
Nicht nur am grünen Tisch über aktuelle Planungen zu reden, sondern an Ort und Stelle zu informieren und Entwicklungen kritisch zu hinterfragen: Das ist eine Motivation für das Netzwerk „Recht auf Stadt“, Stadtteilspaziergänge zu unternehmen. Auf dem künftigen Gelände des neuen Hulsbergviertels ist eine Gruppe gemeinsam mit der „Bürger-In-Aktion Neues Hulsberg“ unterwegs gewesen.
Auf dem bisherigen Klinikareal entsteht ein neues Stadtquartier. 14 000 Quadratmeter werden frei, die es zu bebauen gilt. Vier der historischen Gebäude sind denkmalgeschützt, sieben weitere sind aus der Sicht der „Bürger-In-Aktion Neues Hulsberg“ erhaltenswert, darunter das „Bettenhaus“ und das Wöchnerinnen-Haus.
In Bestandsgebäuden, wie dem Bettenhaus oder der alten Kinderklinik, seien bereits 30 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche vorhanden, die als Wohnfläche umgenutzt werden könnten, sagte die Schwachhauserin Margot Müller von der „Bürger-In-Aktion Neues Hulsberg“ auf dem Rundgang über das langjährige Klinikgelände.
Das „Bettenhaus“ ist für ein Projekt genossenschaftlichen Wohnens im Gespräch. Es handelt sich um einen neunstöckigen Bau aus den 1960er-Jahren mit 11 000 Quadratmetern Geschossfläche. Die Bürgerinitiative findet das Objekt gut zum Wohnen, weil es barrierearm ist, drei Treppenhäuser und vier Fahrstühle hat und wenig tragende Wände. Das Gebäude kann deshalb leichter umgebaut werden als andere. „Es ist davon auszugehen, dass hier preisgünstiger Wohnraum entstehen kann“, sagte Margot Müller. „Nach den Plänen der Behörde soll das Gebäude abgerissen werden und einem großen Parkhaus Platz machen.“
Inzwischen habe ihre Initiative aber erreicht, dass der Bebauungsplan beide Möglichkeiten zulasse, sagte Margot Müller. Die Gruppe stellt in Frage, ob ein Abriss und Neubau nicht teurer wäre, als das Gebäude zu sanieren. Es hat sich eine Stadtteilgenossenschaft gebildet, die das Haus erwerben und es für generationsübergreifendes Wohnen mit sozialer Mischung nutzen möchte. Die geplante Garage hält die Bürgerinitiative auch im Sinne eines autoarmen Quartiers für eine Fehlplanung.
Es war nicht der einzige Kritikpunkt in Sachen Ökologie. Gundhild Stürwald aus dem Fesenfeld sprach auf dem Rundgang das sogenannte „Bestandsgrün“ an. Es seien gerade die großen, alten Bäume, die den Charakter des Geländes ausmachten, sagte sie und sprach anderen aus dem Herzen. „Sie dienen der Naherholung für Patienten und Bewohner der benachbarten Straßen. Sie sind ein Hort für diverse Lebewesen, Geschichtsträger und Identitätsstifter.“ Darüber hinaus seien Bäume CO2-, Lärm- und Feinstaubfilter, würfen Schatten und steigerten die Luftfeuchtigkeit. „Es wird deutlich, dass sie nicht nur eine Broschenfunktion haben“, sagte Gundhild Stürwald. Zurzeit sei im Gespräch, dass 200 Bäume von 370 gefällt werden.
Die Zahl sei irreführend, denn Baum sei nicht gleich Baum, betonte die Hulsberg-Spaziergängerin. Vergleiche man die Blattoberflächen miteinander, dann würden 50 Prozent der Bäume gefällt. Banderolen markieren, wie berichtet, seit einiger Zeit die zum Fällen vorgesehenen Bäume auf dem bisherigen Klinikgelände. Durch geschickte Variation der Anordnung der Bauten könnten viele der Bäume gerettet werden, argumentierte Gundhild Stürwald und mahnte Umdenken an. „Manchmal wird erst nach einem Verlust den Menschen der Wert bewusst. Wir wollen, dass es dazu nicht kommt.“
Eine weitere Station war das „Wöchnerinnen-Haus“, das 1899 erbaut und lange Zeit als Schwesterwohnheim genutzt worden ist. „Ich würde gerne von dem Stichwort ,Wem gehört die Stadt?’ ausgehen. Das ist ein tolles Haus mit Geschichte und hier sind Menschen geboren“, sagte Heiner Cordes, der 1938 in dem Wöchnerinnenhaus zur Welt gekommen ist. Inzwischen gibt es eine Baugemeinschaft, die an der Nutzung des Gebäudes interessiert ist.
Die Bürgerinitiative und das Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ wünschen sich, dass bezahlbare Wohnungen auf dem Gelände entstehen, auch an die Flüchtlinge gedacht und die 25-Prozent-Quote für Sozialwohnungsbau durchgesetzt wird.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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