Nordbremer Museen nehmen Betrieb wieder auf Mit Maske ins Museum

Das Kulturleben in Bremen-Nord kommt wieder in Fahrt. Nach zweimonatiger Schließung wegen Corona haben die ersten Einrichtungen ihren Betrieb aufgenommen – im Zeichen von Maskenpflicht und Abstandsregeln.
25.05.2020, 10:54 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Gabriela Keller

Bremen-Nord. In die Kulturhäuser in Bremen-Nord kehrt langsam wieder Leben ein. Nach zweimonatiger Schließung wegen Corona haben die ersten Einrichtungen ihren Betrieb vor wenigen Tagen aufgenommen – im Zeichen von Maskenpflicht und Abstandsregeln.

Seit Dienstag stehen die Türen im Overbeck-Museum in Vegesack offen. Am Eingang und in den Museumsräumen weisen Plakate Besucher auf die neue Corona-Etikette hin, Desinfektionsmittel steht bereit, vor der Kasse hängt eine Schutzscheibe. „Mitarbeiter, die Kontakt zu Besuchern haben, müssen auch eine Maske tragen,“ sagt Museumsleiterin Katja Pourshirazi. Das Kulturbüro hat dem Museum Mund- und Nasenschutz zur Verfügung gestellt, auf dem schwarzen Tuch prangt als Motiv in Weiß das Alte Packhaus. „Die Masken geben wir auch an Besucher aus, gegen eine Spende von acht Euro für die freie Künstlerszene“, sagt Pourshirazi.

„Im Museum lässt sich der Abstand ganz gut einhalten, so überlaufen ist es bei uns ja nicht“, meint die Museumsleiterin. An diesem Vormittag ist jede Menge Platz in den Ausstellungsräumen. Der erste Besucher ist gerade weg, in der nächsten Stunde wird ihm keiner folgen. „Unter den Einrichtungen des Kulturbüros sind wir die Ersten, die wieder öffnen“, sagt Pourshirazi. Während der Schließungszeit habe sie viel aufmunternden Zuspruch von Menschen erhalten, die das Haus kennen und sich auf die Wiedereröffnung freuten. „Das stimmt mich optimistisch, dass der Kunsthunger wieder da ist.“

An diesem Vormittag ist es noch ruhig. „Normalerweise würden sich um diese Zeit hier Schulklassen und Kindergarten-Gruppen tummeln“, erklärt die Museumsleiterin. Doch normal sind die Zeiten trotz Öffnung noch nicht. „Wir dürfen noch keine Führungen anbieten, auch die Vorstellungen des 'Bild des Monats' fallen derzeit aus.“ Der Ausfall der Kinderaktionen trifft das Haus nach ihren Worten besonders hart. „Unsere wichtigste Besuchergruppe sind Schulklassen und Kita-Gruppen. Im vergangenen Jahr zählten wir rund 2000 junge Besucher. Durch Corona bricht uns jetzt viel weg. Bis zum Sommer haben wir 75 Veranstaltungen für Kinder stornieren müssen. Das werden wir bis Ende des Jahres nicht aufholen können.“

Betroffen ist auch das Multimedia-Guide-Projekt, bei dem Schüler nach einer Bildbetrachtung eigene Texte zu den Kunstwerken verfassen und auf Band sprechen. „Wir haben zwar ein Konzept entwickelt. Bilder von Kunstwerken könnten wir digital den Klassen zukommen lassen, per Skype über die Werke sprechen. Die Schüler könnten dann Texte zu Hause einsprechen. Doch wir wissen nicht, ob die Schulen in diesen Zeiten dafür überhaupt Raum haben.“

Die Pandemie bringt auch den Ausstellungsfahrplan bei Overbeck durcheinander. Die ab 10. Mai geplante Schau mit Werken des Expressionisten Paul Kother ist ins nächste Jahr auf den 2. Mai bis 18. Juli 2021 verschoben. Dafür ist die Ausstellung mit Nachtbildern von Silke Silkeborg bis 16. August verlängert. „Wir haben gerade Plakate mit der neuen Laufzeit drucken lassen“, erzählt Pourshirazi. Am 6. September soll es dann wie geplant weitergehen mit Wolkenbildern von Benjamin Beßlich. „Wir planen für Herbst auch Führungen ein. Absagen können wir immer noch.“ Die Museumsleiterin hat die zweimonatige Schließung nach eigenen Worten für Forschungsarbeit genutzt, den rund 600 Seiten umfassenden Briefwechsel von Fritz und Hermine Overbeck aufgearbeitet. „Zum Herbst soll er ungekürzt erscheinen.“

