Findorffer Claus von Eitzen veröffentlicht das Tagebuch seiner Reise Per Glückskeks nach Shanghai

2005 brach Claus von Eitzen von Findorff aus nach Shanghai auf. Aus der zuerst geplanten zweijährigen Tätigkeit an einer deutschsprachigen Schule wurden sechs Jahre. Und aus einem Versuch, über das Schreiben den Alltag in der Fremde zu bewältigen, ist eine Liebeserklärung an ein Land und seine Kultur geworden.
15.03.2012, 05:00 Uhr
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Von ANKE VELTEN

2005 brach Claus von Eitzen von Findorff aus nach Shanghai auf. Aus der zuerst geplanten zweijährigen Tätigkeit an einer deutschsprachigen Schule wurden sechs Jahre. Und aus einem Versuch, über das Schreiben den Alltag in der Fremde zu bewältigen, ist eine Liebeserklärung an ein Land und seine Kultur geworden.

Findorff-Bürgerweide. Wenn man gerade frisch aus einer chinesischen Metropole mit 20 Millionen Einwohnern kommt, können selbst Zebrastreifen im übersichtlichen Bremen zum Aha-Erlebnis werden. So freute sich Claus von Eitzen nach sechs Jahren als Lehrer in Shanghai immer wieder über die Autofahrer, die verlässlich für Fußgänger anhielten. "Undenkbar in Shanghai", sagt der Findorffer, wo das Recht des Stärkeren die wichtigste Regel im ansonsten lebensgefährlichen Straßenverkehr sei.

Doch so rücksichtslos sich die chinesischen Großstädter in ihren Fahrzeugen verhielten, so freundlich, respektvoll und hilfsbereit seien sie im Umgang miteinander und mit Fremden, schwärmt Claus von Eitzen. Sechs Jahre lang hielt der 62-Jährige Freunde und Bekannten in der norddeutschen Heimat auf dem Laufenden, berichtete in "Shanghai-Rundbriefen" vom beruflichen und privaten Alltag der Wahlheimat, von seinen Reisen in asiatische Nachbarländer und seiner allmählichen Annäherung an die so fremde Kultur. Rund 200 Mailadressaten verfolgten zuletzt am Bildschirm die Reisereportagen-Serie.

Per Zufall Stellenanzeige entdeckt

Nun hat Claus von Eitzen seine Zeit in Shanghai in einem "visuellen Reisetagebuch" mit 180 Seiten und 450 Fotos zusammengefasst, das sich an alle Leserinnen und Leser richten soll, die "offene Sinne für fremde Länder und Kulturen haben und sich für China und Asien interessieren."

Das hatte er früher auch. Er hat die politischen Entwicklungen in diesem Teil der Welt immer aufmerksam beobachtet. Dass er schließlich dort landete, mag dem Zufall zu verdanken sein, mit dem er die Internet-Stellenanzeige entdeckte, in der ein Lehrer für eine deutsche Schule in Shanghai gesucht wurde. Dass er sich im Alter von damals 56 Jahren tatsächlich entschloss, die Stelle zu wechseln, dafür ist aber auch der chinesische "Glückskeks" verantwortlich zu machen, der dem Buch seinen Namen gab: "Dein Glück auf dieser Erde findest Du in weiter Ferne" orakelte das Gebäck aus einem Bremer China-Restaurant - und von Eitzens Entscheidung war gefallen.

"Überwältigend" seien seine ersten Eindrücke in der chinesischen Metropole gewesen, erinnert er sich, aber auch verwirrend. Unverständlich die Sprache, ebenso das Verhalten der Menschen: "Alle lächelten, nie wusste ich, was sie eigentlich meinen." Ungewohnt die gesellschaftlichen Rituale: Zum Beispiel, dass Visitenkarten unbedingt mit beiden Händen überreicht und vom Empfänger mit sichtbarem Interesse studiert werden müssten.

Trotz der anfänglichen Verständigungsprobleme habe er die Gastfreundlichkeit der Chinesen sofort gespürt, sagt der Findorffer. Rund 150000 Ausländer leben in Shanghai, ein Zehntel davon Deutsche, die meist in Dependancen deutscher Konzerne arbeiten. Sie seien in China sehr beliebt: "Deutsche gelten als tugendhaft, effizient, pünktlich und ehrlich", erklärt Claus von Eitzen. Für einen Lehrer seien die Grundbedingungen in China ohnehin "wunderbar", sagt der Pädagoge, der nun an der Gesamtschule Ost unterrichtet. Die chinesischen Schüler seien "neugierig, wissbegierig und fünftausendmal ehrgeiziger", der Beruf des Lehrers genieße einen hohen gesellschaftlichen Status.

Nach seinen Besuchen in der deutschen Heimat packte sich Claus von Eitzen den Koffer mit Bremer Kaffee, Käse und Räucherlachs voll. In Bremen vermisst er nun den Familiensinn der Chinesen, aber vor allem ihre Zugänglichkeit, Freundlichkeit und ihr positives Denken. "Sie bauen auf und geben das Gefühl: Du bist nie allein", erklärt Claus von Eitzen. Doch mit so vielen positiven Eindrücken und Erfahrungen war der Prophezeiung des Bremer Glückskekses aus dem Jahr 2005 noch längst nicht Genüge getan. Mit seiner Ehefrau Cao You, einer Managerin aus Shanghai, hat Claus von Eitzen im schönsten Wortsinn das Glück in weiter Ferne gefunden.

Claus von Eitzens visuelles Tagebuch "Per Glückskeks nach Shanghai", verlegt bei "Book on Demand", gibt es im Buchhandel zum Preis von 23,90 Euro. Weitere Informationen über den Autor unter http://clausvoneitzen.jimdo.com.

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