Schwachhausen. In jedem Alter kann es Streit geben. Ob zwischen Kollegen, zwischen Freunden, Schulkameraden oder in der Familie. Die zwei Männer vor dem behelfsmäßigen Sekretariat haben keinen Streit, sind ganz im Gegenteil sehr bemüht, diesen bei anderen zu schlichten. Vor allem das friedliche Miteinander von Kindern liegt ihnen am Herzen. Lars Beulke ist Direktor der Grundschule am Baumschulenweg und Wolfgang Heilmann ist Präsident des Kiwanis-Club Bremen Ginkgo. Dieser hat für die Schule in Schwachhausen eine Friedenstreppe anfertigen lassen. Das hölzerne Konstrukt – mit je zwei Stufen links und rechts und einer zentralen Fläche in der Mitte – sieht nicht nach viel aus, soll aber in Zukunft eine wichtige Rolle zur Streitschlichtung an der Grundschule spielen. Es ist nämlich ein schlichtes, aber durchdachtes Instrument zur Streitschlichtung.
Und diese wird an der vierzügigen Ganztagsgrundschule großgeschrieben. Von den 389 Schülern sind aktuell 16 zu Streitschlichtern von geschultem Lehrpersonal und pädagogischen Mitarbeitern ausgebildet worden. „Wir haben meist pro Klasse ein bis zwei“, so Beulke. „Das ist durchaus aufwendig, und die Kinder müssen bereit sein, sich darauf einzulassen und dabei zu bleiben.“ Fertig ausgebildet sind die Schlichter auf dem Schulhof als solche dank entsprechender Bekleidung zu erkennen und nehmen sich Streitigkeiten zwischen Schülerinnen und Schülern an.
„Die Treppe ist dabei ein tolles Instrument zur Visualisierung des Fortschrittes der Schlichtung“, erklärt der Schulleiter. Auf dem Boden vor der ersten Stufe gegenüberstehend erklären sich beide Parteien gegenseitig das Problem. Auf der ersten Stufe wiederholen die Streitenden die jeweilige Sichtweise ihres Gegenübers. Nach dem zweiten Schritt hinauf werden Vorschläge ausgetauscht, wie man das Problem aus dem Weg räumen könnte. Ganz oben gibt man sich die Hand und verträgt sich wieder. „Wir hatten solch eine Friedenstreppe bisher nur in aufgemalter Form“, so Beulke. In echt sei diese natürlich weit schöner.
Treibende Kraft auf Seiten des Kiwanis-Club Bremen Ginkgo ist in Sachen Friedenstreppe Bärbel Kappler. Die Bremen eng verbundene Oytenerin engagiert sich seit Langem in dem Verein, der wahrscheinlich reichlich Bremern eher wenig sagt. Doch das grundlegende Prinzip kennen die meisten schon, nämlich von den Rotarier und vom Lions Club. „Wir werden nicht so gern mit den beiden verglichen, da wir schon klar eigene Akzente haben“, sagt Kappler. „Wir zücken nicht immer nur das Portemonnaie.“ Doch die 76-Jährige gesteht: „Aber von Grundsätzlichen her verbindet uns viel.“ Denn all diese Vereinigungen von Menschen teilen ein gemeinsames Credo: Benachteiligten Menschen helfen.
Aber die genaue Vorgehensweise sowie die Zielgruppen und die Breite der Ansätze unterscheidet sich jeweils. „Wir konzentrieren uns auf Kinder“, erklärt Kappler. „Das weltweite Motto lautet: Serving the children of the world (Den Kindern der Welt dienen), aber wir in Deutschland verwenden den Leitspruch „Kindern eine Brücke ins Leben bauen.“
Den Anstoß für die Friedenstreppe am Baumschulenweg gab übrigens eine andere Frau: Hedwig Freytag. Sie ist mit Bärbel Kappler befreundet und engagiert sich seit Jahren an der Grundschule am Baumschulenweg. Kappler nahm die Idee auf und ließ die Treppe in Oyten bauen. „Ich wohne ja in Oyten und hier kennt man sich“, lobt sie die gute Nachbarschaft. „Ich bin an den Tischlermeister Johann Warnke herangetreten und dieser hat die Treppe kostenlos angefertigt.“ Weder Material noch Arbeitszeit habe er berechnet.
Zusätzlich zur Treppe überreichte der Verein dem Schulleiter einen Scheck über 1000 Euro. Das Geld wird in das „...ganz schön stark!!“-Programm der Grundschule fließen. „In diesem schulen wir alle Schüler der ersten und dritten Klassen eine Woche lang darin, selbstbewusster zu werden“, erklärt Lars Beulke. Es ist ein Projekt zur Förderung der Persönlichkeit von Kindern, zur Förderung des sozialen Miteinanders und der persönlichen Ressourcen. Leider könne dieses Programm nicht vom Budget der Schule allein getragen werden. Je ein Drittel der noch fehlenden Summe würde vom Schulverein sowie von den Eltern der teilnehmenden Kinder bezahlt.