Ausstellungen verlängern, andere verschieben – auch das Team im Heimatmuseum Schloss Schönebeck hat wegen Corona umplanen müssen. Die Schau mit Fabergé-Eiern war Mitte März gerade eröffnet, da kam die Schließung. „Die Ostereier-Ausstellung im Schloss war immer ein Zugpferd gewesen“, sagt der Museumsvereinsvorsitzende Holger Schleider. Er schätzt, dass dem Museum durch die zweimonatige Schließung rund 1500 Besucher verloren gingen. „Ostern ist zwar vorbei. Wir hoffen aber, dass Besucher trotzdem Interesse an den Fabergé-Kunstwerken haben“, sagt Schleider.

An diesem Nachmittag schaut sich Karin Okrent aus St. Magnus mit ihrer Schwester Gisela Nieland und deren Tochter Sandra Rohde aus Schwanewede die Ausstellung an. Die Drei tragen den Mund- und Nasenschutz, der für Besucher des Museums vorgeschrieben ist. „Man nimmt es hin, das ist ja inzwischen selbstverständlich“, meint Sandra Rohde zum Kulturgenuss mit Maske. Karin Okrent freut sich, dass Kultureinrichtungen auch in Bremen-Nord jetzt wieder öffnen. „Es fehlt schon etwas, wenn man nicht spontan in eine Ausstellung gehen kann“, meint sie. Als Malerin die seit dem 7. März mit einer weiteren Künstlerin ihre Bilder im Kunstkeller des Schlosses zeigt, war sie selbst von der Schließung des Heimatmuseums betroffen.

„Die Ausstellung 'Öl trifft Acryl' ist jetzt bis 28. Juni verlängert“, erklärt Holger Schleider. Für dieses Jahr abgesagt sind dagegen eine weitere Ausstellung im Kunstkeller mit Werken von Nicole Cloer und eine Schau mit historischen Mangelbrettern. Beide sollen 2021 nachgeholt werden. Noch tabu sind Konzerte im Schloss. Wann Musik hier wieder erklingen darf, ist offen. „Wir gehen aber davon aus, dass unser traditionelles Silvesterkonzert stattfinden kann“, meint Schleider.

Immerhin läuft jetzt der Museumsbetrieb wieder an. Auf ihrem Weg durch die Ausstellungsräume werden Besucher gelenkt. Das Museumsteam hat einen Rundweg eingerichtet, will auf diese Weise Besucher auf Abstand halten. Schilder an Vitrinen und Wänden weisen die Richtung. Maximal 20 Menschen dürfen sich gleichzeitig im Museum aufhalten. Das zeigt sich im Schlosskeller in neuem Glanz. Der Verein nutzte die Schließungszeit für Sanierungsarbeiten im Spielzeug-Raum und einigen anderen Räumen, wo wegen Feuchtigkeit der Putz von den Wänden gebröckelt war.

Am Eröffnungswochenende zählte der Museumsverein laut Schleider rund 50 Besucher im Schloss. „Wir hätten uns mehr gewünscht. Es muss sich wohl erstmal herumsprechen, dass wir wieder geöffnet haben.“ Der Vorstand hat schon mal hochgerechnet, welches Loch die Pandemie in den Etat reißt. „Bis zum Jahresende werden uns rund 20 000 Euro fehlen.“ Von der Kulturbehörde erhält das Haus laut Schleider einen jährlichen Zuschuss von 40 000 Euro. „Da werden wir wohl über einen Nachschlag verhandeln müssen“, kündigt der Museumschef an.

Kultur lässt sich auch im Vegesacker Geschichtenhaus genießen. Die Arbeitnehmerkammer Bremen präsentiert dort bis 26. Juli die Ausstellung „Made in Bremen“ mit Werken von zwölf Fotografen aus der Hansestadt.

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