„Die Überseestadt tut nur schön“: Diese These stellten Erik Wankerl und Hans-Werner Liermann von der Bürgerinitiative (BI) Heimatviertel Waller Wied in einer Präsentation auf, die sie kürzlich im Fachausschuss Überseestadt gezeigt haben. Es geht darin um die Grünflächen in der Überseestadt.
Die Überseestadt tut nur schön – das würden Stadtplaner und Bauunternehmer natürlich weit von sich weisen und auf die Parks und Grünflächen in dem Areal zeigen. Eine Sichtweise, von der nicht alle im Stadtteil überzeugt sind. So haben etwa die Waller Grünen – speziell Cecilie Eckler-von Gleich – mehrfach mehr Natur angemahnt. Wankerl und Liermann haben nun errechnet, dass nur zwei Prozent der 288 Hektar großen Überseestadt grüne Freiflächen sind: Der 14.400 Quadratmeter große Hilde-Adolf-Park, das 9100 Quadratmeter große Franz-Pieper-Karree und der 24.800 Quadratmeter große Überseepark. Der in diesem Jahr eröffnete und viel gelobte Strandpark Waller Sand – der primär dem Hochwasserschutz dient – wurde bewusst nicht mitgerechnet: „Wir sehen ihn nicht als atmende Grünfläche.“
Sozusagen das Paradebeispiel einer atmenden Grünfläche haben die rund 800 Bewohner des kleinen viertelkreisförmigen Wohnquartiers Waller Wied zwischen Bogenstraße, Heimatstraße und Nordstraße direkt vor der Tür: Auf gut 13.000 Quadratmetern wachsen zwischen Überseetor und Bogenstraße Büsche und Bäume, und es leben dort verschiedenste Vogelarten. Kinder, Hundehalter und Naturbegeisterte genießen Ausflüge und Spaziergänge durch ihr „Heimatgrün“, wie die Menschen im Heimatviertel dieses kleine grüne Paradies inzwischen liebevoll nennen. „Von dieser einmaligen Erholungsfläche profitieren alle umliegenden Nachbarn“, ist Erik Wankerl überzeugt und meint dabei auch die rund 1000 Anwohner und 500 Angestellten, die er inzwischen alleine entlang der Straße Überseetor veranschlagt. Dort wird aktuell besonders viel gebaut. Und demnächst soll auch noch die Berufsschule für Großhandel, Außenhandel und Verkehr (BS GAV) auf das Eckgrundstück Überseetor / Nordstraße ziehen.
Frischluftschneisen und Ruhezonen werden gebraucht
„Da werden also eines Tages mehrere Tausend Menschen sein. Die brauchen auch Frischluftschneisen und Ruhezonen. Und die Kinder und Berufsschüler sollen auch mal durch Büsche streifen“, sagt Hans-Werner Liermann. Vor diesem Hintergrund steht für die BI fest: Das Heimatgrün, für das es in den vergangenen zehn Jahren bereits verschiedene Bebauungspläne gab, muss dringend erhalten werden. Sie regt deshalb an, mit verschiedenen Akteuren an einem Runden Tisch über die verschiedenen Möglichkeiten zu sprechen, die das Areal bietet. So könnte dort eine Kinderwildnis, ein Skulpturenpark oder ein Schulgarten eingerichtet werden, und auch Urban-Gardening-Projekte oder eine Hundefreilauffläche wären denkbar.
Auch zu dem 2015 von der Bürgerschaft beschlossenen Landschaftsprogramm, das zusammen mit dem Flächennutzungsplan den Leitfaden für die Weiterentwicklung Bremens bildet, passt das Heimatgrün nach Ansicht der BI hervorragend. Für Walle ist darin nämlich geplant, von der Helgolander Straße und der Columbusstraße aus über den Spielplatz, den neuen Quartiersplatz Dedesdorfer Platz und die Schule an der Nordstraße einen durchgängigen Weg bis zum Europahafen in der Überseestadt zu schaffen, um Grün- und Erholungsflächen besser zu vernetzen und das Stadtbild zu verbessern.
Das Heimatgrün, das von mehreren Wegen durchzogen wird, könnte deutlich stärker als bislang geplant in diese Wegeführung integriert und zur „grünen Brücke“ zwischen Alt-Walle und der Überseestadt werden, schlagen nun die BI-Vertreter vor. Sie erinnern dabei an eine kleine Brücke neben der Bahnüberführung über die Hafenstraße. Die ist aktuell gesperrt, könnte aber vielleicht ohne großen baulichen Aufwand hergerichtet werden, sodass man über sie hinweg und am Office-Center vorbei schnell zum zukünftigen Europaplatz zwischen Schuppen 1 und Schuppen 3 (zukünftig: Europaquartier) käme. Von dort aus soll nach dem Willen der Stadtplaner eines Tages eine Brücke über den Europahafen zur Überseeinsel führen.
Die Waller Beiratspolitiker zeigten sich von diesen Überlegungen ausgesprochen angetan. „Die Menschen im Heimatviertel sind sozusagen die Ureinwohner der Überseestadt. Wir sollten diese Idee unterstützen, in der Präsentation sind viele gute Punkte drin“, sagt etwa Brigitte Grziwa-Pohlmann (SPD). Ihr Parteikollege Thorsten Jahn fühlte sich spontan an die Highline in New York erinnert – eine ehemalige Güterzugtrasse, auf der heute Büsche und Bäume wachsen. Demnächst will sich der Beirat das Areal von den Anwohnern zeigen lassen, anschließend sollen dann gemeinsam Pläne geschmiedet werden.