Mittwoch, 2. September: Seit einem Jahr bin ich wieder Spieler im ersten Herrenteam des 1. FC Burg. In unserer Aufstiegssaison habe in fast jeder Partie gespielt. Nur einmal musste ich gelb-rot-gesperrt zusehen. Vorher war ich bei Tura Bremen in der Ü32 und Ü40 im Einsatz. Aber da fehlte mir einfach die Bewegung. Ich spiele praktisch schon mein ganzes Leben lang Fußball. Angefangen habe ich einst beim Neuönnebecker TV. Dann bin ich zur SG Oslebshausen gewechselt und habe im Herrenbereich auch für den 1. FC Burg, den SV Eintracht Aumund, SV Grohn und Tura Bremen gekickt. Nun bin ich also wieder beim 1. FC Burg gelandet. Ich erlebe einen ereignisreichen Tag auf der Arbeit. Seit 14 Jahren arbeite ich bei der Firma Nehlsen als Maschinist. Ich sortiere in der Nähe der Blocklanddeponie mit einem Bagger das Holz aus dem Bauschutt heraus, das wir in den Kraftwerken verbrennen. Nach der Arbeit fahre ich zur Parzelle meiner Schwester Nadja und meines Schwagers Mike Wätjen. Hier lassen wir den Abend mit Kartenspielen gemütlich ausklingen. Ich begebe mich dann nach Hause und schaue mir noch Dart auf Sport 1 an.
Donnerstag, 3. September: Mein Arbeitstag endet um 17 Uhr, abends ist dann Training. Trotz meiner bereits 43 Jahre macht mir dies immer noch viel Spaß. Ich bekomme keine blöden Sprüche von Kollegen oder Gegenspielern wegen meines Alters. Die Leute zollen mir im Gegenteil sogar Respekt dafür, dass ich immer noch dabei bin. Wir bereiten uns auf das erste Punktspiel in der Landesliga Bremen beim TSV Melchiorshausen am Sonnabend vor. Aber erst einmal sprechen wir über das Weiterkommen im Pokal. Wir haben uns am Dienstag mit 7:2 bei der SG Bremen-Ost durchgesetzt und sind somit in die zweite Runde um den Bremer Lotto-Pokal eingezogen. Sascha Steinbusch macht uns darauf aufmerksam, was gut war und was man besser machen kann. Nach dem folgenden Aufwärmen findet ein Torschuss-Spielchen drei gegen drei statt. Das Abschlussspiel verliere ich dann leider. Aber dennoch schmeckt das kalte Bierchen nach dem Training super. Zu Hause schaue ich mir noch das Nations-League-Fußballspiel zwischen Deutschland und Spanien an. Beim Ausgleich springe ich fast in den Fernseher. Ich verstehe nicht, weshalb sich die Deutschen das Spiel noch aus der Hand nehmen lassen. Dies ist aber wohl dem Umbruch geschuldet. Deshalb ist es ärgerlich, wenn alle nur schimpfen. Ich selbst gebe der Mannschaft auf jeden Fall die nötige Zeit.
Freitag, 4. September: Zur Vorbereitung auf das erste Punktspiel in Melchiorshausen gehe ich früh schlafen. In meinem Alter ist das noch viel wichtiger als in jungen Jahren. Ich war früher nie besonders trainingsfleißig. Auch heute muss ich nicht viel machen, um fit zu bleiben. Mir reichen in der Vorbereitung meist sogar ein bis zwei Wochen, um auf dem Stand meiner Mitspieler zu sein. Die Corona-Pause hat mir aber ganz schön zugesetzt. Ich habe deshalb fünf Kilogramm an Gewicht zugelegt. Da muss ich wohl demnächst mal ein paar Extraschichten Laufen einlegen, um wieder abzuspecken.
