In der Diskussion um eine fahrradfreundliche Innenstadt darf die Verkehrsbelastung außerhalb der City - in den gewachsenen Wohngebieten – nicht vergessen werden, findet Christian Enck. Deshalb hat er am vergangenen Mittwoch im Schwachhauser Verkehrsausschuss einen Bürgerantrag gestellt. Für dessen detaillierte Ausarbeitung gab es von den Fraktionen außerordentlich viel Lob. Inhaltlich waren sich einige Ortspolitiker allerdings unsicher, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einer Verbesserung der Situation führen würden.
Encks Idee zielt darauf, den Großteil der Straßen im Ortsteil Radio Bremen als Schleichweg unattraktiv zu machen. Im Fokus hat er dabei insbesondere die Heinrich-Heine-, Scharnhorst- und Loignystraße. Gelingen soll die Reduzierung des Durchgangsverkehrs durch die Unterteilung in fünf in sich geschlossene Wohngebiete. Lediglich vier Straßensperrungen für den Autoverkehr und eine Einbahnstraßenumkehrung seien dafür vonnöten, so Enck. Damit sei die Lösung nicht nur effektiv, sondern auch vergleichsweise kostengünstig, betonte er. Die Sperrungen sollen laut Antrag in Gestalt von Pollern erfolgen, die sich bei Bedarf – etwa bei Feuerwehreinsätzen – umlegen oder ziehen lassen. Für Radfahrer und Fußgänger wären die Straßen nach wie vor durchgehend passierbar.
Sperrung in der Scharnhorststraße
Encks Antrag zufolge könnte die Scharnhorststraße zwischen Richard-Dehmel- und Prager Straße mit einer solchen Sperrung versehen werden. Die Richard-Dehmel-Straße könnte somit in östlicher Richtung für Kreisfahrten größerer Lieferfahrzeuge genutzt werden, erklärte er. Die neu entstandene Sackgasse im Norden der Scharnhorststraße könnte in die bereits bestehende Sackgasse Schenkendorfstraße abgeleitet werden, an deren Ende sich bereits ein Wendeplatz befinde.
Eine weitere Sperrungsmöglichkeit sieht der Antrag in der Heinrich-Heine-Straße zwischen Katzbach- und Charlottenburger Straße vor. Der Versatz der beiden Straßen ermögliche hier einen optimalen Verkehrsfluss von der neuen Sackgasse im westlichen Teil der Heinrich-Heine-Straße in die bereits bestehende Sackgasse Katzbachstraße, die wiederum in einen Wendekreis münde. Aus dem östlichen Teil der Heinrich-Heine-Straße wäre indes eine Kreisfahrt durch die Charlottenburger Straße und die Emil-Trinkler-Straße möglich.
Die Großbeerenstraße soll dem Vorschlag Encks zufolge zwischen Freiherr-vom-Stein- und Richard-Dehmel-Straße für den Autoverkehr gesperrt werden. Dadurch würden Ausweicheffekte durch andere Wohnstraßen verhindert und das gesamte Gebiet zudem weiter strukturiert werden. Ein Großteil der neuen Sackgasse Großbeerenstraße könne beispielsweise durch ein Anlieger-frei- Schild in die Sackgasse Freiherr-vom-Stein-Straße abgeleitet werden.
Die vierte Sperrung sieht Encks Antrag in der Brandenburger Straße vor: zwischen Wildermuth- und Freiligrathstraße. In der neuen Sackgasse Brandenburger Straße „Nord“ sei es größeren Fahrzeugen möglich, über die Wildermuthstraße in drei Zügen zu wenden, erklärte er. In der Sackgasse Freiligrathstraße gebe es Wendemöglichkeiten in der Eichendorff- und in der Potsdamer Straße. Als weitere Maßnahme schlug der Antragssteller eine Umkehrung der Einbahnstraßenrichtung in der Richard-Dehmel-Straße vor, da diese sonst deutlich stärker belastet werden würde, wofür der Straßenbelag seiner Einschätzung nach nicht ausgelegt sei.
Hans-Peter Volkmann (CDU) sah Encks Vorschlag eher skeptisch, da sich der Beirat in der Vergangenheit bereits mehrfach Gedanken zur Beruhigung der Scharnhorststraße gemacht habe, die allesamt wieder verworfen worden seien. Grund dafür sei zumeist gewesen, dass sich die Erreichbarkeit innerhalb des großen Wohngebiets verschlechtert hätte. Gleichwohl sprach er sich dafür aus, die Idee durch die Verkehrsbehörde prüfen zu lassen. Dafür plädierte auch Klaus-Peter Land (Grüne), der dem Vorschlag nach eigener Aussage einiges abgewinnen konnte. Möglicherweise steige der ein oder andere Anwohner unter diesen Bedingungen sogar häufiger aufs Fahrrad um, sagte er. Dieser Meinung war auch Jörg Henschen (SPD), der ebenfalls für eine Prüfung plädierte. Johannes Weiler (Linke) erachtete die Trennung in Parallelbereiche ebenfalls als interessant.
Jörn Linnertz (CDU) gab zu bedenken, dass eine Erschwerung erfahrungsgemäß nicht zwangsläufig zur Reduzierung von Verkehr führe. Sein Parteikollege Jörg Findeisen befürchtete zudem einen deutlichen Verkehrsanstieg auf der ohnehin stark belasteten Schwachhauser Heerstraße. Julius Fehrmann (FDP) schloss sich der Vermutung von Klaus-Peter Land an, dass die Idee möglicherweise mehr Bürger dazu verleite, manche Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen. Im Falle eines positiven Votums der Verkehrsbehörde müsse allerdings zunächst ein Stimmungsbild innerhalb der Anwohnerschaft erhoben werden, betonte er. Der Ausschuss votierte schließlich einstimmig dafür, die Verkehrsbehörde um Prüfung des Bürgerantrags zu bitten – einschließlich einer Kostenschätzung.
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