Die Mitglieder der im Mai 2018 gegründeten Bürgerinitiative (BI) „Oslebshausen und umzu“ sind fest entschlossen: Sie wollen keine Klärschlammverbrennungsanlage am Industriehafen. Bei einer von der BI anberaumten Informationsveranstaltung im mit rund 180 Besuchern voll besetzten Bürgerhaus Oslebshausen kündigten Sprecher der Initiative am Donnerstagabend Protestaktionen gegen den Bau der Anlage an.
Wie berichtet, will die im vorigen Jahr von Hansewsser, Oldenburgisch-Ostfriesischem Wasserverband (OOWV) und EWE Wasser gegründete Kenow GmbH & Co. KG („Klärschlammentsorgung in Nordwestdeutschland“) eine entsprechende Anlage auf dem Gelände des SWB-Kraftwerks Häfen errichten. Am 11. September stellt das Konsortium das Vorhaben in einer Beiratssitzung vor, im Herbst soll das gesetzlich vorgeschriebene Genehmigungsverfahren starten. Anstatt die Anlage einfach nur abzulehnen, habe man in den vergangenen Monaten Fakten gesammelt, bedankte sich nun ausdrücklich BI-Mitglied Ulrich Uffelmann bei Bremens Abwasserentsorger: „Hansewasser hat uns die ganze Zeit unterstützt, sodass wir alle Daten bekommen.“ Auch bei der SWB, wo die BI an einer Werksführung teilgenommen hatte, seien alle Fragen beantwortet worden.
Die Zahlen, die sie auf diese Weise zusammengetragen haben, konnten die Gegner der Anlage allerdings nicht umstimmen. 200.000 Tonnen Klärschlamm, der im nordwestdeutschen Raum bei der Reinigung von Abwasser anfällt, sollen demnach pro Jahr per Lkw angeliefert und in der Anlage zunächst auf 46.000 Tonnen „zusammengeschrumpft“ werden. „Dabei“, so Uffelmann, „entstehen 25.000 Tonnen Asche und 3200 Tonnen herausgefilterte Giftstoffe.“
Vorgeschrieben sei dabei die Rückgewinnung von Phosphor, für die wiederum eine spezielle Anlage nötig sei. Bevor das Material dorthin transportiert werde, werde es gelagert, wobei durch Wind Schadstoffe in die Luft gelangen könnten.
Das Konsortium plane zwar eine gute Anlage mit Geruchsschutz. Er bezweifele allerdings, dass die Sicherheitsvorkehrungen beim Befahren und Entladen des speziellen Zwei-Kammer-Systems immer eingehalten werden könnten, so Uffelmann weiter. Und komme es zu einem Defekt an den Toren oder einem Stau auf der Hafenrandstraße, dann „stehen die müffelnden Lkw im Wohngebiet.“
Belästigungen durch die A27
Der entscheidende Punkt für ihre ablehnende Haltung sei aber die Gesamtsituation am Industriehafen, unterstreichen die Sprecher der BI. Sie fordern auch eine Änderung des aus dem Jahr 1921 stammenden Bebauungsplans, um die Ansiedelung von Unternehmen stärker regulieren zu können.
Denn, so BI-Mitbegründer Rolf Vogelsang: „Fast unbemerkt hat sich in unserer Nachbarschaft ein Zentrum für Abfallwirtschaft etabliert.“ Mittlerweile seien 23 Müll verarbeitende Betriebe in dem Areal ansässig. Hinzu kämen Belastungen durch die A27 und die Hafenrandstraße, Güter- und Personenzüge und Windräder. In der Summe führe all dies zu einem so hohen Ausmaß an Staub, Gestank, Abgasen, Lärmbelastung und Ungeziefer, dass sich viele der 9500 Oslebshauser inzwischen Sorgen um ihre Gesundheit machen.