Rund zwei Dutzend Freiwillige trotzten dem Regenradar und trafen sich am Sonnabend vor dem Klimacafé an der Münchener Straße. Dort wartete reichlich Arbeit auf sie. Die Initiative „Leben in Findorff“ hatte gemeinsam mit der Klimazone Findorff zum vierten Findorffer Pflanzfest eingeladen, und dafür palettenweise hübsche Klimaverbesserer organisiert: Tausendschön und Kornblumen, Immergrün, Johanniskraut und vieles andere mehr, das in den kommenden Monaten in Findorff schön aufblühen soll.
In den Beeten und Kübeln gab es für die gemeinnützigen Stadtgärtner reichlich Gestaltungsspielraum. Katarzyna Swendrowski hatte sich auf Höhe der Moschee ein Baumbeet ausgesucht, das ihr persönlich nahe lag: „Ich habe hier mal gewohnt und damals schon die Beete drumherum gepflegt“, erklärte die junge Findorfferin, die zur Verstärkung ihren achtjährigen Sohn Tadeusz mitgebracht hatte. Die meiste Arbeit steckte in den Vorbereitungen, berichtete Swendrowski: Denn das Beet war vorher von Gras zugewuchert, in dem sich reichlich Abfall verstecken konnte. Nachdem der Boden aufgelockert und mit Kompost verbessert wurde, fanden die jungen Pflanzen nun optimale Startbedingungen.
Heimische Gewächse vom Martinshof
„Wir haben diesmal Storchenschnabel-Sorten, die gegen Schneckenfraß immun sind, und Fette Hennen, die Trockenperioden gut aushalten und auch im Schatten blühen“, berichtete Rike Fischer von der Initiative „Bremen im Wandel“. Die heimischen Gewächse stammten aus der Martinshof-Gärtnerei, und wurden ausgewählt, weil sie den ökologischen Kreislauf anregen, erklärte die Gartenfachberaterin aus Walle: Die Blühpflanzen bieten Bienen eine reichliche Auswahl, und sind auch verlockend für andere Insekten, die wiederum den Stadtvögeln als Nahrung dienen. Maßgeblich finanziert wurde die Anschaffung durch eine großzügige Spende des Wohnungsunternehmens Gewoba, in deren Hause sich das Klimacafé befindet. Außerdem hatten diverse Privatleute Pflanzen zur Verfügung gestellt. Klaus Prietzel, Chef des Findorffer Recyclinghof, brachte zusätzliche Überraschungen in Form von echt Findorffer Blumensaatkugeln mit: Sie stammten aus der Schulgärtnerei der Oberschule Findorff.
Elke Meier und Sandra Bildstein von der Bremer Umwelt Beratung (BUB) machten an ihrem Stand vor dem Klimacafé Lust auf vertikales Gärtnern. Sie verschenkten selbst gezogene junge Feuerbohnen, Kapuzinerkresse und Trichterwinde, die sich hervorragend zur unkomplizierten Fassadenbegrünung eignen, so die Umweltberaterinnen. Dazu präsentierten sie die „Bremer Begrünungskiste“: In dem minimalistischen Design des Landschaftsgärtners Volker Kranz sind die klimaregulierenden Naturtalente bestens aufgehoben. „Wir möchten damit animieren, mehr für das Grün zu tun“, erklärte Elke Meier. „Denn wo Pflanzen sind, fühlen sich Menschen wohl“. An diesem Donnerstag, 2. Mai, werden die beiden BUB-Vertreterinnen im Klimazone-Infomobil auf dem Findorffmarkt noch einmal Informationen zu „kletternde Gärten“ und sinnvoller, vertikaler Begrünung anbieten.
Das Findorffer Pflanzfest wurde im April 2016 von der Initiative Leben in Findorff (LiF) in Kooperation mit dem Findorffer Beirat ins Leben gerufen. Es war das erste Frühjahr nach der Sanierung der Münchener Straße, die als „Klimaboulevard“ konzipiert wurde, aber so gar nicht danach aussah. Damit das Regenwasser versickern kann, waren für die fast 50 jungen Straßenbäume extragroße Beete angelegt worden. Personal und Mittel für deren Bepflanzung hatte die Stadt aber nicht - also waren Eigeninitiative und Gemeinsinn gefragt. „Mittlerweile sind die Pflanzfeste hier eine gute Tradition“, berichtete LiF-Sprecher und Grünen-Beiratsmitglied Ulf Jacob, der sich über einen nachhaltigen Effekt besonders freut: „Inzwischen haben diverse Anwohner und Geschäftsleute Patenschaften für die Beete vor ihren Häusern übernommen.“ Wer sich das zum Vorbild machen möchte: Über die Voraussetzungen zur privaten Pflege öffentlichen Grüns informiert der Umweltbetrieb Bremen im Internet über www.umweltbetrieb-bremen.de oder telefonisch unter der Nummer 36 17 90 00.