Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Der Verein der Waller Geschäftsleute hat die Mitgliedsbeiträge für das laufende Jahr noch nicht eingezogen. Im Rahmen der diesjährigen, um fast ein halbes Jahr verspäteten Jahreshauptversammlung machte der Vereinsvorstand den Vorschlag, aus aktuellem Anlass auf die Jahresbeiträge komplett zu verzichten. Die zwanzig teilnehmenden Mitglieder lehnten das Angebot ab. Sie einigten sich im Braugarten der Union Brauerei auf eine Sonderregelung, die der Tatsache Rechnung trägt, dass die verschiedenen Branchen unterschiedlich hart von der Krisenzeit getroffen wurden, ohne den Verein zu stark in seiner Handlungsfähigkeit zu schwächen.
Der Abstimmung war eine ausführliche Diskussion vorangegangen, während der eine ganze Reihe an alternativen Ausnahmeregelungen für das Ausnahmejahr in den Raum gestellt und verworfen wurden: Von einer generellen Reduktion des aktuell geltenden Jahresbeitrags bis zur Option eines freiwilligen Beitrags in selbstdefinierter Höhe. Letztendlich folgten die stimmberechtigten Mitglieder – und auch der Vorstand selbst – dem Vorschlag von Axel Stiehler (Blaukontor). „Ich möchte den Beitrag zahlen”, hatte der selbstständige Waller Grafikdesigner eingangs klar gestellt. Die Mitglieder werden demnächst schriftlich und rechtzeitig über die Fälligkeit benachrichtigt – aber mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass der Beitrag reduziert oder erlassen wird, falls die Zahlung zur Unzeit kommt. „Niemand soll aus finanziellen Gründen aus dem Verein austreten”, betonte der Erste Vorsitzende Alex Becker (Hart Backbord).
Keine größeren Ausgaben
Tatsächlich könnte das nämlich bereits passiert sein. In den vergangenen Wochen hat die Waller Werbegemeinschaft, die sich noch im vergangenen Jahr die Zielmarke von 100 Mitgliedern gesetzt hatte, eine ungewöhnlich große Zahl an Austritten verbuchen müssen und zählt aktuell 72 Mitglieder. Finanziell käme der Verein diesmal auch ohne die Mitgliedsbeiträge über die Runden, hatte Kassenwart Martin Sievers (Sparkasse Bremen) zuvor kalkuliert. Größere Ausgaben konnte sich die Gemeinschaft aus den bekannten Gründen sparen – so unter anderem die Kosten für das große Waller Sommerfest, das im Juni dieses Jahres gefeiert werden sollte. Noch sei genug im Budget, um im Dezember wieder den lebendigen Waller Adventskalender sowie die Nikolausaktion zu organisieren, so Sievers. Der Verein ginge dann allerdings ohne ein nennenswertes Polster ins Jahr 2021.
Grundsätzlich müsse man sich Gedanken darüber machen, wie der Verein im Stadtteil sichtbarer werden und neue Mitglieder gewinnen könne, betonte Axel Stiehler. Wie man Aufmerksamkeit mit einem modernen und originellen Erscheinungsbild schafft, macht zurzeit der Bremer SV (BSV) vor: Der Waller Fußballklub hat in den vergangenen Monaten sein Stadion und seine Imagewerbung gehörig aufgemöbelt, ist mit dem großen Weihnachtssingen stadtweit und in den Medien auffällig geworden, und hat eine ganze Reihe an Sponsoren und Werbepartnern für sich gewinnen können. Die „Herausforderung, einen alten Verein in die Zukunft zu bringen” verbinde die beiden Waller Vereine, erklärte Tore Felgendreher, der für viele dieser neuen Ideen beim BSV verantwortlich ist. Der Klub wünsche sich eine engere Partnerschaft mit den Geschäftsleuten, weil beide Seiten davon profitieren könnten, so Felgendreher.
Der BSV-Marketingprofi wird seine Kreativität künftig im vierköpfigen Beirat des Vereins der Waller Geschäftsleute einbringen, der den Vorstand künftig unterstützen soll – neben Peter Warnecke (BSV), Nadine Walter (Warkruum) und Jens Bergmann (Bergmann GmbH). Personelle Änderungen hatte es zuvor auch im Vorstand gegeben: Julia Dorl und Sabine Stiehler stellten ihre Ehrenämter zur Verfügung. Imme Gerke (Kulturenwerkstatt) wurde zur Zweiten Vorsitzenden des Vereins gewählt, Illustratorin Nicole Fabert zur Schriftführerin.
Im kommenden Jahr will sich der Verein wieder wie gewohnt im März treffen. Was schon jetzt fest steht: Im Rahmen der nächsten Versammlung werden sich die Mitglieder auch einen neuen Kassenwart suchen müssen. Banker Sievers teilte mit, dass er nach zehn Jahren Vorstandstätigkeit die Aufgabe gerne abgeben würde.