Kryptowährung Bitcoins aus dem Automaten

Auch in Bremen gibt es neuerdings Digitalwährungen wie Bitcoins aus dem Automaten – doch Verbraucherschützer warnen vor Instabilität der Währung.
20.09.2019, 05:49 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Stefan Lakeband und Elena Matera

Zukunft und Vergangenheit liegen nur wenige Meter auseinander. An wohl keinem anderen Ort in Bremen zeigt sich, welche Facetten das Finanzsystem hat. In der kleinen Straßen Fedelhören, zwischen Wallanlagen und Rembertiring, geht es um Altes und Neues, um historische Münzen und digitales Geld. Seit 2014 gibt es in der Straße das Münzenkontor. Und seit diesem Sommer, unmittelbar daneben, den Bitcoin-ATM, eine Art Geldautomaten für Kryptowährungen.

„Reiner Zufall“ sei es, dass beide Geschäfte nebeneinanderliegen, sagt Christoph Kornblum. Er ist Geschäftsführer des Münzkontors, verkauft alte Geldstücke aus China, den USA, aus der römischen Zeit. Harte Währungen, sozusagen, besonders im Vergleich zum Bitcoin. Er war lange Zeit ein Ding aus dem Internet. Nichts, das man anfassen kann, digital eben. Wer ihn kaufen wollte, der musste das auf Webseiten machen, Accounts anlegen, sich einlesen. Der Bitcoin-ATM soll das ändern. Er holt die digitale Währung in die analoge Welt. So zumindest der Plan.

In Bremen ist der Bitcoin nun in den Räumen eines ehemaligen Antiquitätengeschäfts angekommen. Schon von außen sieht man, worum es geht: Der Schriftzug „Bitcoin“ glitzert über dem Schaufenster; die Scheibe ist mit orange-weißen Logos der Kryptowährung beklebt. Innen ist alles spartanisch gehalten. Eine schwarze Säule mit Bildschirm und einem beleuchteten Bitcoin-Logo, daneben ein Mülleimer. Mehr braucht es offenbar nicht.

Betreiber ist die Firma Shitcoins

Dass seit Juli auch Bremen ein solcher Automat steht, dafür ist Adam Gramowski verantwortlich. Er ist Geschäftsführer der polnischen Firma Shitcoins, die 70 solcher Geräte in ganz Europa betreibt. „Bitcoins erweisen sich in Deutschland als sehr beliebt“, sagt er dem WESER-KURIER. Der Bremer Automat habe in den nicht mal drei Monaten seit seinem Aufbau viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. „Wir haben seitdem ungefähr 200 Transaktionen erfasst.” Dazu gehört Bitcoin-Kauf, aber auch der Verkauf.

Der Tausch soll laut Gramowski ganz einfach von der Hand gehen. Wie an einem Fahrkartenautomaten gibt es einen Schlitz, in den Kunden einen Geldschein stecken können. Der Automat nimmt die Banknote und rechnet ihren Wert in Bitcoins um. „Wer Kleingeld übrig hat und es in Kryptowährungen investieren möchte, für den ist das der einfachste Weg“, sagt Gramowski. Das gleiche funktioniere auch andersherum: Am Automaten können auch Bitcoins gegen Bargeld eingetauscht werden. Für jede Transaktion behält Shitcoins als Betreiber aber eine Gebühr ein – so finanziert sich das Unternehmen.

Für komplette Bitcoin-Anfänger ist der Automat trotzdem nichts. Zwar lässt er sich leicht bedienen, selbsterklärend ist er jedoch nicht. Wer sich Bitcoins ziehen will, kann sie entweder direkt in eine digitale Brieftasche laden, die sogenannte Wallet. Die muss er aber vorher schon online angelegt haben. Alternativ kann er sich auch eine Paper-Wallet erstellen lassen. Die sieht aus wie ein Kassenbon und hat einen QR-Code drauf. Was der Nutzer damit machen kann, wie er bezahlt oder seine getauschten Bitcoins in Euro zurücktauscht, das muss er selbst herausfinden.

Außerdem gehört viel Vertrauen dazu, Geld in einem Automaten zu stecken und am Ende nur ein Stück Papier herauszubekommen. Denn dahinter steht keine Bank, sondern eine den meisten völlig unbekannte Firma. Dass das Geld nicht verloren ist, lässt sich zwar im Internet in der sogenannten Blockchain nachschauen, der Technologie hinter der Währung, eine Art digitales Kassenbuch, das alle Transaktionen speichert und praktisch fälschungssicher macht. Doch auch hier gilt: Laien dürfte das wohl überfordern.

Große Skepsis gegenüber Bitcoins vorhanden

Dass man Bitcoins und andere sogenannte Kryptowährungen an Automaten kaufen kann, ist nicht neu. Schon vor mehreren Jahren wurden die ersten Geräte in Deutschland aufgestellt. So richtig durchgesetzt haben sie sich bislang aber noch nicht. Das hängt vielleicht auch mit der Skepsis gegenüber Bitcoins zusammen: Vergangenes Jahr gaben in einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom mehr als 40 Prozent an, sie hätte Angst vor dem Wertverlust. Ein ähnlich großer Anteil wusste nicht, wofür er Bitcoin überhaupt verwenden sollte.

Diese Zurückhaltung teilt auch Thomas Mai von der Bremer Verbraucherzentrale. „Es ist keine stabile Währung und daher eigentlich nicht als Zahlungsmittel geeignet“, sagt er. Er sehe für Normalverbraucher keinen Mehrwert; wer mit der EC- oder Kreditkarte einkaufe, könne ebenfalls bargeldlos und unkompliziert bezahlen.

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