Mörderisches an der Wümme“ lobt das Kulturforum einen Schreibwettbewerb aus. Die besten Kriminalgeschichten sollen 2020 als Buch erscheinen.
Texte einreichen kann jeder, der gern schreibt. Grausig und mörderisch dürfe es in den Borgfeld-Krimis zugehen, sagt Jürgen Linke, der diesen zweiten Schreibwettbewerb des Kulturforums initiiert hat und ihn gemeinsam mit Jörg Behrmann und Monika Hüls vorbereitet. Jörg Behrmann ergänzt: „Wir wollen den Krimi aber nicht darauf reduzieren.“ Das Genre sei vielfältig. „Ich kann mir auch Kurioses vorstellen“, so Behrmann, „einen Krimi, in dem ein Buch geklaut oder das Brötchen beim Bäcker nicht bezahlt wird“. Ob Zechprellerei im Café Kaffeeklatsch, mysteriöse Gestalten nachts auf dem Friedhof oder Betrug im Haus der Heimstiftung – vieles sei als Plot denkbar. „Das alles sind Ansätze, an die man einen Krimi andocken könnte“, meint Linke. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.“ Nur eine Bedingung muss erfüllt sein: Die Handlung spielt in Borgfeld.
Dass die Borgfelder kreativ sein können, haben sie bereits vor elf Jahren bewiesen. Beim ersten Schreibwettbewerb „Borgfeld? Ja, ich lebe hier!“ des Kulturforums erreichten rund 60 Beiträge von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Jury. „Ein Supererfolg war das“, erinnert sich Jürgen Linke, der damals in der Jury saß und zudem Kopf der Textmacher Borgfeld ist. „Das Potenzial ist da.“
Umso erstaunlicher findet Jörg Behrmann, dass es noch keinen Borgfeld-Krimi gibt. Erklären kann er sich das nur damit, dass es in Borgfeld echte Kriminalität selten bis gar nicht gibt. „Ein Polizist hat mir mal gesagt: Kriminalität findet hier nur im Kopf statt“, sagt der Schulleiter im Ruhestand und lacht. Höchste Zeit also, dass die Borgfelder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ihre Geschichten aufschreiben. „Ein Wettbewerb ist jetzt mal wieder fällig“, glaubt Monika Hüls. Jürgen Linke vermutet gar, dass einige Borgfeld-Krimis sogar schon geschrieben sind: „Vielleicht finden die Autoren keinen Verlag, dann ist das jetzt ihre Chance“, so Linke, der selbst Autor ist und gerne Krimis liest. Was die Qualität der Texte anbelangt, macht das Kulturforum keine Vorgaben: „Wichtig sind uns die Kreativität und der Spaß am Schreiben“, so Linke. Jörg Behrmann sagt: „Die Rechtschreibung ist nicht das Wichtigste, Hauptsache der Plot stimmt.“ Im Übrigen werde der Wettstreit ein gewisses Erzählniveau und spannende Geschichten herausfordern.
Das Kulturforum erfüllt mit diesem Schreibwettbewerb seinen ureigenen Zweck: Es bietet Kulturschaffenden die Möglichkeit, einander kennenzulernen und sich darzustellen. Zuletzt war das beim Fotowettbewerb vor zwei Jahren möglich. „Außerdem wollen nicht nur wir Aktionen anbieten, die Bürger sollen mitmachen“, betont Sprecherin Monika Hüls.
Neu ist am diesjährigen Wettbewerb, dass die besten Beiträge als Buch veröffentlicht werden. Ein Verlag habe zugesagt, die prämierten Borgfeld-Krimis als Buch herauszugeben, so Jürgen Linke. Behrmann: „Die von der Jury ausgewählten Texte werden auf diese Weise und mit öffentlichen Lesungen honoriert.“ Eventuell erhalte jeder Teilnehmer eine Urkunde. Materielle Preise werde es nicht geben. Viel wichtiger, so der Eindruck der Organisatoren, sei den Autoren die Würdigung und Veröffentlichung ihres Schaffens. „Beim letzten Schreibwettbewerb sind gar nicht alle Sachpreise abgeholt worden“, erinnert sich Jürgen Linke.
Sponsoren willkommen
Von dem Geld eines Sponsoren möchte das Kulturforum deshalb lieber den Druck von Info-Flyern und – soweit möglich – die Umsetzung des Buchprojekts bezahlen. „Ich gehe nicht davon aus, dass die Einnahmen aus dem Buchverkauf die Kosten decken werden“, so Linke. Deshalb hatte das Kulturforum im Beirat jüngst einen Zuschuss aus dem Topf der Globalmittel beantragt. Dem Einvernehmen nach hat der Koordinierungsausschuss angeboten, einen kleinen dreistelligen Betrag beizusteuern. Der Beirat muss dem noch zustimmen. „Weitere Sponsoren sind willkommen“, wirbt Behrmann um noch mehr finanzielle Unterstützung. Auch ehrenamtliche Zuarbeit hält die Kosten im Rahmen: So hat unter anderem die Künstlerin Ursula Gallenkamp-Behrmann den Flyer für den Schreibwettbewerb gestaltet.
Die krimiaffinen Autoren der Region dagegen sollten sich den 14. März 2020 im Kalender markieren, denn an diesem Tag endet die Abgabefrist. Anschließend will sich die bislang dreiköpfige Jury aus einer Buchhändlerin, einem Hochschullehrer und einem Journalisten bis zum Herbst Zeit nehmen, die Krimis zu lesen, zu bewerten und die besten in jeder der beiden Altersgruppen „bis 18 Jahre“ und „ab 18 Jahre“ auszuwählen. Die öffentliche Lesung, bei der die Autorinnen und Autoren ihre prämierten Texte präsentieren, könnte es im November geben. „Pünktlich vor Weihnachten soll dann das Buch gebunden und im Handel erhältlich sein“, skizziert Jörg Behrmann den zeitlichen Ablauf. Zum Wettbewerb eingeladen sind übrigens auch begeisterte Hobbyautoren aus Horn-Lehe und Lilienthal. Wichtig sei aber, dass sich die Handlung in Borgfeld abspielt: „Der Täter kann ja in Lilienthal wohnen“, sagt Jörg Behrmann.
Der Wettbewerb in Kürze
Wer an dem Wettbewerb teilnehmen möchte, reicht einen maximal zehn Seiten langen Text (18 000 Zeichen) als Word-Datei und ausgedruckt auf Papier ein. Diese Unterlagen samt ausgefülltem Teilnahmeformular können ab sofort im Borgfelder Kinderbuchladen, Borgfelder Landstraße 1, abgegeben werden. Das Formular und Infos sind auf Flyern zu finden, die demnächst in den Borgfelder Geschäften ausliegen, sowie im Internet auf der Homepage des Kulturforums (www.kulturforum-borgfeld.de). Einsendungen sind auch per E-Mail möglich: woooge@web.de. Die Textmacher Borgfeld treffen sich alle zwei Monate zum Austausch, das nächste Mal am Freitag, 22. November, ab 15 Uhr in der Wümmestube des Stiftungsdorfes Borgfeld (Daniel-Jacobs-Allee 1).
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