
Wo die Mozarttrasse entlang führen sollte, sind an schönen Junitagen Kinder mit dem Dreirad auf der Straße unterwegs gewesen. Die einen spielten Fußball, andere Gummitwist. Junge Eltern saßen auf den Stufen vor ihren Häusern, schauen zu oder plaudern mit Nachbarn: In der Poststraße herrschte friedliches Getümmel, als die Straße wegen einer Fassadenbaustelle gesperrt war. Einige Anwohner wünschten sich, dass die Poststraße dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt wird.
Der Unterschied war spürbar. Autofahrer sind sonst oft zu schnell unterwegs, fahren übers Trottoir oder parken auf dem Gehweg. „Die versuchen, auf dem kurzen Stück 50 zu fahren“, berichtet Tanja Kaller. Die Kinder hätten Schwierigkeiten gehabt, über die Straße zu kommen, denn wo die Autos dicht an dicht parken, sind kleine Fußgänger schlecht zu sehen. Weil die einseitig beparkte Fahrbahn schmal ist, wichen Autofahrer in der Vergangenheit nicht selten auf den Gehweg aus und fuhren mit zwei Rädern auf dem Trottoir, unbeeindruckt davon, ob dort Fußgänger und Kinder standen, erzählen Poststraßenanwohner. Stoßzeiten seien besonders morgens zu Geschäftsbeginn und nachmittags, wenn die Kinder draußen spielen. „Es kommt schon nicht selten zu gefährlichen Situationen“, sagt Tanja Kaller.
Seit dreieinhalb Jahren setzen sich einige Anwohnerinnen und Anwohner der Poststraße für eine Verbesserung der Verhältnisse in der Straße ein, wie Anwohnerin Linda Mergl erzählt. Im Amt für Straßen und Verkehr (ASV) und im Ortsamt haben die Befürworter einer Sperrung nach eigener Darstellung zwar viel Verständnis geerntet, aber immer wieder zu hören bekommen, dass man leider nichts tun könne.
„Seit der Baustelle sehen wir, wie das Leben sein könnte“, sagt Tanja Kaller. Es sei ein signifikanter Unterschied gewesen. Die Nachbarn seien auch mit den Anwohnern der Mozartstraße im Gespräch, die während der Sperrung keine größere Verkehrsbelastung registriert hätten, sagen Poststraßen-Anwohner. „Deshalb ist unser kostengünstiger Vorschlag, die Baustelle durch zwei Pfeiler zu ersetzen“, sagt Tanja Kaller zwar etwas scherzhaft, doch das ist im Kern der Wunsch der Anwohner, die an diesem Nachmittag auf der Straße versammelt sind.
„Wir haben schon einen Antrag gestellt auf einen verkehrsberuhigten Bereich“, berichtet Manuela Jagemann vom Ortsamt Mitte/Östliche Vorstadt und dämpft gleichzeitig die Erwartungen: Werde der Antrag genehmigt, müsse einiges verändert werden. Das ASV habe dafür aber weder Geld noch freie Kapazitäten. Ortsamtsleiterin Hellena Harttung hält das Anliegen deshalb noch nicht für utopisch: „Der Antrag läuft.“
Ob die Sperrung der Poststraße über die Baustellenzeit hinaus verlängert werden könne, ließ sich nicht auf die Schnelle entscheiden. Auch der Beirat Mitte sei gefragt, sagte Manuela Jagemann vom Ortsamt auf Nachfrage – doch das neu gewählte Gremium hat sich noch nicht konstituiert und kann deshalb auch noch nichts beschließen. Wie eine Lösung aussehen kann, die allen gerecht wird, muss noch erarbeitet werden. „Es ist so, dass wir einen zeitlich begrenzten Versuch anstreben“, sagt Martin Stellmann vom ASV. Es stehen noch Gespräche aus, beispielsweise mit dem Ortsamt und der Polizei.
Man müsse das Revier insgesamt betrachten, gibt der ASV-Mitarbeiter zu bedenken, denn alles hänge mit allem zusammen. „Öffentlicher Raum gehört grundsätzlich allen.“ Die Sperrung einer Straße habe auch Auswirkungen auf die umliegenden Straßen. Wo parken zum Beispiel die Autofahrer unter den Anwohnern, wenn die Poststraße gesperrt wird?
Martin Stellmann kann die Sorgen der Anlieger verstehen, denn er kennt die Probleme enger Straßen. „Wir haben das in vielen anderen Stadtteilen auch, dass auf dem Gehweg gefahren wird.“ Der Bürgersteig in der Poststraße ist schon an einigen Stellen schief und krumm.
Gesperrt sei die Poststraße noch etwa bis Mitte Juli, davon ging Martin Stellmann aus, aber es ist schneller gegangen. Wann ein Versuch des ASV beginnen kann, ist noch nicht entschieden. Die Kinder der Poststraße nutzten ihre Chance. Solange sie noch konnten, haben sie auf der Fahrbahn gespielt.
◼ „Platz da! Kinder auf die Straße“ ist das Motto am Sonntag, 20. September. Anwohnerinitiativen können ihren Straßenabschnitt bis 24. Juli beim Team „Spielräume schaffen“ des Vereins Spiellandschaft Stadt anmelden. Das Team erledigt die Formalitäten und erklärt alles Weitere. Rückfragen sind möglich unter 242 895 50. E-Mail-Kontakt: info@spiellandschaft-bremen.de. (mf)
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