Welchen Einfluss haben sogenannte Fitnesstracker auf die Gesundheit? Wie können Daten in Smartphone-Apps dazu beitragen, dass es uns gut geht? Fragen wie diesen will sich künftig ein Bremer Forschungsteam widmen: Der Leibniz-Wissenschaftscampus mit dem Fokus „Digital Public Health“ versammelt Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten von den Sozialwissenschaften bis zur IT. Das Projekt ist am Donnerstag offiziell im Übersee-Museum eröffnet worden.
Hajo Zeeb, Sprecher des Leibniz-Wissenschaftscampus, beschreibt den Schwerpunkt „Digital Public Health“ mit einem Fokus auf digitale Technologien in der Gesundheitsprävention und -förderung. Konkret wollen die Forscherinnen und Forscher herausfinden, wer eigentlich von digitalen Technologien im Gesundheitswesen profitiert, welche Chancen dahinter stecken und wie mit den Daten umgegangen wird. „Wir wollen herausfinden, wie das Verhältnis zwischen Technik und direktem zwischenmenschlichen Austausch in der Prävention gestaltet sein sollte“, erklärte Zeeb. Dazu gehöre, die jetzige Technologie zu untersuchen und effektive Alternativlösungen zu finden. Bereits im vergangenen Sommer haben die Wissenschaftler ihre Arbeit aufgenommen, mit dem Beginn des neuen Jahres sind die ersten Doktorandenprojekte gestartet. Die Nachwuchsforscher wollen beispielsweise herausfinden, wie Sensoren sogenannter Smartwatches verbessert werden können oder wie europäische Länder bei digitalen Lösungen in der Gesundheitspolitik aufgestellt sind.
Intensive Zusammenarbeit
Der Standort Bremen, sagte Zeeb, sei für diese Fragen optimal: Die Gesundheitswissenschaft sei an den Hochschulen hervorragend aufgestellt. Mit dem neuen Projekt soll die Zusammenarbeit zwischen dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS), dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medien „MEVIS“ und der Uni Bremen intensiviert werden. Entscheidend sei dabei die fachübergreifende Kooperation, betonte Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter. „Nur gemeinsam können wir Antworten auf die brennenden Zukunftsfragen der heutigen Gesellschaft finden.“ Er hofft, dass künftig Gesundheitswissenschaftler, Informatiker, Rechtswissenschaftler, Ethnologen und Philosophen entscheidende Fragen des sozialen und technischen Wandels diskutieren.
Claudia Schilling (SPD), Senatorin für Häfen und Wissenschaft, betonte die Vorreiterrolle, die Bremen als Standort eines Leibniz-Wissenschaftscampus einnimmt. „Neue Technologien müssen für die Menschen genutzt und ausgestaltet werden“, erklärte sie. „Der Campus ist die ideale Möglichkeit, um weitere Veränderungen zu schaffen.“ Veronika von Messling, Abteilungsleiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wies beim Auftakt auch darauf hin, dass die Digitalisierung nicht nur eine Chance, sondern auch eine Herausforderung sei. Denn was beispielsweise mit den Daten von Smartwatches passiere, müsse hinterfragt werden. „Wir haben keine andere Wahl, als uns mit diesen Themen im heutigen Zeitalter auseinanderzusetzen“, sagte sie.
Bundesweit gibt es mehr als 20 Leibniz-Wissenschaftscampi. Das Modell ist nach Angaben der Leibniz-Gemeinschaft die Antwort auf das „oft bemängelte Nebeneinander von universitärer und außeruniversitärer Forschung“ in Deutschland. Konkret sollen an diesen Standorten Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen besser und vor allem fächerübergreifend zusammenarbeiten können. Finanziert werden die Campi zu gleichen Teilen von der Leibniz-Gemeinschaft, dem Land und der jeweiligen Leibniz-Einrichtung, in Bremen also vom BIPS.
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