Hohe Nachfrage, lange Wartezeiten: Das St.-Remberti-Stift Am Dobben ist nicht nur eine sehr beliebte Wohnadresse, sondern auch auf lange Sicht voll belegt. Für die St.-Remberti-Stiftung Grund genug, die vorhandenen Wohnmöglichkeiten zu erweitern und auf dem stiftungseigenen Gelände ein Wohnhaus mit 18 Wohnungen zu bauen.
„Uns wurde die Sorge zugetragen, dass die Warteliste für das St.-Remberti-Stift immer länger wird“, sagt Lars Lammers, Geschäftsführer der LPR-Architektengemeinschaft, auf der Einwohnerversammlung zum Vorhaben- und Erschließungsplan Nr. 141 Rembertistift Am Dobben im Siemens-Hochhaus. Aus dieser Sorge heraus ist nun ein Plan entstanden, der das Bebauen des kleinen Grundstücks vor dem dreigeschossigen sogenannten Kaiserhaus aus dem Jahre 1907 ermöglichen soll. Flächenrecycling, also die Fläche einer neuen Nutzung zuführen, heißt das in der Fachsprache und bedeutet, dass das kleine Gärtchen mit acht Bäumen und anderen Pflanzen nun einem Haus weichen wird: Vier Geschosse sowie ein Dachgeschoss mit insgesamt 18 Wohneinheiten, mehrere davon rollstuhlgerecht und alle barrierefrei. Zudem soll ein Fahrstuhl eingebaut werden. Vor der Bepflanzung der Fläche war bis in die 70er-Jahre hinein eine Tankstelle auf dem Grundstück beheimatet.
„Grundstück wird besser genutzt“
Doch es gibt auch Einwände aus dem Publikum: So bemängelt ein Anwohner, dass die Bewohner des Kaiserhauses fortan im Schatten leben müssten. „Die Sicht auf den Dobben wird zwar verstellt, doch eine Verdunkelung der Räume wird nicht stattfinden“, sagt Lars Lammers dazu. Eine Verschattungsstudie habe zudem gezeigt, dass ausgehend vom Monat Mai zu keinem Zeitpunkt ein Schatten auf das Kaiserhaus fallen werde. Manfred Corbach, ehrenamtlicher Geschäftsführer des St.-Remberti-Stiftes, betont die Gemeinnützigkeit der Stiftung, bevor er sagt: „Es besteht ein Interesse daran, Wohnraum für ältere Menschen zentral in Bremen zu schaffen. Der Stiftungsgedanke ist darauf angelegt, preiswertes Wohnen für Menschen ab 60 Jahren zu ermöglichen. Lassen wir doch die Menschen entscheiden, ob sie dort wohnen wollen.“ Für das Leben im St.-Remberti-Stift heiße es jedenfalls: Je enger bebaut werde, desto besser, da dadurch die Kommunikation untereinander besser gewährleistet sei. „Und außerdem haben wir keine einzige Wohnanlage mit Fahrstuhl“, führt Manfred Corbach weiter aus. „Dem Stift gehört das Grundstück und es wird dann besser genutzt werden als vorher. Wir haben viele Bewohner, bei denen das Treppensteigen schwierig wird“, fügt er hinzu. Die Menschen seien aber noch nicht in der Verfassung, ins Heim zu müssen. Wenn Bewohner das Stift verlassen müssten, wäre das schlecht für die Gemeinschaft. „Wir hören auch von den Menschen aus dem Kaiserhaus, dass es ab und zu Lärm gibt und die Nutzer des öffentlich zugänglichen Parks sich nicht immer gut benehmen. Das Haus kann also auch ein Schutz vor Belästigungen sein.“
Beiratsmitglied Joachim Musch von den Grünen ist von den Bebauungsplänen wenig angetan, denn vor 40 Jahren sei die Fläche als nicht bebaubar ausgewiesen worden: „Ich sehe also keinen Grund, das Bebauungsrecht zu ändern. Und mal eben solch eine Fläche plattzumachen, ist städtebaulich daneben.“ Das sei ein Kleinod mitten in der Stadt, findet er: „Man sollte überlegen, ob man eine andere Fläche finden kann.“ Das sei die einzige Baulücke auf dem Stiftsgelände, antwortet Manfred Corbach. Doch für einen Anwohner bedeutet die Bebauung durch die Versiegelung von Bodenflächen die Zerstörung von Lebensqualität: „Das ist eine Oase für Leute, die Ruhe suchen. Sie machen dadurch das ganze Ensemble kaputt.“ Stadtplanerin Marion Skerra sagt dazu, die Denkmalpflege sei der Auffassung, dass dieser Gartenbereich nicht zum Ensemble gehöre. „Damals war es wohl die richtige Lösung für diesen Ort, ihn so zu gestalten.“
Gewohnt niedrige Mieten wären nicht realisierbar
Lars Lemke vom Stadtplanungsbüro BPW baumgart+partner betont hingegen, dass sich in der Stadtentwicklung die Rahmenbedingungen ändern würden. Den damaligen Mobilitätsvorstellungen entsprechend stand früher eine Tankstelle dort, heute möchten die Menschen hingegen von den Vororten zurück in die Stadt. „Heute hat man dort eine Baulücke und Senioren, die auf der Warteliste stehen und in der Stadt leben wollen“, sagt er. Hier gelte es, abzuwägen: Wohnraum oder eine kleine Parkanlage. „Ich glaube, Wohnraum zu schaffen, ist wichtiger und sinnvoller für die Bewohner.“
Manfred Corbach sagt aber auch, dass in dem neuen Gebäude die gewohnt niedrigen Mieten des St.-Remberti-Stifts nicht realisierbar seien: „Das können wir nicht leisten. Wir müssen zehn bis elf Euro pro Quadratmeter nehmen, um das Gebäude zu finanzieren.“ Insgesamt seien 100 Interessenten auf der Warteliste und bei fünf bis sechs frei werdenden Wohnungen pro Jahr betrage die Wartezeit derzeit 25 Jahre: „Da sind 18 Wohnungen schon hilfreich.“