Im Januar 25 Grad Hitze – in Bremen-Woltmershausen ist das Standard. Zumindest in einer der Hallen der Sonnentracht GmbH. In großen Fässern wird hier flüssiges Kokosöl gelagert. Das entspricht seinem natürlichen Zustand, und so lässt es sich auch am besten verarbeiten. Mehrere zehntausend Gläser werden hier am Tag abgefüllt. In der Fabrikhalle nebenan riecht es nach Kokos und Honig. In den Ecken stehen Kartons. Ein Fließband zieht ratternd seine Kreise.
Zwei Mitarbeiter stapeln die fertige Ware in Kartons. Eine andere Anlage füllt vegane Schokocreme ab, und im Lager steht Honig – gesammelt von Bienen in ganz Deutschland. Sonnentracht verarbeitet Honig aus der hauseigenen Bioimkerei und stellt alternative Süßungsmittel her, wie zum Beispiel Kokosblüten-, Reis- oder Dattelsirup. Gegründet 2001 als Imkerei, hat sich die Firma vor sieben Jahren im Bremer Südwesten niedergelassen und produziert seitdem in Woltmershausen.
Ideen für neue Produkte kommen auf Reisen
Das Ehepaar Gerrit und Katrin Lang führt das Unternehmen und verkauft die Ware europaweit, der Fokus liege jedoch auf dem deutschen Markt. „Wir haben so viele Ideen rund um alternative Süßungsmittel, die können wir auch selbst verwirklichen“, sagt Karin Lang. Sie gab ihren alten Job auf und ist nun für die Qualitätskontrolle und die Entwicklung neuer Produkte zuständig.
Die Anregungen für ihren Kreationen nimmt Karin Lang oft aus dem Urlaub mit. Wenn die Familie unterwegs ist und neue Gerichte kennenlernt, heißt es oft: „Können wir nicht mal das oder das ausprobieren?“ Wieder zurück zu Hause beginnt die Experimentierphase. Der Weg bis zur fertigen Rezeptur ist lang. Mit ihrem Team fertigt die Unternehmerin mehrere Proben an, untersucht diese, lässt Kunden auf Messen und bei Verkostungen den Prototyp probieren. „Der Geschmack steht im Fokus“, sagt Lang. Ziel sei es, mit möglichst wenigen Zutaten Leckeres zu entwickeln.
Sonnentracht verzichte auf Konservierungsstoffe, künstliche Aromen und Süßungsmittel, sagt Lang. Alle Produkte sind bio, viele seien vegan, wie etwa die Schokocreme auf Kokos- und Agavendicksaftbasis. Die Bioqualität ist wichtig. „Unsere Hauptrohstoffe kommen von Partnern, die wir persönlich kennen“, sagt Gerrit Lang. So war das Unternehmerpaar schon mehrere Male vor Ort in Mexiko bei ihrem Agavensaftlieferanten. Auch beim Ausbau des Firmengeländes war Nachhaltigkeit ein großes Thema. „Wir haben uns bewusst für diesen Standort entschieden. Das ist ein altes Industriegebiet, das sowieso schon versiegelt ist. Das ist ökologisch besser als auf der grünen Wiese zu bauen“, sagt Lang.
750 eigene Bienenvölker
Die gebürtige Diepholzerin hat nach ihrer Ausbildung zur Köchin und Hotelfachfrau Lebensmitteltechnik studiert. Gerrit Lang kommt aus einer Bremer Imkereifamilie. Sein Vater Walter Lang hat die nach ihm benannte Firma gegründet und aufgebaut. Heute importiert und verarbeitet die nach wie vor von der Familie geführte Walter Lang GmbH in größeren Mengen Honig aus aller Welt, eine eigene Imkerei unterhält das Unternehmen nicht.
Bei Sonnentracht ist das anders. 750 Bienenvölker der hauseigenen Wanderimkerei sammeln den Honig in ganz Deutschland. Je nach Jahreszeit ziehen sie durch die Republik. Momentan haben die Bienen Winterquartier in den Kassler Bergen bezogen, dort bleiben sie im Frühjahr während der Kirschblüte, später geht es ins Havelland für den Kornblumenhonig und für den Akazienhonig in die Märkische Schweiz. Zudem verarbeitet Sonnentracht den Honig mehrerer tausend weiterer Bienenvölker.
„Sonnentracht bietet bei Honig eher Spezialitäten an“, sagt Gerrit Lang. So können die Kunden Honig mit Ingwerspießen oder Vanilleschoten kaufen. Für eine Hochzeit hat Sonnentracht auch schon mal Honig mit Goldglitter und Rosenblüten kreiert. Neben der Imkerei ist eines der Aushängeschilde von Sonnentracht die von Karin Lang entwickelte Marke Agava. Unter dieser werden diverse Aufstriche, Sirupe und Fruchtsaftkonzentrate vertrieben, allerdings ausschließlich in Naturkostläden. Für den konventionellen Handel haben die Langs die Marke Serapis Culinar entwickelt. Diese bietet ebenfalls Bioqualität.
Seit kurzem ergänzt zudem die Biene Maja das Geschäft – mit offizieller Lizenz verkauft Sonnentracht Honig für Kinder mit dem Bild der berühmten Biene. Im Gegensatz zu vielen anderen Süßigkeiten für die junge Zielgruppe wollen die Langs ein regionales und gesundes Produkt anbieten: „Der Süßhunger wird auf natürliche Weise gestillt, und es ist ein schöner Link den Kindern zu zeigen, hier ist ein Naturprodukt drin“, sagt Karin Lang.
Kokosöl und andere Produkte für namhafte Ketten
Rund 15 Millionen Euro Umsatz macht Sonnentracht im Jahr. Aktuell arbeiten 70 Angestellte an den süßen Produkten. Doch eine Unternehmensgründung und der Bau eigener Produktionsstätten birgt auch Risiken. Daher war es den Langs von Anfang an wichtig, sich vielfältig aufzustellen. Neben der Verarbeitung der eigenen Produkte stellt Sonnentracht daher auch für andere Firmen her. So wird das duftende Kokosöl beispielsweise nicht unter den eigenen Marken verkauft, sondern unter dem Biosiegel eines anderen Unternehmens im konventionellen Handel. Eine weitere Einnahmequelle ist das Abfüllen beispielsweise von Honig für Betriebe ohne eigene Produktionsstätte.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!