Wo gehobelt wird, klar, da fallen Späne. Ähnlich absehbar sind Volksfestfolgen: Wo gefeiert wird, bleibt Müll zurück. Plastikbecher, Zigarettenkippen, Pommesschalen, Mandeltüten ... Immerhin „gut vier Millionen Besucherinnen und Besucher“ haben nach Schätzung von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) während des Freimarkts Party gemacht. Genauere Erkenntnisse über die Hinterlassenschaften hat die Bremer Stadtreinigung laut Sprecherin Antje von Horn nicht: „Die Mengen werden nicht extra erfasst.“
Im Gegenzug wissen die Schausteller nicht, welche Entsorgungskosten ihnen ins Haus stehen: „Vorher wissen wir das nicht, und hinterher wissen wir es, wenn wir Glück haben“, sagt Wolfgang Ahrens, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Bremer Märkte. „Wir hören erst von den Behörden, wenn es um Gebührenerhöhungen geht. Dabei wäre es wichtig, besser eingebunden zu sein, um von vornherein Kosten vermeiden zu können.“
Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbandes des Landes Bremen, hat zwar ebenfalls keine Zahlen parat, erinnert sich aber, dass die Müllkosten „eine erhebliche Position dargestellt haben“, bis damit begonnen worden sei, auf Mülltrennung und recyclingfähige Materialien umzustellen.
Dennoch hatte die Stadtreinigung Markttag für Markttag alle Hände voll zu tun: „Mit hohem Aufwand“ seien Papierkörbe und Solar-Pressbehälter geleert und die Abfallcontainer abgefahren worden. „Wir waren mit einer kleinen Kehrmaschine für die Radwege, einer mittleren für die Straßen und einer Handtruppe unterwegs“, sagt Antje von Horn. Handarbeit sei vor allem „im Anliegerbereich“ und im sogenannten Begleitgrün rund um den Freimarkt gefragt gewesen.
Mit Wasserschläuchen den hartnäckigen Müll bekämpfen
Früher, sagt Robrahn, seien morgens auch auf dem Marktgelände Kehrmaschinen eingesetzt worden. „Wir haben das Kehren aber schon vor Jahren selbst übernommen, um Kosten zu senken. Abends und morgens wird vom Geschäft bis zur Straßenmitte gefegt, das ist Pflicht.“ Selbst ist der Schausteller auch, wenn das Wetter unerwartet gut und die zuckrigen Überreste des Freimarktumzuges unerhört hartnäckig sind: In diesem Jahr griffen die Marktleute am Marktplatz zu Wasserschläuchen, um den hartnäckigen Likör- und Kamelle-Kleb vom Pflaster zwischen Roland und Rathaus wegzuspülen. Dort staunten Fußgänger auch zwei Tage nach dem Umzug über ungewöhnliche Bodenhaftung.
Dass die Schausteller Aufgaben wie das Fegen selbst übernehmen hat mit Kostenersparnis zu tun. „Dass immer mehr Kollegen umstellen auf biologisch abbaubare Verpackungen und Produkte“, meint Rudolf Robrahn, habe natürlich mit einem Bewusstseinswandel zu tun. Ob Müllvermeidung oder -trennung, „unsere Branche beschäftigt sich sehr intensiv mit der Materie“, sagt Robrahn. „Wir arbeiten daran, ganz auf Plastik zu verzichten“, sagt der Bremer Verbandsvorsitzende. Mitte November, bei der Vorstandssitzung des Deutschen Schaustellerbundes in Berlin, sei das ein Thema.
Die Marktverordnung untersagt das Mitbringen von Flaschen – zur Müllvermeidung, „aber auch aus Sicherheitsgründen“, sagt Robrahn. Seit Jahren schon werde Gläserpfand erhoben. Und am Freimarktgelände stehen nicht nur Papier-, sondern auch Glascontainer bereit. Dennoch, Flaschen- und Dosensammler Detlef Kahdemann, der hauptberuflich im Gartenbau tätig ist, hat nach eigenen Angaben rund 250 Euro an Pfandeinnahmen erzielt – an einem Freimarktwochenende.
Viel herumliegender Müll sei ihm übrigens nicht aufgefallen während der Marktzeit. Rudolf Robrahn hingegen hat wiederholt beobachtet, „wie Anwohner und Leute, die mit dem Auto unterwegs waren, schnell etwas auf dem Freimarkt entsorgt haben“.
Nachbarn wie die Firma CSM Bakery Solutions an der Theodor-Heuss-Allee machen laut Unternehmenssprecherin Heidi Kahlstorf „seit Jahren gute Erfahrungen“ mit einem Zaun, der während der Freimarktzeit aufgestellt wird. Damit „reduzieren wir die wilde Müllentsorgung und wirken dem wilden Urinieren entgegen“.