
Denn Schafa ist einer der vielen minderjährigen Flüchtlinge, die im Übergangswohnheim am Klinikum Mitte untergebracht sind. In der Ausstellung „Blickpunkt Bremen – Bremer Blickpunkte“ sind seine Bilder zu sehen, gemeinsam mit den Fotos anderer junger Geflüchteter, die am Ferienprojekt der Awo teilgenommen haben. Darin wurden die Jugendlichen gefragt, was ihnen an der Stadt besonders gut gefällt. Mit der Handykamera haben sie ihre Eindrücke festgehalten. Eine Woche lang wurden die Bilder in der Galerie am Schwarzen Meer ausgestellt. Ab diesen Montag, den 19. Dezember, stellen die jungen Fotografen im Übergangswohnheim am Klinikum Mitte aus.
Linda Hartrampf hat die Jugendlichen als Projektkoordinatorin begleitet. Die Hobbyfotografin ist von den entstandenen Fotos begeistert. „Bei einigen Bildern erkennt man gar nicht, wo sie aufgenommen sind. Da denkt man sich: ,Was ist denn das? Das ist doch nicht mehr Bremen!`. Aber wer genauer hinsieht, erkennt einen vertrauten Ort in neuer Perspektive.“ Die Kommentare der Besucher bestätigen Hartrampfs Eindruck: „Die Bilder zeigen mehr als nur den Blick“, sagt eine Besucherin. Und die Frau neben ihr fügt hinzu: „Hier werden mit Bildern Sichtweisen vermittelt.“
Lichter, Lampen, Wasser
Einen neuen Blick auf öffentliche Orte findet der 16-jährige Atieh immer wieder. Seine Bilder gleichen Kunstwerken. Ein Foto zeigt viereckige Lichter im Dunkeln. Was auf den ersten Blick an Autoscheinwerfer erinnert, sind in Wirklichkeit Lampen in der Nähe des Theaters am Goetheplatz.
Für sein Lieblingsbild ist Atieh sogar ins Wasser gestiegen. Das Foto aus der Weser bringt den Betrachter auf Augenhöhe mit der Weserlinie. Im Hintergrund sind die grünen Hänge des Osterdeiches zu sehen. „Mir gefallen die Wellen auf der Weser so gut“, sagt der Fotograf.
Alle ausgestellten Fotos sind in der Nähe des Übergangswohnheims entstanden. Das ist auch Arso Gürtekin aufgefallen, die die Unterkunft am Klinikum leitet. „Ich habe mich schon oft gefragt, wie die Jugendlichen ihre Umgebung sehen“, sagt sie. „Die Fotos zeigen alle Motive in unmittelbarer Nähe zur Unterkunft, nichts ist weit draußen. Hier kennen sie sich aus. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sie nach einer Wohnung im Viertel fragen, wenn sie aus dem Übergangswohnheim ausziehen.“
Alle Bilder sind in den Herbstferien entstanden. In einer kleinen Gruppe mit intensiver Zusammenarbeit, wie Leiterin Hartrampf es ausdrückt. Eigentlich waren nur zwei Termine vorgesehen, doch schnell wurde klar: Das reicht nicht. „Die Begeisterung der Jugendlichen war groß. Und unter Zeitdruck kann man nur schwer die besten Fotos auswählen“, erzählt sie. Große Hürden gab es auf der technischen Seite. „Wir mussten feststellen, dass wir den Rechner vor Ort gar nicht benutzen konnten. Ein Kollege hat dann glücklicherweise seinen Laptop zur Verfügung gestellt“, berichtet die Leiterin weiter.
Auf mangelhafte Ausstattung geht auch Libuše Černá, Vorsitzende des Bremer Rates für Integration, in ihrer Eröffnungsrede ein: „Die Ausstattung der Schulen und der Vorklassen ist nach wie vor schlecht.“ Allerdings erlebe sie das Engagement der Bremer als Aushängeschild für die Stadt. Deshalb gefiele ihr auch das Titelfoto der Ausstellung so gut, das auf den Werbeflyern zu sehen ist. Es ist der Bremen-Schriftzug in der Überseestadt. „Für mich ist das Bild wie ein Symbol. Bremen kann man sehr gut lesen. Die Buchstaben des Wortes 'Willkommen' blättern allerdings immer mehr ab und man erkennt erst auf den zweiten Blick, was da überhaupt steht. Willkommen sind die Menschen hier aber dennoch.“
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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