Eine Mutter geht mit ihrer Tochter am Marktplatz entlang. Das kleine Mädchen sieht die vielen Menschen mit bunten Bannern, die mit lauter Musik langsam in Richtung Hauptbahnhof ziehen. Die Vierjährige guckt ihre Mutter fragend an. Was soll dieser Lärm? Was machen diese Menschen da?
„Wir wollen ein Zeichen für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung setzen“, sagte Charlotte Vöhl. Sie ist eine von 500 Bremerinnen und auch einigen Bremern, die am Donnerstag trotz strömendem Regen zum Weltfrauentag auf die Straße gegangen sind. Vom Ziegenmarkt bis zum Hauptbahnhof zog die Demonstration, mit im Wind flatternden Fahnen und Regenschirmen.
„Für mich bedeutet Feminismus, laut zu sein, sich durchzusetzen und nicht von den patriarchalen Strukturen bestimmen zu lassen", saqte Vöhl. Sie ist Mitglied beim Queerfeministischen Bündnis, das zum ersten Mal dieses Jahr die Demonstration zum Weltfrauentag mit auf die Beine gestellt hat.
Münever Azizoglu-Bazan nennt es „Frauenkampftag“. Sie ist Mitglied bei der Stadtfrauenkonferenz. „Wir wollen gemeinsam unsere Forderungen auf die Straße tragen. Nur so können wir eine lebenswerte Zukunft erkämpfen. Wir finden es wichtig, dass wir Frauen uns gemeinsam organisieren, gemeinsam protestieren. Dass wir unsere Stimmen gemeinsam erheben!“, sagt sie. Das tun sie in Bremen, aber sie tun es nicht nur für Frauen in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt.
Das bedeute laut Azizoglu-Bazan Freiheit für Frauen in in der syrischen Stadt Afrin, für Frauen, die noch von Daesh gefangen gehalten werden und die im Iran unterdrückt werden. „Feminismus ist auch immer Antirassismus", stimmt ihr Charlotte Vöhl zu. „Wir finden, dass alle Menschen in dieser Gesellschaft einen Platz brauchen. Das ist nicht nur feministisch, sondern auch queerfeministisch, dafür setzen wir uns ein!“ Das bedeute Platz zu machen für alle Geschlechter in dieser Gesellschaft und dass man weg müsse von der Vorstellung, es gebe nur die Rollen Mann und Frau und zwei Geschlechter. Für einen Demonstranten von der Grünen Jugend bedeutet Feminismus vor allem, aus Rollenbildern ausbrechen zu können: „Die Männer müssen die Macht abgeben, von der sie zu viel haben, und dadurch frei sein", sagt er.
Eines der vordersten Schilder trägt die Aufschrift: „Wir gehen dem Frühling der Frauen entgegen.“ Die Demonstranten glauben daran, und sie sprechen sich Mut zu: “Wir sind nicht wenige und vor allem nicht alleine. Wir haben viele Wegbegleiter.“