„Als Kind hat mich der Horizont über der Nordsee fasziniert, weil ich nicht sehen konnte was darin verborgen war.“ Vielleicht lag genau hier der Ursprung für das umfangreiche Schaffen des Michael Weisser. In Deichsende bei Cuxhaven wuchs der Bremer Künstler auf, an der Küste hat ihn schon früh die Neugier, die Lust nach Außergewöhnlichem gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen.
Den 70-Jährigen treibt seit jeher die Entdeckungslust an, die Freude, sich auszuprobieren, beruflich unterschiedliche Wege zu gehen. Heute ist das Multitalent zugleich Medienkünstler, Musikproduzent, Science-Fiction-Autor, Grafiker und Fotograf. Und seit neuestem auch Preisträger der Bremer Wittheit für Heimatforschung 2018 – am Dienstag wird Weisser die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde im Staatsarchiv Bremen entgegennehmen. Zu gleichen Teilen erhält Nils A. Büthe den Preis für seine Masterarbeit „Artenschutz im Industriegebiet – Konflikt oder Chance? Am Beispiel der Kreuzkröte im Güterverkehrszentrum Bremen“.
„Heimat ist eine extrem relevante Angelegenheit, in dem Begriff ist Sehnsucht verankert“, erklärt Weisser. Er freut sich vor allem darüber, dass die Bremer Wittheit, als eine auf die Vergangenheit gerichtete Institution, mit der diesjährigen Preisverleihung ihr Interesse an der Zukunft von wissenschaftlicher Arbeit in der digitalen Gesellschaft hervorhebt.
Weisser hat sich seiner Stadt Bremen, in der er seit 1976 zu Hause ist, auf eine ganz besondere Art und Weise genähert. Wir kennen alle die Sehenswürdigkeiten Bremens, das Rathaus, den Roland, Schnoor, Schütting, die Stadtmusikanten und Wallanlagen. Aber wer sie mit den Augen Weissers sieht, bekommt eine ganz andere Sicht darauf.
Komprimiert, verdichtet und gestapelt
Seit dem Jahr 2000 erfasst Michael Weisser in seinem ambitionierten und jetzt preisgekrönten Projekt „Bremen-Ansichten“ Atmosphären, Architekturen, Themen und Objekte der Stadt. Er lässt die markanten Orte Bremens mit den dazugehörigen Klängen für den Betrachter lebendig werden und ergänzt die akustische Reise mit digitalen Fotos und Dokumenten. Vereinfacht gesagt geht es in dem Projekt darum, was der Medienkünstler Weisser als „typisch“ für die Stadt Bremen ansieht. Dabei wurden seine Bilder künstlerisch komprimiert, verdichtet und gestapelt. Es sind daraus jeweils Kompositionen mit einem besonderen „Spirit“ entstanden.
Das Besondere dabei: Für das Projekt gab es keinen Auftrag, auch keine Finanzierung. Was es gab, war die Neugier Weissers, die Welt zu entdecken. Er hat sie auf so anschauliche Art und Weise vermittelt, dass er es mit seinem Projekt ins Bremer Staatsarchiv schaffte. „Weisser setzt sich mit seinem intermedialen Schaffen mit der stetigen Weiterentwicklung der digitalen Kultur auseinander“, hebt der Leiter des Staatsarchivs, Konrad Elmshäuser, die herausragende Leistung hervor.
Wer mehr über Weissers Lebenswerk erfahren will, der kann in das „digitale Universum“ (www.rice.de) des rastlosen Künstlers eintauchen. Dabei wird man schnell erfahren, dass das Projekt „Bremen-Ansichten“ nur ein kleiner Farbtupfer auf dem großen Gemälde seines Schaffens ist. Noch gibt es darauf weiße Flecken, Weisser steckt aber immer noch voller Ideen, er hat schon wieder x-verschiedene Projekte im Kopf. Für den Künstler gibt es sicherlich mal kreative Pausen, aber niemals Stillstand.
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