Ein Spiel braucht nicht viel, um Spaß zu machen. Manchmal reichen ein paar bunte Holzklötzchen und eine ausgeklügelte Wippe aus Holz, um fröhliche Stunden zu garantieren. Das neueste Spiel des Kattenturmer Spieleerfinders Torsten Marold heißt "Kipp X" und richtet sich an alle Hobby-Zocker, die die richtige Balance zwischen Strategie und Geschicklichkeit hinbekommen. Doch Vorsicht: Wer seinem Gegner zu sehr schaden will, riskiert am Ende seinen eigenen Sieg.VON KARIN MÖRTEL
Kattenturm. Nur noch einen allerletzten kleinen Würfel auf der Wippe platziert, dann höre ich aber wirklich auf, bevor alles herunterfällt. Diese Art von Nervenkitzel kennen die Spieler, die sich an "Kipp X" versuchen, bereits nach kurzer Zeit. Der Kattenturmer Spieleerfinder Torsten Marold hat mit der außergewöhnlichen Kreuz- Wippe, auf die die Mitspieler ihre Holzklötze stapeln müssen, ein Geschicklichkeitsspiel der besonderen Art entwickelt. Der Franjos-Verlag ließ sich von dem Spiel überzeugen, und seit Oktober ist es nun auf dem Markt.
Seit über 20 Jahren denkt sich Torsten Marold Spiele für Kinder und Erwachsene aus. Er hat schon etwa fünfzehn Spiele in unterschiedlichen Ländern veröffentlicht. Dazu zählt auch "Husarengolf", das im Jahr 1997 zum Geschicklichkeitsspiel des Jahres gekürt wurde, sowie "Kipp it", das Vorläuferspiel zu "Kipp X", das 2006 in Kanada immerhin zwei Preise abgeräumt hat.
"Ich habe jedes Mal aufs Neue großen Spaß daran, eine Idee umzusetzen", sagt Marold. Sein Vorteil: Als gelernter Tischler kann er seine Spiele auch gleich selbst bauen. "Es dauert allerdings viel länger als so manch einer glaubt, bis eine Idee umgesetzt ist", erklärt der 50-Jährige aus Kattenturm. Für "Kipp X" musste er immer wieder an der Kreuzwippe feilen und Kleinigkeiten verändern. Sie durfte nicht zu träge, aber auch nicht zu empfindlich auf Gewicht reagieren. "Das war Millimeterarbeit, aber irgendwann hat es geklappt", so Marold. Nach einfacher Arbeit klingt das nicht.
Gedacht ist "Kipp X" für zwei bis vier Spieler ab fünf Jahren. Zu Beginn werden bunte Holzwürfel unterschiedlicher Größe auf die Spieler verteilt. Gewonnen hat, wer als erster alle Würfel auf der Kreuzwippe untergebracht hat. Die Spieler sind abwechselnd am Zug. Einzeln legt ein Spieler Würfel auf eine der hochstehenden Seiten der Kreuz-Wippe. Der Zug ist beendet, wenn die Wippe sich bewegt oder Würfel herunterfallen. Die muss der Spieler dann in seinen Vorrat nehmen.
"Das Spannende an dem Spiel ist, dass man ständig damit rechnen muss, dass man nicht nur den folgenden Spieler, sondern auch sich selbst in Schwierigkeiten bringt", erklärt der Erfinder des Spiels. Unter Spielern ist das als der sogenannte "Can‘t-Stop-Effekt" bekannt. Die Wippe ist nicht berechenbar. Jeder muss selbst den Zeitpunkt finden, wann er mit dem riskanten Stapeln aufhören will.
Zwölf Jahre bis zur Marktreife
Aber nicht jede Idee schafft es als fertiges Spiel bis in die Geschäfte. Für manchen Prototyp hat der Autor nie einen Abnehmer gefunden. Andere wiederum, wie das Sport-Spiel "Hockey sur table", haben zwölf Jahre bis zur Marktreife gebraucht. "Davon darf man sich nicht frusten lassen", findet Marold. Sein Rezept gegen Frust scheint seine Bescheidenheit zu sein. Er freut sich lieber über seine Erfolge, die er nicht an Geld und Verkaufszahlen, sondern an den Reaktionen der Spieler misst: "Auf der Spielemesse in Essen habe ich im Oktober mein Spiel präsentiert und habe gesehen, dass es den Leute großen Spaß macht – das ist für mich immer das Wichtigste." Dass einige Spieler auf ein Autogramm des Erfinders bestehen, findet er eher befremdlich.
Reich werden kann er von den Spielen nicht. "Dazu sind die Auflagen und der Prozentsatz, den die Autoren erhalten, zu gering", erklärt Marold. Er betrachtet das Erfinden als Hobby, das er nicht mehr missen möchte.
Mittlerweile sind seine Spiele in vielen verschiedenen Ländern erhältlich. So kommt "Kipp X" im kommenden Jahr auch nach Norwegen. In den USA ist es unter dem Namen "Kilter" erhältlich. "Am meisten gefreut habe ich mich, als mein Spiel ,Kipp it’ auch in Israel veröffentlicht wurde", erzählt Marold. Daraufhin habe er versucht, auch im arabischen Raum das Spiel zu vermarkten. "Das wäre doch genial, doch das bleibt bislang noch ein Traum", sagt der Spieleerfinder.
Der "Can‘t-Stop-Effekt" trifft übrigens auch auf das Leben des Spieleerfinders zu. Kaum ist "Kipp X" auf dem Markt, spukt Marold schon wieder eine neue Idee im Kopf herum. Es soll ein Lernspiel zum Thema Europa werden. "Mit vielen Aha-Effekten, die Spaß machen sollen", erklärt Marold. Ob er dafür einen Abnehmer findet, ist für ihn derzeit noch nebensächlich. Mit dem Spieleerfinden will er jedenfalls weitermachen, solange es ihm Freude macht.
Das Spiel "Kipp X" für zwei bis vier Spieler ab fünf Jahren ist im Franjos-Verlag erschienen und kann im Internet unter www.franjos-shop.de bestellt werden. Es kostet 29,90 Euro. Viele Spiele des Autors können im Bürgerhaus Obervieland getestet werden.