Die Jagd nach günstigem Wohnraum für Studierende hat begonnen. Kurz vor Start des neuen Wintersemesters im Oktober suchen derzeit viele Anwärter eine passende Bleibe in Bremen. Für ein WG-Zimmer müssen sie durchschnittlich 350 Euro im Monat aufbringen. Das geht aus einer neuen Studie des Berliner Moses-Mendelssohn-Instituts in Kooperation mit dem Immobilienportal "WG-Gesucht.de" hervor, die am Montag veröffentlicht wurde.
Die Berechnung für Bremen ist damit auf dem Stand des Vorjahres geblieben. Anders sieht es in Hannover aus, wo Studierende tiefer in die Tasche greifen müssen. Dort ist die durchschnittliche WG-Miete von 313 auf 330 Euro gestiegen. Damit liegen die Mietpreise in beiden Städten allerdings noch unter dem Bundesdurchschnitt von 363 Euro.
Für die Studie hat das Institut die Entwicklung der Mietpreise für WG-Zimmer seit 2013 an 96 Hochschulstandorten in Deutschland untersucht. Insgesamt habe sich die Wohnsituation für Studierende in Deutschland 2018 weiter verschlechtert. Besonders teuer sind die Studentenbuden in München (von 570 auf 600 Euro), in Frankfurt (von 450 auf 480 Euro), in Hamburg und Stuttgart (jeweils von 420 auf 450 Euro) sowie in Köln und Berlin (jeweils von 400 auf 420 Euro).
Kritik vom Studierendenwerk
Diese Städte nehmen die vorderen sechs Plätze im Ranking ein. „Bemerkenswert ist die unterschiedliche Entwicklung in den Hochschulstädten“, sagt Stefan Brauckmann, Direktor des Moses-Mendelssohn-Instituts. „Wir haben auf der einen Seite gefragte Standorte, in denen die Studierendenzahlen und die WG-Preise steigen, während deutlich günstigere Standorte trotz des Kostenvorteils weniger gefragt sind. Die Schere geht auseinander."
Am Montag kritisierte auch das Studierendenwerk Bremen den knappen Wohnraum für junge Menschen in der Stadt. Bei der Versorgung mit Wohnheimplätzen habe Bremen im vergangenen Jahr mit einer Quote von 6,28 Prozent bundesweit den 14. Platz belegt.
„In den kommenden Jahren werden wir weitere Wohnheime sanieren müssen. Wenn Bremen für Studierende ein attraktiver Studienstandort sein soll, ist bezahlbarer Wohnraum in sanierten Gebäuden hierfür eine Grundvoraussetzung", sagte Hauke Kieschnick, Geschäftsführer des Studierendenwerks Bremen.
Projekte wie der geplante Neubau in der Emmy-Noether-Straße seien daher nötig, um den zeitweise nicht zur Verfügung stehenden Wohnraum ausgleichen zu können. Kieschnick machte deutlich, dass das Studierendenwerk für die anstehenden Aufgaben besser ausgestattet werden müsse, um den steigenden Herausforderungen gerecht zu werden.
Das Studierendenwerk verfügt aktuell über zehn Wohnanlagen in Bremen und zwei in Bremerhaven. Insgesamt stehen 1923 Plätze für Studierende zur Verfügung, 136 davon in Bremerhaven. Die Miete in den Wohnheimen liege deutlich unter dem Durchschnitt der Berliner Studie, bei 240 Euro pro Zimmer. Wie viele junge Menschen derzeit auf der Warteliste stehen, darüber wollte das Studierendenwerk keine Angaben machen und verwies auf die hohe Fluktuation zu Semesterbeginn.
Einen Monat vor Beginn des Wintersemesters können sich Studierende aber auch über neue Kapazitäten freuen: Dieser Tage ziehen die ersten von ihnen in die Campuswohnanlage des Studierendenwerks auf dem Universitätsgelände. Die Wohnanlage stand aufgrund von Sanierungsarbeiten 18 Monate nicht zur Verfügung – nun werden dort 151 Einheiten frei. Zudem steht der Neubezug eines weiteren Gebäudes mit 106 Plätzen bevor.
Etwa 4000 neue Studierende
„In den kommenden Wochen werden wir ein Gebäude mit 106 Plätzen in der Anne-Conway-Straße übernehmen. Wir freuen uns über die zusätzlichen Zimmer, die sich ebenfalls in unmittelbarer Campusnähe befinden“, sagte Kieschnick. Die Immobilie war ursprünglich von der Sozialbehörde zur Unterbringung von Geflüchteten angemietet worden, wird nun aber nicht mehr benötigt.
Die Universität Bremen erwartet zu Anfang Oktober nach eigenen Angaben etwa 4000 neue Studierende. Für die Bachelor- und Masterstudiengänge haben sich dieses Semester mehr als 30.000 Menschen beworben. Zu den beliebtesten Studienfächern zählen in diesem Jahr laut Uni Psychologie, Rechtswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre.
Dafür gibt es deutlich mehr Bewerber als Plätze. Es gibt aber auch Fächer, die weniger beliebt sind, darunter fallen unter anderem Geowissenschaften, Geschichte oder Physik. Wer noch auf den letzten Drücker einen Studienplatz in einem dieser Bereiche erhalten möchte, hat noch bis zum 15. September Zeit, sich dafür einzuschreiben.
An der Hochschule Bremen sind derweil 1900 Plätze für das Wintersemester zu besetzen. Auch dort sollen sich Interessierte kurzfristig noch für ausgewählte Fächer bewerben können. An der Jacobs-University in Bremen-Nord sind indes bereits in dieser Woche die Lehrveranstaltungen gestartet. 400 neue Studienanfänger sind bisher bekannt, weitere folgen bis Anfang Oktober.