Es riecht nach frischem Holz auf dem Lahrshof in Arsten. Das kommt von den neuen Dachsparren, die dort, wo früher mal ein Stall für Rinder war, in die Luft ragen. Die Zimmerleute sind schwitzend dabei, die Konstruktion zu vollenden. In wenigen Tagen sind sie mit dem Haupthaus des dritten Bremer Hospiz fertig, dann wechseln sie rüber zum nächsten Abschnitt. Im Haupthaus folgen dann die Innenausbauer.
Im Frühjahr 2021 soll der Lahrshof in seiner Grundstruktur aus drei Gebäudeteilen wieder aufgebaut sein, dann aber nicht als Bauernhof, sondern als Bremens drittes Hospiz. „Sirius“ wird es heißen, der Name ist eine Idee von Johannes Foppe, dem Geschäftsführer der Zentrale für private Fürsorge (ZFPF). Sie wird das Hospiz betreiben. „Ich fand den Namen passend, weil Sirius der hellste Stern am Abendhimmel ist“, sagt Foppe. „Und weil wir so einen Bezug zum Himmel herstellen.“
Den Himmel werden die Bewohner des neuen Hospizes später unter anderem durch das zwölf mal fünf Meter große Dachfenster des Atriums sehen können, das zwischen dem Hauptgebäude und dem zweiten ehemaligen Stallgebäude entsteht. Überhaupt, viel Licht und hohe Räume seien entscheidende Aspekte im Entwurf, sagt Architekt Wolfgang Weiss, der für die ZFPF auch schon die alte Villa, in der das Hospiz „Brücke“ seinen Sitz hat, umgebaut hat. „Auf diese Erfahrungen können wir jetzt zurückgreifen“, sagt er.
Beim Bau verwendet werden hauptsächlich nachhaltige Stoffe: Ziegel aus Ton, Naturfasern für die Dämmung, Lehmputz, Holzrahmen für die Fenster. Weiss: „Das wird sich später auf das Raumklima auswirken.“ Erhalten bleiben auch viele der rund 250 Jahre alten Holzbalken des Hofes und eine der Außenfassaden, die später die Frontseite des Atriums ist – damit sie im Moment nicht umkippt, wird sie durch eine Balkenkonstruktion gestützt. Auch wenn „Sirius“ ein Neubau ist, aussehen soll er nicht so. „Wir erschaffen den Bauernhof wieder“, sagt Bauleiter Janko Segelken.
Mehr Erdhaufen als Erholungsort
Acht jeweils rund 30 Quadratmeter große Zimmer wird es geben, jedes mit Terrasse und Zugang zum großen Garten. Im Moment ist er durch die Baustelle mehr Erdhaufen als Erholungsort, „aber er war einer der Gründe, weshalb wir uns für dieses Objekt entschieden haben“, sagt Foppe. Das Hospiz wird später rund 1000 Quadratmeter umfassen, auf weiteren 200 wird der Ambulante Palliativdienst, den die ZFPF zusammen mit dem Klinikum Links der Weser betreibt, unterkommen.
Ursprünglich war die ZFPF davon ausgegangen, „Sirius“ schon in diesem Jahr eröffnen zu können, allerdings hatte es im vergangenen Herbst Verzögerungen bei der Erteilung der Baugenehmigung gegeben. Als die Arbeiten Anfang 2020 starteten, hatte es durch sehr viel Wasser im Boden zunächst Schwierigkeiten beim Gießen der Fundamente gegeben. Aber nun sei alles im Plan, sagt der Bauleiter, anders als auf anderen Baustellen hatte es durch Corona keine Schwierigkeiten gegeben, Abstände einzuhalten. „Die Rohbauer waren zunächst das einzige Gewerk“, sagt Segelken, „sie sind dann von den Zimmerleuten abgelöst worden.“
So wie es derzeit aussieht, werde es bei den kalkulierten 3,8 Millionen Euro Kosten bleiben, sagt Foppe. Für die Inneneinrichtung kommen etwa 250.000 Euro hinzu, diese Summe soll größtenteils über Spenden eingeworben werden. Foppe: „Von der Deutschen Fernsehlotterie haben wir eine Spende in Höhe von 100.000 Euro erhalten.“ Eine staatliche Unterstützung, auf die die ZFPF zwischenzeitlich gehofft hatte, steht laut Foppe im Moment nicht zur Diskussion.
Öfter auf der Baustelle zu finden ist auch Karola Rumpf. Sie wird „Sirius“ leiten und ist derzeit dabei, das Team zusammenzustellen. Etwa 20 Festangestellte plus ehrenamtliche Helfer werden die Gäste des Hospizes betreuen. „Die Erfahrung zeigt, dass die Mitarbeiter aufgrund der Belastung, die diese Arbeit mit sich bringt, hauptsächlich in Teilzeit arbeiten“, sagt sie. Eine andere Aufgabe für Rumpf: die Einrichtung im Stadtteil vorzustellen. „Bislang wurden wir positiv aufgenommen“, sagt sie. „Das war in Horn zuerst anders. Ich finde es schön, dass wir mit dem Hospiz hier mitten im Ortskern sind.“ Das merken sie auch auf der Baustelle: Einige Arster, erzählt Rumpf, kämen regelmäßig vorbei, um sich den Fortschritt der Baustelle anzusehen, einer von ihnen dokumentiere den Umbau des Lahrshofes für „Dat lüttje Museum“.
24 Hospiz-Plätze
Mit den acht Plätzen von „Sirius“ hat Bremen zusammen mit dem Hospiz Brücke und dem Lilge-Simon-Stift in Bremen Nord der Johanniter (jeweils acht Plätze) dann 24 Plätze für Menschen, die nicht im Krankenhaus oder zu Hause sterben wollen. Der Bedarf ist laut dem ZFPF-Geschäftsführer Johannes Foppe da: Pro Jahr verbringen rund 180 Menschen ihre letzten Wochen im Hospiz Brücke, die Warteliste sei aber doppelt so lang.