„Es wird eine ganze Lebensgeschichte gezeigt – von einem, der auf der Suche ist“: So fasst Regisseur Philip Stemann das Stück „Siddhartha“ nach Hermann Hesse zusammen, das am Freitag, 25. Oktober, erstmals im Figurentheater „Mensch, Puppe!“ aufgeführt wird.
Die Puppenspielerin Jeanette Luft haucht den Puppen von Mechtild Nienaber im Bühnenbild von Matthias Entrup und mit der Videokunst von „Urban Screen“ Leben ein: „Alles ist im Fluss“, sagt sie zur Herangehensweise an das Stück. „Bühnenbild, Puppenbau und Videokunst, das greift total gut ineinander, ich fühle mich als Spielerin sehr gut aufgehoben.“ Und auch die Musik, die von Matthias Entrup beigesteuert wird, trägt ihren Teil dazu bei, aus dem Stück einen stetig fließenden Strom werden zu lassen. „Das Stück hat eine schöne Ruhe und Klarheit“, sagt Luft, „ich hoffe, dass die Philosophie gut rüberkommt – die Philosophie über das Leben.“
Und in der Tat ist es ein sehr philosophischer Text, den sich die Künstler da ausgesucht haben: „Es wird eine ganze Lebensgeschichte gezeigt, von einem, der auf der Suche ist. Und am Ende zeigt sich, dass man eigentlich nicht auf die Suche gehen muss“, erzählt Philip Stemann. „Alles hat seine Gültigkeit. Es ist, was es ist und kann nicht anders sein.“
Das hört sich erst einmal groß und kryptisch an, doch, und da sind wir wieder bei Jeanette Luft, das Stück wird neben der Ruhe auch für Klarheit sorgen. „Es gibt irgendwann einen kleinen Monolog“, erzählt sie. „Jeder Mensch ist an dem Punkt, an dem er gerade ist, richtig.“ Philip Stemann ergänzt: „Es gibt keinen Anfang und kein Ende von diesem Weg.“
Es habe demnach etwas Unendliches, meint Jeanette Luft, „dass man sich aus dem Kleingeist-Denken herausdenkt, dass man sich öffnet.“ Am Anfang dieses Weges ohne Ende wolle Siddhartha viel: Nicht weniger als frei werden, frei von gesellschaftlichen Zwängen. Das ist erst einmal ein keinesfalls selbstverständlicher Anspruch von einem, der aus der höchsten gesellschaftlichen Kaste Indiens, der Brahmanen, entstammt, und alles hat: „Er soll ein Priester werden und der Brahmane überhaupt unter den Brahmanen.“ Derart von der Familie und der Gesellschaft unter Druck gesetzt, bricht er auf – in den Wald, Askese lernen. „Er will leer werden von Hunger, Durst, Bedürfnissen“, sagt Jeanette Luft.
Aber auch das ist nicht das Ende des Weges: Er macht sich mit seinem Freund Govinda auf zu Buddha, er verliebt sich in Kamala, wird reich. Doch trotz des Reichtums wird Siddhartha immer leerer, er verliert seinen Weg, wird von Habgier erreicht – und wieder läuft er weg. Ein Fährmann lehrt ihm dann alles über den Fluss, „alles ist da, aber immer neu, das Wasser, immerzu läuft es“, beschreibt es Jeanette Luft, und er wird alt. Und irgendwann begegnet er Kamala wieder, die eine Überraschung für ihn parat hält.
„Dieses Philosophische hat etwas Zeitloses“, sagt Puppenspielerin Jeanette Luft. „Es fragen sich einige, was das Leben ist.“ Oder viele fragten sich, nach der eigenen Herkunft, das ziel im leben. Achtsamkeit und das Leben im Moment, seien Elemente des Stückes. „Aber das Stück ist nicht esoterisch, sondern ganz klar“, erläutert Luft. „Wir leben ja auch in dem Luxus, dass wir uns solche Fragen stellen können. Das Stück setzt auch der Schnelligkeit des Lebens etwas entgegen, es hat Ruhe.“
Weitere Informationen
Das Figurentheater „Mensch, Puppe!“, Schildstraße 21, führt „Siddhartha“ am Freitag,
25. Oktober, um 20 Uhr erstmals auf. Weitere Informationen und Aufführungstermine sind online unter www.menschpuppe.de/ zu finden.