Der Christopher Street Day (CSD) Bremen ist in diesem Jahr eine betont politische Veranstaltung. „Wir sehen uns gern als Demonstration und möchten das unterstreichen“, sagt Robert Dadanski, Pressesprecher und Vorstand des Bremer CSD-Vereins. „Wir betrachten es nicht als Party – unabhängig davon, dass man auf Demonstrationen sehr viel Spaß haben kann.“
Der CSD Bremen findet nach einer Unterbrechung zwischen 2004 und 2017 in diesem Jahr zum zweiten Mal infolge statt. Die Parade für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern (LGBT) zieht am 25. August durch die Stadt unter dem Motto „Der Schlüssel zur Welt ist Vielfalt“. Wie immer fällt der Termin auf den letzten Sonnabend im August. 1979 fand in Bremen Deutschlands erster CSD statt unter dem Namen „Gay Pride International – Schwuler Karneval“.
Durch interne Streitereien fielen die Paraden zwischen 2004 und 2017 aus. Dadanski ist zuversichtlich, dass der neue Verein einen regelmäßigen CSD auf die Straße bringen kann: „Das wird jetzt nicht mehr aufhören, sondern jährlich stattfinden.“ Für die nächsten zehn Jahre sei ein CSD geplant. „Der einzige Grund, keinen CSD zu machen, wäre, wenn er nicht mehr nötig wäre." Und da dieses Szenario noch nicht in Sicht sei, gebe es wieder einen regelmäßigen CSD.
Der Verein habe von Anfang an klar gemacht, dass der Bremer CSD mehr Demonstration als Party sein soll. Einige Unterstützer hätten daraufhin zuerst ein falsches Bild der bunten Veranstaltung erhalten. „Wir wurden gefragt, ob wir Musik auf der Demonstration verbieten wollen. Natürlich nicht!" Der CSD Bremen sei nicht kommerziell, betont Dadanski. „Wir haben keinen Hauptsponsor, keine große Bank oder Automarke.“ Der Verein habe sich bewusst dagegen entschieden, einen Sponsor ins Boot zu holen, der ihnen eine klare Richtung vorgegeben hätte. Das Konzept sei mit der Community gemeinsam erarbeitet worden.
„Der Weg war dadurch steiniger für uns als für einem CSD, der ein Budget von 70.000 Euro hat.“ So könnte der Verein besser das Leitbild vertreten, was Dadanski als Ursprung des CSD sehe. Dazu gehöre auch, dass die Organisatoren keine kommerziellen Lkw auf der Demonstration zulassen würden. Das seien „Party-Lkw“, für die man Fahrkarten kaufen könnte, die bis zu 100 Euro kosten würden. „Dort wird dann einfach nur gesoffen“, meckert er. Man dürfe natürlich Spaß haben, aber: „Es ist eine Demonstration mit Forderungen an Politik und Gesellschaft.“
Regenbogenfahne am Rathaus
Der Verein fordere einen außenpolitischen Einsatz gegen die Bestrafung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und gegen staatliche, gesellschaftliche und religiöse Verfolgung und Entrechtung. Dazu setzen sich die Organisatoren für Geflüchtete aus dem LGBT-Spektrum ein. Die Bundesregierung solle Verfolgung und die damit verbundene Lebensgefahr als anerkannten Asylgrund aufnehmen. Der Bremer Senat solle dazu seine Möglichkeiten im Bundesrat ausschöpfen. Des Weiteren fordere der Verein einen Referenten für LGBT-Angelegenheiten in Bremen, Weiterbildungen für Behördenmitarbeiter sowie eine dauerhafte Finanzierung des Rat-und-Tat-Zentrums.
Dadanski würde es freuen, wenn in diesem Jahr die Regenbogenflagge präsenter wäre und auch am Rathaus ein Exemplar hängt – im vergangenen Jahr blieb der Flaggenmast leer, obwohl Linke, SPD, Grüne und FDP gemeinsam beschlossen hatten, das Zeichen der Solidarität zu hissen. Nach Kritik der Veranstalter hieß es damals, der zuständige Haustechniker sei kurzfristig erkrankt. Dadurch sei versäumt worden, die Fahne anzubringen. Im Nachhinein erklärte eine Sprecherin zur Begründung, dass nur Hoheitszeichen am Rathaus hängen dürften – die Werder-Flagge sei eine Ausnahme.
Aber nicht nur vom Rathaus hoffe Dadanski, die symbolträchtige Flagge wehen zu sehen: Auch Bürgerschaft, Handelskammer, Kirchen und Privatmenschen auf ihrem Balkon sollten die Regenbogenfahne zeigen und ein Zeichen setzen.
Die Demonstration startet um 14 Uhr am Wall. Die Demonstrationsroute habe sich zum Vorjahr verändert. „Barrierefreiheit ist dieses Jahr ein Thema für uns.“ Der genaue Verlauf der Route sowie der Ort der Abschlusskundgebung würden demnächst bekannt gegeben. Die Abschlussparty werde wieder im Schlachthof stattfinden. Auch gebe es wieder einen gemeinsamen Empfang in der Bürgerschaft. „Das Rahmenprogramm ist gigantisch dieses Jahr“, sagt er. In diesem Jahr bestehe eine Partnerschaft mit dem Danziger Verein „Tolerado Gdańsk“. Der Bremer CSD-Verein nehme immer mehr Aufgaben wahr. Mittlerweile sei die Mitgliederzahl auf mehr als 60 angewachsen.
Im vergangenen Jahr habe der Verein mit 500 Besuchern gerechnet, es seien mehr als 5000 gekommen. „Dieses Jahr rechnen wir mit deutlich mehr“, sagt er. Dazu habe der Verein in diesem Jahr seine Öffentlichkeitsarbeit intensiviert. "Der CSD in Oldenburg hat 12.000 Menschen mobilisiert. Bremen ist eine größere Stadt, es kann noch schöner werden.“