Vegesack. Seit Kurzem können die Menschen wieder durch das Möbellager des „Arbeit und Lernzentrums“ (ALZ) in Vegesack streifen, um nach Nützlichem und Kuriositäten zu stöbern. „Die Leute vermissen uns schon seit langem“, weiß die Möbellager-Leiterin Carmen Jorek. „Allein gestern waren 20 Kunden hier, und wir haben schon wieder neun Anmeldungen.“
Wer spontan kommen will, muss gegebenenfalls vor der Tür ein wenig warten. Angemeldete Kunden haben einen konkreten Termin und können sich mindestens 30 Minuten umsehen – auch gemeinsam mit ihren Mitbewohnern. Wartet niemand vor der Tür, dürfen Besucher auch länger bleiben.
Das Team des Arbeit und Lernzentrums besteht derzeit aus 40 Festangestellten, darunter auch ehemalige Langzeitarbeitslose. In Förderprogrammen gibt es zudem 60 befristet Beschäftigte, die maximal fünf Jahre bleiben. Gegründet wurde der Verein 1984, um Beratung und Begegnung für Arbeitslose zu bieten. Im Jahr 2004 übersiedelte das ALZ auf das 10.000 Quadratmeter große Gelände in Vegesack.
Seither hat allein das Möbellager 2000 Quadratmeter. Jeweils zehn Kunden oder Angehörige eines Haushalts können sich dort corona-konform problemlos aus dem Weg gehen, während sie nach Möbeln, Geschirr, Lampen, Haushaltsutensilien, Kleidung, Büchern oder Elektrogeräten Ausschau halten. Für alle ein Lichtblick am Horizont. „Gestern haben wir als Erstes ein Sofa verkauft“, erzählt Carmen Jorek.
Präsentiert werden die Waren jetzt neu geordnet auf frisch renovierten Flächen. Während des Lockdowns war das Geschäft zwar geschlossen, die Mitarbeiter haben aber kräftig Hand angelegt, um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Jorek: „Das Personal hat die Verkaufsfläche peu à peu komplett renoviert, gereinigt, geordnet und schicker gestaltet.“
Zur Kundenschaft des ALZ zählen mittlerweile auch viele junge Leute, denen das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt. „Hochwertige Möbel oder Geschirr sind hier günstig zu kriegen“, erklärt die Leiterin. Das spreche sich auch bei der umweltbewussten jungen Generation herum.
Großer Beliebtheit erfreut sich der wechselnde Mittagstisch im Bistro „Mahlzeit“. „Seit 2. November läuft hier der Außer-Haus-Verkauf. Das Personal kocht jeden Tag. Das Angebot wird gut angenommen, sagt ALZ-Geschäftsführer Ulrich Ipach. Beliebt seien auch Kaffee und Kuchen zum Mitnehmen. „Entscheidend ist für alle Mitarbeiter, dass es überhaupt weitergeht. Die brauchen eine Tagesstruktur“, weiß Ipach und ergänzt: „Beim ersten Lockdown waren sie zwei Monate zu Hause und haben gefragt, wann sie endlich wieder kommen können. Denen fällt zu Hause die Decke auf den Kopf.“
Reguläre Ausbildungen laufen
Während die meisten Kollegen vom Jobcenter zugewiesen werden, absolvieren zwei Tischler und zwei Maler im ALZ seit Februar eine reguläre Ausbildung. „In anderen Betrieben sind sie damit noch zurückhaltend“, weiß Ipach. „Aber das sind ganz pfiffige Jungs.“ Trotz Corona übernimmt das ALZ vereinzelt auch Haushaltsauflösungen, sie sind sie ein finanzielles Standbein des Vereins. Erledigt werden nun auch wieder Gartenarbeiten. „Grundsätzlich sind auch Entrümpelungen möglich“, erklärt Ipach. Im letzten Jahr seien diese zwischen März und Mai ausgebremst worden, „weil wir die Waren während des Lockdowns ja nicht abverkaufen konnten“. Schon jetzt zahle das ALZ jährlich etwa 50.000 Euro allein für die Entsorgung der unverkäuflichen Möbel und Geräte, die in den Werkstätten von Hand zerlegt und in unterschiedlichen Containern gesammelt werden. Wegen der Pandemie sei der Umsatz seit Dezember teilweise bis zu 100 Prozent eingebrochen. „Staatliche Zuschüsse haben wir bisher trotzdem nicht beantragt. Wir hoffen einfach, dass es jetzt wieder aufwärts geht“, sagt Ipach.
Aktuell bietet das ALZ vier Möglichkeiten zum Einkauf im Möbellager:
1. Das klassische Online-Shopping via https://moebellagernord.de/
2. Call and Collect: Online-Suche mit Bestellung via Anruf 0421/6090559. Bezahlung per Paypal oder auch persönlich bei Abholung oder kostenloser Lieferung in Bremen.
3. Terminshopping vor Ort mit vorheriger Anmeldung.
4. Nummerierte Überraschungstüten für drei oder fünf Euro online aussuchen und zwischen 9 und 16 Uhr selbst abholen: Hermann-Fortmann-Straße 18, 289759 Bremen.