Neustadt. Der Testmonat Juni ist geschafft und die Hobbygärtner und Mitglieder des Vereins "Kulturpflanzen" dürfen nun offiziell den Lucie-Flechtmann-Platz an der Westerstraße auch weiterhin bis zum Ende des Sommers begrünen. Die Stadtgärtner planen zahlreiche Veranstaltungen und hoffen auf weitere Menschen, die mithelfen, um "Lucie" als neuen Treffpunkt für das Quartier zu gestalten. Aber auch für die Zukunft des Platzes gibt es schon Pläne.
Bänder an bunten Sonnenschirmen wehen über den Beeten, in denen es sprießt und blüht. Minze, Radieschen, Sonnenblumen und vieles mehr kommen zu Tage, wo einst auf dem Lucie-Flechtmann-Platz nur nackter Beton zu finden war. Der Testmonat für die Anwohnerinitiative, die für diese Veränderung gekämpft hat, ist vorbei. Und es darf weitergehen: Nun, da das Stadtamt seine Erlaubnis dafür gegeben hat, dass der neu für das Stadtgarten-Projekt gegründete Verein Kulturpflanzen bis zum Ende des Sommers den Platz nutzen und begrünen darf, wollen Juditha Friehe, Eva Kirschenmann und ihre Mitstreiter möglichst viele Aktivitäten für "Lucie" organisieren.
Einen Tag soll es Siebdruck geben, ein Freiluftkino ist geplant sowie ein Singer- Songwriter-Wettbewerb, Gärtner-Workshops und mehrere Aktionen für Kinder und Familien. Immer am letzten Sonntag im Monat findet außerdem von 16.30 bis 18 Uhr ein kostenloser Poi-Workshop statt, ein Kursus, bei dem man eine spezielle Form von Jonglieren lernen kann. Eine eigene Gruppe kümmert sich um die Organisation dieser Events, damit die anderen Stadtgärtner Zeit haben, sich Gestaltungsideen für den Platz einfallen zu lassen.
Es stehen bereits aus Holzpaletten selbst gebaute Hochbeete und Sitzmöbel auf dem Platz. "Das soll aber noch mehr werden", sagt Friehe. Die Initiative ist derzeit auf der Suche nach Holzspenden, die für künftige Bauprojekte verwendet werden können. Außerdem hoffen sie auf Spenden von Brötchenkisten aus Plastik, die zum Bau neuer Beete benötigt werden. "Eine Riesenhilfe wäre es auch, wenn uns jemand den Transport der Paletten abnehmen könnte, weil viele von uns kein Auto haben", bittet Friehe um Unterstützung. Auch die Suche nach einem Container, in dem die Gartengeräte ihren Platz finden sollen, ist noch nicht abgeschlossen. Zusätzlich stehen Dekoartikel hoch im Kurs, aber auch Hängematten, Pflanzenkübel, "und alles, was die Menschen sich hier auf dem Platz gut vorstellen können", so die Aktivistin. Neue Erde ist ebenfalls bereits angekommen, nun können neue Beete gebaut und nach Lust und Laune mit Sommerblumen, Obst und Gemüse bestückt werden. Menschen, die die Blumen regelmäßig mit Wasser versorgen möchten, sind ebenfalls dringend gesucht.
Kreative Verbotsschilder gegen Vandalismus
Damit die Pflanzen nachts nicht wieder ausgebuddelt werden (wir berichteten), hängen nun kreative Verbotsschilder an vielen Stellen, die einen durchgestrichenen Pflanzendieb zeigen. Andere Schilder verweisen dagegen auf Dinge, die ausdrücklich erwünscht sind: "Alle dürfen Ernten und eigenständig Neues pflanzen, außerdem sind Menschen mit ihren Musikinstrumenten sehr willkommen", erklärt Friehe. Die Stadtgärtner wollen in den kommenden Wochen die fußballplatzgroße Betonwüste möglichst schnell begrünen und für weitere bunte Aktionen nutzbar machen.
"Momentan spielt sich alles nur in einer kleinen Ecke ab, das soll jetzt üppiger werden", sagt die engagierte Anwohnerin. Neben der Zwischennutzung für das laufende Jahr gibt es allerdings auch schon Pläne für die kommenden Jahre. Bei einem Treffen mit einem städtischen Planer haben die Hobbygärtner vereinbart, dass sie nun bis August für den Neustädter Beirat und die Verwaltung ein paar Pläne zeichnen werden, wie sie sich den Platz in fünf Jahren vorstellen können.
"Wir wollen den Platz entsiegeln und ihn komplett barrierefrei gestalten", erklärt Friehe die beiden wichtigsten Punkte. Es soll ein Ort werden, an dem sich Kinder ebenso wohlfühlen wie junge und ältere Erwachsene. Das Hauptziel der Initiative bleibt es, langfristig eine Bebauung des Platzes zu verhindern. "Man kann die Menschen nicht immer nur übereinanderstapeln, sondern, diejenigen, die schon da sind, brauchen auch ein schönes Umfeld", meint die Anwohnerin aus der Grünenstraße. Ein Ort der Begegnung und Entspannung soll es werden. Friehe: "Jeder kann mitmachen und Ideen einbringen, der Platz ist groß genug für alle."
Wer mithelfen oder Sachspenden abgeben möchte, kann immer sonntags ab 16 Uhr zum gemeinsamen Gärtnern auf den Lucie-Flechtmann-Platz kommen. Im Internet sind Infos unter ab-geht-die-lucie.blogspot.de zu finden.