In der Nacht zum Samstag brannte es erneut auf dem Gelände der Abraham-Gemeinde in Kattenturm: Dabei wurde der Müllcontainer für Plastikabfälle abgefackelt. „Das war das vierte Mal in zwei Wochen“, sagt Pastor Rüdiger Kurz, der die Gemeinde seit 20 Jahren leitet. Denn auch am 29. April und am 1. und 2. Mai brannten an der Anna-Stiegler-Straße Müllbehälter. Mit den Attacken auf seine Gemeinde ging es aber schon früher los, berichtet Kurz.
Gottesdienste lautstark gestört
Im Dezember wurde ein Gottesdienst russischer Pfingstler, die in der lutherischen Abraham-Gemeinde Gastrecht genießen, lautstark gestört - von einer Gruppe muslimischer junger Erwachsener. „Wir sind eine Gemeinde in einem nicht ganz einfachen Umfeld“, sagt Kurz, „aber dass in einem Gottesdienst ,Allahu akbar' gebrüllt wurde, war absolut neu.“ Vor allem die im Stadtteil sehr engagierten Gemeindemitglieder seien darüber schockiert und sehr enttäuscht. Denn bei den sozialen Einrichtungen der Gemeinde wie der Kinderbewegungswelt werde nicht danach gefragt, welche Konfession diejenigen haben, die sie nutzen.

Pastor Rüdiger Kurz ist besorgt über die sich häufenden Attacken auf seine Gemeinde.
Das kleine Kindertagesheim wäre beim ersten Brandanschlag am 8. März beinahe beschädigt worden. Damals brannten sämtliche vier Müllcontainer der Gemeinde, Bäume und Büsche gingen durch das Feuer kaputt. Alle Anschläge habe er der Polizei gemeldet, sagt Kurz - aufgeklärt wurde keiner. Der Pastor glaubt nicht, dass sich die Attacken gegen ihn oder andere Gemeindemitglieder persönlich richten. Er vermutet eher, dass sie von einer rund 20-köpfigen Jugendclique ausgehen. „Beweise habe ich aber keine“, stellt Kurz klar.
Einen klaren zeitlichen Zusammenhang sieht der Geistliche jedoch mit dem Abzug von zwei langgedienten Kontaktbeamten der Polizei (Kops) aus dem Quartier: „Die haben eben auch mal die Familien direkt aufgesucht, wenn ein Jugendlicher auffällig wurde. Heute ist keiner mehr vor Ort, das macht sich negativ bemerkbar.“ Für die zwei pensionierten Beamten sei ein netter jüngerer Kollege gekommen, der aber laufend für andere Aufgaben abkommandiert werde. „Das geht so einfach nicht“, findet Kurz.
Da auch der Beirat bislang nicht aktiv wurde, hat sich Kurz jetzt an den Bürgerschaftsabgeordneten Claas Rohmeyer (CDU) gewandt. „Unsere Fraktion wird zum Einsatz der Kops eine Kleine Anfrage in der Bürgerschaft stellen“, sagt der Landesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU. „Das Thema ist durch die Coronakrise richtig brisant geworden.“
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