Der Künstler Johann Büsen greift selten zu „echten“ Farben und Pinseln. Für seine meist großformatigen Bilder setzt er sich lieber an den PC, nutzt das Graphik-Tablet und den Drucker. Er sieht sich damit aber durchaus in der Kultur von Künstlern, die immer mit dem gearbeitet haben, was Zeit und Umstände zur Verfügung gestellt haben. In der Galerie Mönch in der Oberneulander Landstraße sind die Werke des in Bremen studierten und lebenden Künstlers noch bis zum 28. Oktober zu sehen.
Büsens Ausstellungsliste zwischen 2003 und 2018 scheint schier endlos. Ausgezeichnet wurde er mit 2007 dem Internationalen Kunstpreis Schloss Freienfels, 2010 dem Paula Modersohn-Becker-Nachwuchs-Kunstpreis und in diesem Jahr bekam er das Arbeitsstipendium der Kulturkirche St. Stephani.
Johann Büsen, 1984 in Paderborn geboren, lässt seine Werke, wenn er auf Mittelformaten arbeitet, in einem speziellen Verfahren rückwärtig auf Akrylglas drucken. Großformate druckt er dagegen auf herkömmliche Malerleinwand und zieht sie auf Keilrahmen. Dabei, so Büsen, bleibt jedes gedruckte Bild ein Original. „Keines wird ein zweites Mal gedruckt“, verspricht der Künstler, der aber gelegentlich Details eines Bildes in ein anderes adaptiert.
Büsen arbeitet per Bild gerne zu einem Thema und stellt eine große Menge Informationen in einem Bild zusammen – ohne dabei aber einen Sinn oder eine Aussage zu favorisieren. Das macht seine Werke für den Betrachter spannend. „Crucifix“ von 2013, das in der Galerie Mönch zu sehen ist, ist so ein Werk im Pigmentdruck auf Leinwand in 0,90 mal 1,70 Metern. Zuerst sprechen die kräftigen plakativen Farben an. In Unordnung und Durcheinander lässt der Blick zuerst die vielen Kreuze bemerken, um danach zu weiteren Details zu wandern. Unsortiert, teils verborgen, teils verdeckt lassen Figuren, Formen, Pflanzen, Gebäude nach Deutung suchen. Wobei Figuren durchaus auch ihr Inneres freigeben können. Bei „Crucifix“ schaut so etwas wie ein Minarett einer Moschee aus dem blauen Boden. Ein Turm ragt dunkel mit einem Doppelkreuz in die Höhe. Holz-Crucifixe in grellem Grün überall, ganz, zerschlagen oder zerschlagend. Auch eine Art Strommast könnte ein Crucifix bedeuten. Blass im Hintergrund weisen gotische Fensterbögen auf lange Geschichte hin. Überall bedrängen und vereinnahmen Pflanzen und Bewuchs die Symbole. Immer Neues nimmt in Büsens Bildern den Blick gefangen, lässt entdecken. Bis das Mühlrad im Dachstuhl vom Blick gefunden ist, hat der Betrachter sich in das Bild hineingesehen, hat es Detail für Detail erobert, ist vielleicht über das Friedhofslicht hinter Efeugestrüpp gestolpert. Das ist nur ein Teil des „Crucifix“. Büsen ist neugierig auf Asiatisches, lässt Religion nicht aus, aber auch nicht die Fantasiewelten von Comics, Science Fiction oder Helden wie Spiderman.
Der Künstler ist nicht verhaftet im Abbilden von Realem und Existentem, er interpretiert selbst Fantastisches und Irreales gegenständlich. Szenen aus dem Krieg der Sterne passen bei ihm neben die Zimmerbegonie, zum nuklearen Katastrophen-Szenario ebenso wie zu Märchenszenen. Alles steht in seinen Bilderwelten nebeneinander, alles gehört in die Welt: sei das Thema „Shaman“, „Opposition“, „Proclamation“, „Claener“ oder „The Collector“, ein Werk von stattlichen 2,40 mal 0,70 Metern.
Seine Inspirationen führt Büsen am PC auf Monitoren zusammen. Verteilt die plakativen, fröhlich-grellen Farben mit elektronischem Pinselstrich, passt Größen an, schafft Verhältnisse zueinander, setzt in Szene. Durch seine Bilder wandert der Betrachter, wandert auf Entdeckungsreise durch Märchen, Absurdes, Reales, Spirituelles wie Hässliches und Schönes, Gewalttätiges und Sanftes.
In Büsens Kunststudium waren Fotografie und digitales Arbeiten Schwerpunkte. Er begann mit Street Art, mit Schablonen die er zum Sprayen nutzte. Entwarf Schablonen am PC und ersparte sich, wie er heute sagt, dann den Umweg über das Ausdrucken und Sprayen. „Ich arbeite gerne mit zwei bis drei Figuren“, sagt Büsen und weist auf das Bild „Phantom“ hin. Dieses zeigt neben und um die Figuren auch eine Art nacktes Teufelskind, das Menschentypen durchsieht. Gestalten, die aus Augen leuchten, schauen zu. Und natürlich, wieder versinkt man beim Betrachten in Details, entdeckt, stöbert, sucht.
Weitere Informationen
Die Ausstellung „Ghost Stories “ in der Galerie Mönch, Oberneulander Landstraße 153, sonntags 16 bis 19 Uhr bis 28. Oktober oder nach Vereinbarung unter Telefon 25 66 52.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!