Mit dem Auto direkt bis vors Haus fahren, das kann der Gast tun, sollte er aber nicht. Dann verpasst er einen schönen Spaziergang durch den idyllischen Bürgerpark. Gerade jetzt, wenn es wieder so früh dämmert und dunkel wird, ist der etwa 15-minütige Gang von der Innenstadt zur Meierei besonders, wenn es durch schön angelegte Parkanlagen geht und das verfärbte Laub malerisch daliegt.
Stück für Stück kommt das prächtig und in kuscheligem, gelblichem Licht angeleuchtete Bauwerk im Schweizer Stil – eine ehemalige Molkerei mit zwei Nebengebäuden sowie Kuh- und Kälberstall – näher. Im Innern fiel uns später auf, dass uns auch dort keine grellen Lichter blendeten, sondern gedämpftes, indirektes Licht und Kerzen eine wohlige Atmosphäre schufen.
Nicht zuletzt trug die junge Dame dazu bei, die uns den kompletten Abend über einen herzlichen Service zukommen ließ: immer freundlich, immer ein Lächeln im Gesicht, immer sofort zur Stelle, wenn wir etwas wollten oder die Teller leer gegessen waren.
So muss das sein. Wir hatten im Vorfeld einige Klagen über zu lange Wartezeiten und überforderte Kellner gehört. Das konnten wir an diesem Abend gar nicht nachvollziehen. Schnell stand der Brotkorb mit einem Kräuterquark auf dem Tisch, aus dem wir uns nach dem Gang durch den Bürgerpark gerne bedienten.
Es dauerte auch nicht allzu lange, bis uns unsere sympathische Kellnerin die Vorspeisen servierte. Meine Begleitung löffelte eine Steinpilzcremesuppe (6,50 Euro), die sehr aromatisch und sämig daherkam. Darüber streute der Koch Kresse und einige angeröstete Brotwürfel.
Als Gag lag ein krosser Käsechip in der Schale, der noch einmal eine schöne Würze lieferte. Ich wollte die Küche mit der Tom-Kha-Gai-Suppe (6,90 Euro) auf die Probe stellen. Denn wer erwartet in der Meierei die berühmte thailändische Hühnersuppe?
Manch einer überschätzt sich dabei und am Ende kommt eine labbrige Konsistenz heraus, die wässrig und flach schmeckt. Doch ich war verwundert, wie geschmeidig die Suppe mit Kokosmilch und Zitronengras zubereitet war. Der Thai-Ingwer lieferte eine angenehme Schärfe. Insgesamt entstand ein gutes, volles Mundgefühl. In der Schale lehnte ein Holzspieß mit einem Stückchen angebratenem Hühnerfleisch.
Unsere Hauptgerichte dämpften allerdings die Begeisterung über die Vorspeisen. Meine Begleitung entschied sich für die Wildschweinrückensteaks (22,50 Euro), die so sehr gebraten waren, dass sie zu kompakt, zu fest, zu zäh, zu trocken gerieten. Fleischgenuss sieht anders aus.
Wenigstens gab es einen kräftigen, würzigen Rotwein dazu. Fass 23 nennt sich der Tropfen vom Weingut Pfannebecker aus Rheinhessen, der mit seiner Holzfassnote die 6,50 Euro für 0,2 Liter wert war.
Noch einmal zurück zum Essen. Neben den Wildschweinrückensteaks lag eine gute Portion schön in Butterschmalz angebratener Schupfnudeln, über die der Koch eine intensive Pflaumenglace tröpfelte. Die sautierten Herbstpilze passten zu diesem eigentlich gut zusammengestellten Gericht wunderbar.
Aber die Hauptzutat, das Wildschweinrückensteak, entsprach nicht den Erwartungen. Leider haperte es auch bei mir beim Hauptgang. Seeteufel besitzt an sich schon ein festes Fleisch. Wer es brät, muss fast sekundengenau den Garpunkt erwischen. Leider lagen die Fischmedaillons zu lange in der Pfanne, sodass das Fleisch trocken wurde.
Das Risotto gelang dem Koch einwandfrei. Es besaß ein schönes Weißweinaroma und war gerade richtig gewürzt. Die Safransauce, die im Kreis des runden Tellers das Gericht einzäunte, versorgte den Fisch mit der fehlenden Saftigkeit – neben dem Weißburgunder (0,2 Liter für 5,90 Euro) vom Weingut Weber in Baden, der eine tolle Frische mit Zitrusanklängen in sich trug.
Wie so oft, drehte die Küche zum Nachtisch dann noch einmal auf. Der Rockslide Brownie (8,50 Euro) meiner Begleitung mit Pecanüssen und Karamell war eine heftige Kalorienbombe. Aber lecker! Der Teig locker und man schmeckte, dass er frisch war.
Das dazu servierte Madagaskar-Vanille-Eis zerging cremig auf der Zunge. Völlig verzückt war ich von meinem Zwetschgencrumble. Er stellte einen Vorgriff auf Weihnachten dar. Die knackigen Streusel – herrlich.
Ihr Zucker-Zimt-Geschmack – wunderbar. Die Mischung von allem – Kindheitserinnerungen an die kuschelige Adventszeit mit ihren Düften.
Fazit: Die Meierei bietet mit ihrer Küche einige Höhepunkte, wenn auch nicht kontinuierliche, perfekte Leistung. Das Gesamtpaket macht das Restaurant aber zu etwas, das man besucht haben sollte.
Meierei, Im Bürgerpark 1, 28209 Bremen, Telefon: 0421 69638619, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ab 12 Uhr, barrierefrei, Internet: www.meiereibremen.de