Obervieland. Über Kunst lässt sich streiten, das haben die Obervielander Beiratsmitglieder in ihrer jüngsten Sitzung erneut unter Beweis gestellt. Einige Stadtteilpolitiker übten harsche Kritik an drei großformatigen Bannern, die die Kulturbildungseinrichtung "Quartier" bereits in der zweiten Septemberwoche am Ortsamtsgebäude in Kattenturm Mitte anbringen lassen will. Für Verstimmung sorgte nicht nur die emotionale Reaktion der Projektleitung auf die ablehnende Haltung, sondern insbesondere die Wortwahl von Beiratsmitglied Erich Peters (SPD), der die Erklärungen eines beteiligten Künstlers als "dumm" abkanzelte.
Anlass der Auseinandersetzung war ein vom Programm Soziale Stadt gefördertes Kunstprojekt des Vereins "Quartier", das die Vielfalt der Bewohner und ihrer Gedanken sichtbar machen soll. Dazu haben verschiedene Künstler der Sparten Lyrik, Radierungen und Fotografie über ein Jahr mit etwa 100 Menschen gearbeitet, die verschiedener Kattenturmer Einrichtungen besuchen. Dazu gehörte unter anderem das Gymnasium links der Weser, das Stadtteilhaus Kattenturm sowie das Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland.
Ergebnis sind nun drei acht Meter hohe Collagen, auf denen Porträts von Stadtteilbewohnern und ihre selbst erdachten poetische Gedanken zu sehen sind. "Wenn das am Ortsamt hängen soll, müssen Menschen aus allen vier Ortsteilen beteiligt sein", bemängelte Ewald Stehmeier (CDU) im Einklang mit Peters seine Weigerung, seine Stimme zu den vorgelegten Entwürfen abzugeben.
Der Wohnort der einzelnen Teilnehmer sei gar nicht erfasst worden, daher könnten durchaus auch Menschen aus Kattenensch und Habenhausen dabei gewesen sein, verteidigte Quartiersmanagerin Sandra Ahlers das Projekt. "Die Förderlogik schreibt vor, dass die Beteiligung schwerpunktmäßig in Kattenturm sein muss, sonst klappt die Finanzierung nicht", erklärte auch Beiratssprecher Stefan Markus (SPD). Roman Fabian (Linke) stellte schließlich vor der Abstimmung fest: "Auch wenn das Ergebnis nicht jedem gefällt, zeigen die Banner die Vielgestaltigkeit des Stadtteils, daher passen sie ans Ortsamt." Projektleiterin Nadine Scheffler versicherte, die Banner würden mindestens fünf Jahre halten und könnten nach dem Ortsamt auch an anderen Stellen aufgehängt werden. Die Kosten für das Projekt betragen etwa 19 000 Euro.