Das rheinland-pfälzische Höhr-Grenzhausen hat einen, Mainz, Wien und Köln ebenso und seit September 2018 auch Elmshorn. In immer mehr Städten werden öffentliche Plätze den Rechten von Kindern gewidmet. Auch Bremen soll schon bald einen „Platz der Kinderrechte“ bekommen. Dafür setzen sich neben dem Kinderschutzbund auch die Grünen ein. Sie haben einen entsprechenden Antrag für die Bürgerschaft verabschiedet. Die Forderung darin: Der Senat soll in Abstimmung mit öffentlichen Trägern und den Beiräten (maßgeblich verantwortlich für die Namensgebung von Straßen und Plätzen) einen „geeigneten und zentralen“ Ort suchen, der als neuen oder zusätzlichen Namen „Platz der Kinderrechte“ bekommt.
Der Hintergrund des Vorstoßes: Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen von 1989 gilt seit 30 Jahren weltweit in insgesamt 196 Ländern, seit 1992 ist sie auch in Deutschland ratifiziert. In die Bremer Landesverfassung wurde ein eigener Artikel 2003 aufgenommen. Seit 1993 setzt sich ein Aktionsbündnis dafür ein, den Rechten von Kindern einen eigenen Artikel im Grundgesetz zu widmen, dazu hat sich im aktuellen Koalitionsvertrag auch die Bundesregierung verpflichtet.
Bis Ende des Jahres soll eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern von Bund und Ländern einen Vorschlag erarbeiten. Aber in der Öffentlichkeit sind Kinderrechte (u.a. Recht auf Leben, Schutz vor Gewaltanwendung und Misshandlung, Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit und Beteiligung in Angelegenheiten, die das Kind betreffen, Schutz vor rechtswidrigen Eingriffen in das Privatleben) eher selten Thema.
Kinder sollen ihre Rechte kennen
„Kinderrechte müssen in der Alltagspraxis verankert werden“, sagt Gisela Knigge, stellvertretende Vorsitzende des Kinderschutzbundes Bremen. „Es ist wichtig, dass Kinder ihre Rechte kennen, damit sie lernen, damit umzugehen und auch, dass sie dadurch den Respekt vor den Rechten anderer entwickeln.“ Ein öffentlicher Platz könnte aus ihrer Sicht dabei helfen, das Thema sichtbarer zu machen. Ralph Saxe, selbst Vater von vier Kindern, und verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, sagt: „Ich würde das gerne noch in dieser Legislatur beschlossen sehen.“
Erste Ideen, wo ein „Platz der Kinderrechte“ künftig verortet werden und wie er aussehen könnte, gibt es auch schon. Der Antrag der Grünen nennt als Beispiele den Präsident-Kennedy-Platz, dort als Zweitname, die Wallanlagen, die Deetjen-Anlage und den Bürgerpark. Dort wird in der Nähe des Marcusbrunnens immer im August der Kindertag gefeiert; der Platz könnte in den Spielplatz integriert werden, den es schon gibt. Der „Platz der Kinderrechte“ soll nämlich nicht nur aus dem Hinweis im Namensschild bestehen, von Kindern und Künstlern gestaltete Skulpturen und Spielgeräte sollen die Kinderrechte plastisch darstellen. Bei der Wahl eines Ortes müsste übrigens auch der Denkmalschutz zustimmen.
„Wir haben schon mit Bürgerparkdirektor Tim Großmann gesprochen“, sagt Saxe. „Er war sofort von der Idee begeistert, und ich kann mir vorstellen, dass uns auch der Bürgerparkverein unterstützen würde.“ Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) findet das Projekt ebenfalls gut, weil es auch aus ihrer Sicht dazu beiträgt, den Menschen stärker bewusst zu machen, dass auch Kinder Rechte haben. „Wenn ich mit Eltern über Kinderrechte spreche, sagen sie oft: ,Es gibt ja aber auch Pflichten.' Das Gegenteil von Recht ist aber nicht Pflicht, sondern Unrecht“, sagt Kathrin Moosdorf, Geschäftsführerin des Bremer Kinderschutzbundes.
Moosdorf könnte sich auch einen Ort vorstellen, der erst noch kinderfreundlich gestaltet werden müsste. Oder, angelehnt an die Leselust-Paten-Aktion aus dem Jahr 2006, bei der Skulpturen der Stadtmusikanten an verschiedenen Orten fürs Lesen warben, unterschiedliche Orte in der Innenstadt, die auf Kinderrechte hinweisen. „Ich wünsche mir, dass wir offen denken und dass es eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema gibt“, sagt sie. Grundsätzlich würden die Bedürfnisse von Kindern bei der Stadtplanung häufig nicht berücksichtigt, sagt Saxe. „Sie sind nur Fußnoten. Dabei müssten sie eigentlich eine Prämisse sein.“
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