Auf dem neuen Ellener Hof und in Blockdiek kann ein neues Fahrradquartier entstehen. Über zwei Millionen Euro stehen für das Konzept aus dem Bundeswettbewerb „Klimaschutz durch Radverkehr“ für die Umsetzung zur Verfügung. Nach dem angekündigten bundesweit ersten Fahrradmodellquartier Alte Neustadt entsteht in den Bremer Ortsteilen Blockdiek und Ellener Feld somit schon das zweite Viertel in Bremen, in dem Fahrradfahrer und Fußgänger Vorrang vor dem motorisierten Verkehr haben.
Es tut sich was auf dem Ellener Hof: Große Holzzäune, die an Einfriedungen für Pferdekoppeln erinnern, schützen die teilweise sehr alten Bäume vor dem Lastverkehr, der sich inzwischen tagtäglich seinen Weg über das Gelände bahnt. Noch sind es vornehmlich Abrissarbeiten, aber schon im Herbst sollen die ersten tatsächlichen Bauarbeiten für die Umgestaltung zu einem sozial-ökologischen Dorf beginnen. Teil des ökologischen Konzepts kann mit dem Gewinn des Bundeswettbewerbs nun auch das Fahrrad- und Gehwegkonzept für das Quartier werden.
1,9 Millionen Euro überweist das Umwelt-Bundesministerium den Kooperationspartnern Bremer Heimstiftung und dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr. Dazu kommen noch Planungsgelder aus Eigenmitteln, sodass am Ende eine Summe von über zwei Millionen Euro für das Fahrradquartier auf dem Tableau steht.
„Aufbau einer nachhaltigen Radverkehrsinfrastruktur im Stiftungsdorf Ellener Hof“ – so lautet der etwas sperrige Titel des Projekts, mit dem sich die Bremer im Bundeswettbewerb bewarben. Was sich dahinter verbirgt, erklärte Gunnar Polzin, Leiter der Abteilung Verkehr beim Bausenator. „Das Ziel ist, den Verkehr ressourcenschonend zu entwickeln“.
Insgesamt zehn Maßnahmen können mit dem Geld nach und nach umgesetzt werden. Und es muss schnell gehen: Bis 2021 muss das Geld in den Aus-, Um- und Neubau fließen, so die Ansage aus dem Bundesumweltministerium. Neben dem fahrradfreundlichen Umbau der Kreuzung Ludwig-Roselius-Allee/Düsseldorfer Straße wird es auf dem Ellener Hof unter anderem eine „klimafreundliche Warenverteilstation“ geben. Paketboten geben an einer zentralen Stelle am Eingang des Geländes Lieferungen und Pakete ab, die dann mit Lastenfahrrädern auf dem zehn Hektar großen Gelände verteilt werden. „Wir wollen den Verkehr soweit wie möglich aus dem Ellener Hof raus halten“, sagt Gunnar Polzin. Dazu kommt ein Fahrradverleih mit unterschiedlichen Angeboten wie Ladestationen für E-Bikes, Gepäckaufbewahrung und eine Fahrradselbsthilfewerkstatt. Für letztere konnte die Heimstiftung den Beschäftigungsträger Bras gewinnen.
Insgesamt soll außerdem das gesamte Quartier an die umliegenden Quartiere angebunden werden und neue Verbindungen schaffen, zum Beispiel zwischen dem Ellener Feld und dem nördlich gelegenen Blockdiek, aber auch die West-Ost-Achse soll künftig mit dem Fahrrad besser zu befahren sein. „Es soll hier keine Insel entstehen nach dem Motto: ‚Hier wohnt die Elite mit den E-Bikes‘, sondern das Quartier soll mit dem Stadtteil verknüpft werden“, machte Polzin deutlich. Im Auge haben die Planer außerdem die Galopprennbahn. Für das dort entstehende Quartier könnte der Ellener Hof zur Blaupause werden. „Was wir hier lernen, werden wir auch in anderen Quartieren machen.“
Gunnar Polzins Chef, Bausenator Joachim Lohse (Grüne), unterstrich die Vorreiterrolle Bremens beim Ausbau des städtischen Radverkehrs: „Bremen war das erste Bundesland, das Einbahnstraßen für den gegenläufigen Radverkehr geöffnet hat.“ Die Fortsetzung dieser Entwicklung sieht er in den Fahrradstraßen und den Fahrradzonen, die in der Neustadt und nun auch auf dem Ellener Hof entstehen werden. „Bremen bekommt überregional viel Anerkennung für sein Verkehrskonzept“, sagte Lohse und zählte die Vorteile auf: „Eigentlich gibt es nur Gewinner: mehr öffentlicher Raum, Klimaschutz, die Luftqualität wird verbessert.“ Nicht zu vergessen aber auch die Autofahrer: „Es gewinnen auch diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind, weil es weniger Konkurrenz auf der Straße gibt, mehr Platz zum Parken und vor der Ampel.“
Große Freude
Sabine Schobel, Hausleiterin des Stiftungsdorfs Ellener Hof, hält das Projekt für sehr sinnvoll. „Ich habe beobachtet, dass viele unsere Bewohner mit ihrem Auto kommen, es aber sehr schnell abgeben. Und wir haben sehr viele Praxen, zu denen immer mehr Leute mit dem Fahrrad kommen.“ Es gebe eine hohe Nachfrage nach Fahrradstellplätzen. Ihr Fazit: „Wir freuen uns auf das Projekt.“
Auf dem Ellener Hof entsteht auf knapp zehn Hektar ein sozial-ökologisches Dorf. Neben knapp 500 Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten sieht das Konzept der Bremer Heimstiftung eine möglichst breite Nutzung durch soziale, kulturelle und Bildungseinrichtungen vor.
„Die Erschließungsstraße wird im Herbst gebaut, und dann werden die Projekte wie Pilze aus dem Boden schießen“, verspricht Stiftungsvorsitzender André Vater.
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