Sonnabend, 5. September: Ich stehe bereits um 8 Uhr auf, obwohl ich nicht arbeiten muss. Meine Aufregung steigt, weil das erste Punktspiel auf dem Zettel steht. Ich treffe mich mit Mannschaftskollegen Luca Apmann, „Henni“ Nielsen und Julian Kubicek vor dem Match zum Frühstücken. Meine Aufregung steigt auch in meinem Alter noch weiter an. Der Anpfiff erfolgt um 13.30 Uhr. Ich sitze erst einmal auf der Bank. Es geht gut los für meine Mannschaft. Wir spielen gut und gehen auch dank eines Treffers von Julian Kubicek mit 1:0 in Führung. Leider lassen wir jedoch weitere Chancen aus, um die Führung auszubauen. Dann fällt unverdient das 1:1. Ich werde drei Minuten vor der Pause für unseren Kapitän Ahmet Dogmus eingewechselt. In der zweiten Halbzeit kassieren wir dann noch drei weitere Gegentreffer und verlieren somit am Ende mit 1:4. Dabei hätten wir das Match auch gewinnen können. Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Ich fahre im Anschluss zu meinem Sohn Mika und unternehme mit ihm eine kleine Fahrradtour.
Sonntag, 6. September: Der Tag beginnt früh, weil Mika immer sehr früh wach ist. Nach dem Frühstück geht es ab zum Sportplatz zum Fußballspielen. Mein Sohn kickt auch sehr gerne und läuft in der G-Jugend ebenfalls für den 1. FC Burg auf. Ich trainiere diese Mannschaft hin und wieder auch, wenn Coach Matthias Schmit Spätschicht hat. Zu Hause mache ich Abendbrot und bringe anschließend Mika ins Bett. Dann schaue ich mir wieder Deutschland in der Nations League an. Es geht gegen die Schweiz, die mit vielen Profis aus der Bundesliga antritt. Deutschland erzielt durch einen schönen Flachschuss von Ilkay Gündogan das 1:0. Nachdem unsere Mannschaft gute Gelegenheiten zum 2:0 ausgelassen hat, wird die Leistung immer schlechter. Die Deutschen betteln förmlich um den Ausgleich. Der fällt dann auch durch Silvan Widmer. Am Ende müssen die Deutschen sogar noch froh über das 1:1 sein. Es bleibt also dabei, dass Deutschland in diesem Wettbewerb einfach nicht gewinnen kann.
Montag, 7. April: Ich darf wieder meinen Bagger bedienen. Das ist der Traum vieler Kinder. Auch Mika freut sich immer sehr, wenn ich ihn mal mit zur Arbeit nehme und er auf einem großen Radlader oder im Bagger sitzen darf. Ich erfahre vom Ausschluss der Nummer eins der Tenniswelt, Novak Djokovic, bei den derzeit stattfindenden US Open. Ich sehe mir die Szene, die zu seiner Disqualifikation geführt hat, im Fernsehen an. Ich frage mich, wie doof man eigentlich sein kann? Wenn ich den Ball so nach hinten befördere, ist es fast logisch, jemanden zu treffen. Da hatte er wohl gerade seinen Kopf ausgeschaltet. Die arme Linienrichtern war auch sichtlich benommen und schien irgendwie keine Luft mehr zu bekommen. Die Entscheidung im Hinblick auf seinen Ausschluss ist zwar hart, aber auf jeden Fall vertretbar.
Dienstag, 8. April: Wir bereiten uns im Training auf das zweite Punktspiel am Sonnabend um 15 Uhr gegen OT Bremen vor. Nach dem Training besprechen wir noch die Details für den Kennenlernabend für die neuen Spieler am Sonnabend nach dem Match bei Sparta in Lesum. Daran werden etwa 20 Leute teilnehmen. Ich kann gar nicht mehr ohne Fußball, auch wenn ich im Dezember bereits 44 Jahre alt werde. Das Kicken in Ü-Mannschaften reicht mir eben nicht. Ich bin einfach froh, dass mir der liebe Gott einen solch guten Körper geschenkt hat. Mit zwei Unterbrechungen bin ich jetzt schon bald insgesamt 13 Jahre für den 1. FC Burg im Einsatz.
Paul Gröning, der Tennisspieler der Bezirksliga-Herren des TV Schwanewede, wird als Nächster über seine Woche berichten.
Weitere Informationen
Manfred Klein (43)
ist immer noch Spieler beim 1. FC Burg, der gerade in die Fußball-Landesliga aufgestiegen ist. Der gelernte Maler und Lackierer arbeitet als Maschinist bei der Firma Nehlsen. Der Vater von zwei Söhnen, Joel (15) und Mika (4), wohnt in Lesum.