Gisela Tietje, Einrichtungsleiterin der Tagesstätte Parkstraße des Vereins für Innere Mission bringt es auf einen einfachen Sinnspruch: „Unser Motto lautet Gemeinsam mittendrin“, sagt sie. Und mittendrin ist ab sofort auch das neue Inklusionscafé, das jüngst seine Eröffnung feierte und allen Nachbarn und nun Interessierten an zwei Tagen in der Woche die Möglichkeit bieten möchte, die Tagesstätte und die Beschäftigten kennenzulernen, und dabei auch noch Kaffee und Kuchen genießen zu können.
„Café Schräg“ heißt das inklusive Café und der Name kommt nicht von ungefähr: „Zum einen ist das Gelände hier etwas schräg und zum anderen meinen wir, dass sowohl Mitarbeiter als auch Klienten hier ganz besondere Menschen sind. Dass wir anders sind und auch so wahrgenommen werden. Wir fanden, das passt“, erzählt Gisela Tietje. Grundlage des Handels in der Tagesstätte und somit auch die Arbeit im Café sei dabei die Sivus-Methode. Sivus ist dabei eine schwedische Abkürzung für: „Soziale und individuelle Entwicklung durch gemeinschaftliches Handeln.“ Die Sivus-Methode baue auf partnerschaftliche Zusammenarbeit auf, sagt erklärt die Tagesstättenleiterin weiter. "Und das ist ja auch das, was Inklusion ausmacht.“ Der Gedanke der Inklusion werde im Café dadurch verwirklicht, dass Mitarbeiter und Klienten das Café gemeinsam betreiben. „Alle sind Beschäftigte bei uns“, sagt Gisela Tietje.
Die Besucher der Tagesstätte sind aufgrund ihrer Beeinträchtigungen nicht in der Lage, in Werkstätten zu arbeiten, umso wichtiger ist es für sie, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. „Wir haben in den vergangenen Jahren bereits andere Inklusionsangebote gemacht. So hat ein Beschäftigter auf dem Markt vor unserer Tür einen Stand gehabt und wir haben einen Getränkestand bei einem Fest im Nelson-Mandela-Park betreut.“ Außerdem gibt eine Buchhandlung Lesezeichen als Give-aways heraus, die in der Tagesstätte gefertigt werden. Und mit den „Deichbüddel“-Taschen, die in der Kreativwerkstatt der Einrichtung entworfen und bedruckt werden, hat die Tagesstätte Parkstraße ein Produkt im Angebot, das sogar in einem Laden und in einem Frisörsalon im Viertel vertrieben wird. „Wir würden gerne mehr machen, aber unsere Beschäftigten benötigen viel Unterstützung. Und uns ist außerdem wichtig, dass es allen Spaß macht.“
Mit dem Café hofft Gisela Tietje auch, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. „Bisher sind wir rausgegangen, jetzt holen wir die Leute rein. Und das ist für viele Menschen nicht einfach, hier reinzukommen“, sagt die Neustädterin. Das Cafe Schräg biete der Tagesstätte die Chance, sich zu zeigen. „Und wenn man sich kennt, ist die Toleranz auch höher. Und das macht das Leben ja auch bunter.“
Zehn Beschäftigte kümmern sich um das Café, insgesamt bietet die Tagesstätte 45 Klienten die Möglichkeit, etwas herzustellen, zu backen oder sich sinnvoll zu beschäftigen. Dabei passen sich die Angebote den Möglichkeiten an. Auch wird der Kuchen für das Café in der Einrichtung gebacken. Und dass dieser dann zum Gast kommt, dafür sorgt unter anderem Andreas Dietzer aus Findorff: „Es gab hier schon vorher ein kleines Café und ich habe hier auch schon gearbeitet“, erzählt er. „Hier bediene ich und bringe den Gästen Kuchen und Eis. Die Arbeit macht mir Spaß.“ Monika Boltes aus Schwachhausen ist dieser ebenfalls bei ihrer Arbeit anzusehen: „Ich bediene die Leute, die zum Mittag kommen“, sagt sie und meint damit auch ihre Kollegen, die in den Räumlichkeiten zu mittagessen. „Und außerdem fahre ich auch einkaufen.“
Für Gisela Tietje ist das Café ein weiterer Schritt auf dem Weg hin zu einer inklusiven Gesellschaft. Sie sieht die Tagesstätte als Treff- und Anlaufpunkt für die Menschen im Stadtteil. „Das Café Schräg ist ein Café, wo Andersartigkeit akzeptiert wird.“
Weitere Informationen
Das Café Schräg in der Tagesstätte in der Parkstraße 115 hat donnerstags von 10.30 bis 15 Uhr sowie freitags von 10.30 bis 14 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zum Café gibt es unter https://www.inneremission-bremen.de/psychosoziale_hilfen/cafe_schraeg/, unter tsp-cafe@ inneremission-bremen.de sowie unter Telefon 3 46 28-0.