Erst einmal klingt die Entwicklung positiv: In Bremen fällt immer weniger Unterricht aus – beziehungsweise gibt es bei Ausfall immer häufiger eine Vertretungsregelung. Das ist das Ergebnis einer Auswertung, mit der sich am Mittwoch die Mitglieder der Bildungsdeputation befasst haben. Demnach ist der ersatzlose Unterrichtsausfall an allgemeinbildenden Schulen (2,6 Prozent des Unterrichts) in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden.
Laut der Bildungsbehörde konnte im Schuljahr 2014/2015 für 70,5 Prozent der zur Vertretung angefallenen Unterrichtsstunden der Ausfall verhindert werden, im Schuljahr 2017/2018 waren es dagegen 77,6 Prozent. Das läge zum einen an den Neueinstellungen im Bildungsbereich und zum anderen an einer transparenteren Personalplanung der Schulen. Unter anderem müssen die Schulleitungen eine monatliche Statistik erstellen, die von der Schulaufsicht regelmäßig kontrolliert werde.
Während der überwiegende Teil der Deputierten diese Entwicklung positiv bewertete, gab es dennoch auch Kritik an den Zahlen. Denn obwohl insgesamt weniger Unterricht auf dem Stundenplan komplett gestrichen wird, steigt die Anzahl von Vertretungsanlässen. Seit einigen Jahren haben die Schulen mit steigenden Fehltagen der Lehrkräfte (16 Prozent 2017/2018) zu kämpfen – aus Krankheit oder aus sonstigen Gründen, heißt es in der entsprechenden Vorlage. Auch ein früher Mutterschutz spielt dort mit rein. Krankentage hingen vor allem mit den wachsenden Anforderungen und Belastungen zusammen, denen sich die Lehrer aufgrund der heterogenen Schülerschaft stellen müssen.
Ursachenbekämpfung von Langzeiterkrankten
Die Vertretungsregelungen seien zwar grundsätzlich richtig, gingen ohne weitere Entlastung aber letztendlich zulasten der Kollegen, die nicht krank seien und an den Schulen die Stellung hielten, kritisierte Angelika Hanauer vom Personalrat Schulen. Auch Thomas vom Bruch, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, und Kristina Vogt von den Linken mahnten an, dass man nicht bloß auf den reduzierten Unterrichtsausfall schauen dürfe, sondern auch die Stunden mit einbeziehen müsse, die nicht planmäßig erteilt wurden. Sie warben dafür, mehr in die Ursachenbekämpfung von Langzeiterkrankten zu investieren. Daran wolle die Behörde in Zukunft arbeiten, kündigte Michael Huesmann aus dem Ressort von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) an.
Ein weiterer Kritikpunkt unter den Deputierten war, dass der Unterrichtsausfall an Oberstufen nicht in die Statistik einfließt. Dort wird in den meisten Fällen keine Vertretung eingesetzt. Die älteren Schüler sollen sich stattdessen in sogenannten Selbstlernphasen eigenständig mit dem Unterrichtsmaterial auseinandersetzen.
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