In der Jugendhilfe bekommen minderjährige Geflüchtete häufig ein engmaschiges Betreuungsangebot. Fallen sie mit dem Eintreten der Volljährigkeit dort heraus, ist aber nicht automatisch auch ihr Bedarf an Beratung verschwunden. Sie stehen dann häufig alleine vor den Herausforderungen des Erwachsenwerdens: In der eigenen Wohnung leben, eine Ausbildung beginnen und Kontakt zu anderen Bremern finden, sind nur einige Dinge, die sie dann ohne jegliche Hilfe meistern müssen.
Um den Übergang in die Selbstständigkeit zu unterstützen, hat der Verein Fluchtraum Bremen in Abstimmung mit der Sozialbehörde, dem Jugendamt sowie mit Jugendhilfeeinrichtungen und Akteuren der offenen Jugendarbeit in der Stadt ein Konzept für ein neues Beratungs- und Begegnungszentrum entwickelt. Dafür suchen die Mitarbeiter derzeit dringend nach neuen Räumlichkeiten. Dort will der Verein dann sein bisheriges Beratungsangebot bündeln und neue Angebote schaffen.

Die Ehrenamtlichen helfen bei den Hausaufgaben.
Seit August 2017 bietet Fluchtraum bereits in Kooperation mit dem Jugendhaus Buchte (Buchstraße 14/15) zweimal in der Woche ein Beratungscafé für junge Geflüchtete an. Mittwochs und donnerstags zwischen 16.30 und 19 Uhr können Interessierte in die Einrichtung kommen und Unterstützung und Beratung in Fragen zu Ausbildung und Beruf, Alltagsleben, rechtliche Fragen, Hilfestellung bei Anträgen und Behördenangelegenheiten in Anspruch nehmen.
Gleichzeitig findet im unteren Teil des Gebäudes ein Jugendtreff statt, bei dem die jungen Geflüchteten zusammen Musik hören und miteinander ins Gespräch kommen. Betreut wird das Angebot von hauptamtlichen Mitarbeitern des Vereins und Ehrenamtlichen. Die jungen Erwachsenen, die in das Jugendhaus kommen, sind in der Regel zwischen 18 und 27 Jahre alt.
Ob sie allein nach Bremen gekommen oder mit ihrer Familie geflohen sind, spielt für die Inanspruchnahme der Angebote keine Bedeutung. "In Bremen findet für junge Geflüchtete gerade eine große Veränderung statt", sagt Lea Böhme von Fluchtraum. Nachdem die Stadt in den Jahren 2015/2016 relativ viele unbegleitete Minderjährige erreicht haben, sind es nun immer weniger.
Räume in zentraler Lage gesucht
"Die meisten von ihnen sind nun junge Volljährige und werden gar nicht mehr oder kaum von der Jugendhilfe betreut", so Böhme. Trotzdem hätten viele von ihnen noch immer einen Bedarf an Beratung. Diese Lücke habe auch die Sozialbehörde erkannt, weshalb sie das Projekt von Fluchtraum für die kommenden zwei Jahre mit 156.000 Euro im Jahr finanziell unterstützen wird.
Die übrigen benötigten Mittel nimmt der Verein über Spenden ein. Die neuen Räumlichkeiten sollten möglichst in zentraler Lage mit guter Verkehrsanbindung liegen, sagt die Vereinsvorsitzende Claudia Schmitt. Zwischen 165 und 250 Quadratmeter benötigt der Verein nach eigenen Angaben, um sämtliche Beratungsstellen, die sich derzeit über die ganze Stadt verteilen, dort zu bündeln und auszubauen.
So soll das offene Beratungscafé möglichst an mehreren Tagen in der Woche stattfinden. Neben verschiedenen Büros wünschen sich die Mitarbeiter auch einen Mehrzweckraum für das offene Café, Schulungen, Mitgliederversammlungen und anderen Angeboten. "Wir wollen uns auch für Initiativen öffnen, die eigene Projekte starten wollen und denen ein Treffpunkt fehlt", so die Vereinsvorsitzende Claudia Schmitt weiter.
Fluchtraum engagiert sich seit 2004 für junge Geflüchtete und vermittelt auch Ehrenamtliche als Mentoren sowie Einzelvormünder. Neben den sechs hauptamtlichen Mitarbeitern sind dort 380 Ehrenamtliche aktiv, die insgesamt etwa 350 Mentorenschaften und 70 Vormundschaften übernommen haben.
"Die Warteliste von jungen Geflüchteten, die eine Mentorenschaft suchen, ist lang", sagt Lea Böhme. Nachdem es während der großen Zuzugswelle vor einigen Jahren ein großes Engagement gegeben habe, sei es nun immer schwieriger geworden, Freiwillige zu finden, die eine Patenschaft übernehmen.
Auch in diesem Bereich sollen in dem neuen Begegnungszentrum neue Möglichkeiten entstehen. "Wir müssen auch für die Ehrenamtlichen neue Wege finden, wie sie sich engagieren können", sagt Schmitt. So soll es künftig möglich sein, sich auch punktuell in die Flüchtlingshilfe einzubringen. "Manchmal reicht es schon, wenn man jemanden zum ersten Training in einem neuen Fußballverein begleiten kann, weil sich derjenige alleine nicht traut", erklärt Böhme.
Weitere Informationen
Raumangebote und Ideen nimmt der Vereinsvorstand unter der E-Mail-Adresse vorstand@fluchtraum-bremen.de entgegen. Weitere Informationen zu Fluchtraum gibt es im Internet unter www.fluchtraum-bremen.de.