Am Montag hat die Polizei mitgeteilt, dass bei Sondierungsarbeiten auf einer Baustelle am Osterfeuerberger Ring in Höhe der Dithmarscher Freiheit ein verdächtiger metallischer Gegenstand entdeckt wurde. Dabei könnte es sich um eine Weltkriegsbombe handeln. Kommenden Sonntag soll der Gegenstand, der sich laut Polizei etwa fünf Meter tief im Boden befindet, zunächst geprüft werden. Sollte es sich dabei tatsächlich um einen Blindgänger handeln, werde er im Anschluss entschärft oder gesprengt. Eine frühere Bergung und Untersuchung des Gegenstands ergebe aus mehreren Gründen keinen Sinn. „Wir müssen eine mögliche Entschärfung und Evakuierung vernünftig vorbereiten“, so Polizeisprecher Nils Matthiesen gegenüber dem WESER-KURIER. Zudem gäbe es bei einer Entschärfung unter der Woche deutlich mehr Einschränkungen für den Berufsverkehr. Auch das Walle-Center hätte bei einer Entschärfung unter der Woche geräumt werden müssen.
Am kommenden Sonntagmorgen wollen Experten des Kampfmittelräumdienstes den Gegenstand zunächst freilegen. Die Polizei rechnet damit, dass sie zwischen 8 und 10 Uhr bekannt geben kann, ob es sich tatsächlich um eine Bombe handelt. Anwohner werden dann umgehend sowohl über Lautsprecherdurchsagen als auch über Radio, Online-Medien (www.weser-kurier.de) und die Social-Media-Kanäle der Polizei Bremen auf Twitter und Facebook informiert.
Je nach Art der Bombe werde dann ein Gebiet von 300 bis 400 Metern Radius um den Fundort evakuiert. Anwohner in diesem Gebiet müssen dann ihre Wohnungen verlassen. Nach Schätzungen der Polizei wären von diesen Maßnahmen knapp 10.000 Menschen betroffen. Sie können für die Zeit der Entschärfung oder Sprengung in der Halle 4 der Messehallen unterkommen. Hierfür werde, laut Polizei, ab 9 Uhr ein Bus-Shuttle der BSAG eingerichtet, der Anwohner des Gebietes von der Haltestelle Osterfeuerberger Ring/Holsteiner Straße direkt bis zur Halle 4 bringen soll. Kranke, nicht gehfähige Personen, die eventuell von der Evakuierung betroffen sein könnten, können sich ab diesem Donnerstag, 2. Juni, bei der Feuerwehr unter der Telefonnummer 30 30 3 melden, um einen möglichen Transport für sich zu organisieren.
Ausweichquartier in Halle 4
Das Ausweichquartier in der Halle 4 sei nur ein Angebot, sagt Polizeisprecher Matthiesen. Selbstverständlich könnten die Menschen aus dem evakuierten Gebiet die Zeit auch nutzen, „um ihre Freunde und Verwandten zu besuchen, in den Park zu gehen oder sich im Bremerhavener Zoo die Eisbären anzuschauen.“ Das Gebiet verlassen müssten im Falle einer Evakuierung jedoch alle, so Matthiesen. Die Polizei werde das entsprechend kontrollieren und als „letztes Mittel“ auch „Zwang anwenden“. Dazu komme es aber sehr selten, sagt der Sprecher. Die meisten Verweigerer ließen sich letztendlich doch überreden. Schließlich sei eine Bombenentschärfung oder -sprengung eine gefährliche Situation.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie herrscht in der Messehalle Halle 4 Mund- und Nasenschutzpflicht. Desinfektionsmittel und Getränke werden gestellt.
Die lokalen Gegebenheiten machen jede Entschärfung oder Sprengung einzigartig, sagt Mathiesen. „Hier geht präzises Arbeiten vor Geschwindigkeit.“ Daher sei nicht abzusehen, wie lange die Maßnahmen am Sonntag dauern könnten. Anwohner des möglichen Evakuierungsgebietes werden deshalb gebeten Verpflegung und alle nötigen Medikamente mitzunehmen.
In einem zweiten Radius in einem Umkreis von voraussichtlich 1000 Metern sollen Anwohner zudem angewiesen werden, sich in Gebäuden aufzuhalten, bis es Entwarnung gibt. Während einer möglichen Entschärfung oder Sprengung sollten Bewohner die Nähe zu Fenstern meiden und sich in Gebäudeteilen aufhalten, die vom Fundort abgewandt sind.
Der Bremer Westen war im Zweiten Weltkrieg aufgrund der Nähe zu den Häfen einer der am stärksten bombardierten Stadtteile Bremens. Alleine in der Bombennacht vom 18. auf den 19. August 1944 wurden mehr als 120.000 Bomben über Bremen abgeworfen, ein Großteil davon traf den Bremer Westen.