
Er kennt die Armutsberichte, in denen immer wieder auf die Bedeutung gerecht verteilten Reichtums für ein friedliches Miteinander hingewiesen wird. Und um Gerechtigkeit geht es an diesem Freitagnachmittag im evangelischen Gemeindehaus in Arsten. Der Pastor wird dabei unterstützt von Eltern. Sabrina Schliemann ist als Ehrenamtliche an jedem der Nachmittage bis Ostern 2017 dabei – „als engagierte Mutter“, wie sie selbst sagt. Es macht ihr sichtlich Spaß,
Die Kinder aus dritten Grundschulklassen nehmen an einem neuen evangelischen Projekt mit dem Titel „Konfi3“ teil, das erstmals in Bremen in der Gemeinde Arsten-Habenhausen im September begonnen hat und nun auch in der St.-Petri-Domgemeinde am kommenden Sonntag um 11 Uhr mit einem Familiengottesdienst in der Cappella della Musica startet. Es soll eine Lücke füllen: Das Fach Religion ist in den Bremer Grundschulen interreligiös angelegt und wird teilweise von fachfremden Lehrkräften unterrichtet: „Die Kinder erfahren hier etwas über die unterschiedlichen Religionen und sollen lernen, dass man es aushalten muss, wenn jemand anders denkt“ so Pastorin Babette Flügger von der evangelischen Fachstelle Religionspädagogik und Medien. Konfi3, in den Landeskirchen Hannover und Württemberg bereits mit Erfolg erprobt, soll ergänzend dazu in Kirchengemeinden die christlichen Inhalte vermitteln und vertiefen.
Und so erzählt Christian Schulken zu Beginn der zwei unterhaltsamen Stunden in Arsten eine Geschichte aus der Bibel. Sie handelt von Armut und Reichtum und einem Jungen, der Fragen stellt und eingreift, um offensichtliche Ungerechtigkeit ein wenig auszugleichen. Das Stillsitzen fällt den sechs Jungen und 14 Mädchen schwer, deshalb ist die Geschichte kurz. „Ist euch schon mal was Ungerechtes passiert? Oder wart ihr auch selbst schon mal ungerecht?“ fragt der Pastor in die Runde. Einige Kinder nicken. In Fünfergruppen verkrümeln sie sich in die Ecken des Raums. Da sollen sie sich diese selbst erlebten Geschichten erzählen und ein treffendes Wort dafür finden. „Fies, gemein, ausgetrickst, Meckern, Beleidigung“, steht da. Die Kinder kennen das alle.
Dann wird gemalt. Zwischendurch die Frage: „Wann gibt’s Essen?“ Das ist bereits in Arbeit: Die Eltern der Kinder sind dabei, im Nebenraum ein leckeres Buffet aufzubauen: Baguette, Dipps, Obst, Gemüse, Suppe. Es wuselt, kleine Geschwister werden laut, Väter und Mütter tauschen sich lebhaft aus. Christian Schulken eilt in die Küche, extra noch einen Löffel für Leni zu holen.
Ihm liegt dieses Projekt am Herzen: „Alle Kinder waren in unserem Kindergarten. Wir haben das Projekt auch auf Schul-Elternabenden vorgestellt. Bis zur achten Klasse, der Zeit des klassischen Konfirmandenunterrichts, vergeht zuviel Zeit, da reißt der Kontakt ab, wenn wir uns nicht hin und wieder treffen würden.“ Die dritte Klasse sei deshalb ein guter Zeitpunkt, bevor Entscheidungen über weiterführende Schulen die Aufmerksamkeit von Eltern und Kindern in Anspruch nähmen.
In der Domgemeinde wird man sich alle zwei Wochen im Dom-Gemeindehaus am Osterdeich 87 im Peterswerder treffen, ebenfalls zeitlich überschaubar an jedem zweiten Donnerstag von 16 bis 17.30 Uhr. Start ist am Sonntag, dem ersten Advent, 27. November, um 11 Uhr mit einem Familiengottesdienst in der Cappella della Musica. Schluss ist an Pfingsten 2017.
Auch am Dom ist Engagement der Eltern gern gesehen. „In unserer Gemeinde ist ab jetzt Konfi3 das erste Konfirmandenjahr, das zweite folgt in der achten Klasse“, erläutert Diakonin Veronika Wehrmann. „Eltern sagen gern: Mein Kind soll selbst entscheiden, ob es konfirmiert und evangelisch sein möchte – die Jugendlichen müssen dann aber wissen, worüber sie da entscheiden sollen: Was ist christlicher Glaube? Was sind christliche Werte? Was bedeuten Feste wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten?“
Die Zeit unter dem Motto „Konfi3 – sei dabei“ soll abwechslungsreich gestaltet werden mit Ausflügen, einer gemeinsamen Übernachtung im Gemeindehaus und anderen Aktivitäten. Flyer mit Informationen seien in den umliegenden Schulen verteilt worden und sind im Jugendbüro am Osterdeich und in der Domkanzlei an der Sandstraße 10-12 erhältlich. Schnell Entschlossene können noch einsteigen. „Kein Kind aus Konfi3 muss auch anschließend in der achten Klasse in den Konfirmandenunterricht gehen“, betont die Diakonin. Die Kinder wüssten dann aber, wofür oder wogegen sie sich entscheiden.
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