
Schwerpunkt sind die wassergeprägten Landschaften an Wümme und Unterweser. Solveig Rixmann hat mit Geschäftsführer Gunnar Oertel über das neue Veranstaltungsprogramm und über die Wümmelandschaft gesprochen.
Frage: Was macht die Landschaft der Wümmeniederung so besonders?
Gunnar Oertel: Interessant ist, dass immer Wasser in der Landschaft ist und zu jeder Jahreszeit sieht das verschieden aus. Mit diesem Wasser ist ein reiches Leben verbunden, vor allem Vogelleben. Enten, Gänse und Sing- und Zwergschwäne: Das sind die drei Hauptgruppen im Winter. Besonders sind auch die Blumenwiesen im Frühling. Etwas ganz Besonderes ist das Sumpfläusekraut. Da gibt es nur ein paar Vorkommen in ganz Norddeutschland. Das Sumpfläusekraut hatte letztes Jahr einen absoluten Spitzenwert: 47000 Exemplare. Immer ist es wichtig, genau zu beobachten, wie sich der Bestand entwickelt. Man muss den Wasserstand im Blick haben, und die Wiesen müssen zum richtigen Zeitpunkt gemäht werden.
Wie setzt die Stiftung „Nordwest Natur“ sich für den Tier- und Naturschutz ein?
Wir haben zwei Standbeine: die Schutzgebietsbetreuung in der bremischen Wümmeniederung und die Gewässerentwicklung in der Flusslandschaft Wümme. Die Hauptbühne der Stiftung ist die Schutzgebietsbetreuung. Das heißt, wir haben einen Teil der Bremer Landschaft, um die wir uns im Auftrag des Landes Bremen kümmern. Die Wümmeniederung ist eine bäuerlich geprägte Kulturlandschaft. Wir haben also viel mit Landwirtschaft zu tun: Landverpachtung und Nutzungsabsprachen. Auch die regelmäßige Kartierung der Pflanzen- und Tierwelt ist wichtig. In der Flusslandschaft Wümme – einer Region nahezu so groß wie das Saarland- engagieren wir uns seit den 90er Jahren für eine naturnahe Gewässerentwicklung. Wir veranstalten einmal jährlich den Wümmetag – ein Forum für verschiedenste beteiligte Akteure.
Wer trägt die Stiftung?
Wir sind eher eine operative Stiftung. Das heißt, wir haben zwar ein Stiftungskapital mit Erträgen, die wir investieren können, aber gerade in der jetzigen Zinslage ist das begrenzt. Für den Stiftungszweck versuchen wir Geld zu akquirieren und mit diesen Geldern entsprechend dem Zweck der Stiftung tätig zu werden. Und in der Finanzausstattung ist die Gebietsbetreuung, die wir im Auftrag des Landes Bremen machen, die Hauptquelle der Finanzierung. Wir haben aber daneben auch einen Förderkreis aus einigen Wirtschaftsunternehmen hier aus der Region. Für mich ist der Förderkreis deswegen eine wichtige Bühne, weil sich dort Wirtschaft und Ökologie begegnen. Nur wenn man ins Gespräch kommt, können auch gemeinsame Aktivitäten entstehen. Und dann gibt es noch Einzelprojekte, für die werben wir projektspezifisch Gelder ein.
Wie bringt die Stiftung den Bürgerinnen und Bürgern die Wümme näher?
Jeder hat so seinen eigenen Zugang zur Landschaft: Ein Landwirt nimmt sie anders wahr als ein Angler oder eine Ornithologin. Und so ist das Veranstaltungsprogramm auch orientiert. Wir haben die klassischen Angebote wie vogelkundliche Exkursionen, wir haben aber auch das Erforschen am Gewässer, und für Menschen, die lange Fußwanderungen meiden, bieten wir Kutschfahrten. Bei unseren Veranstaltungen arbeiten wir gerne mit Dritten zusammen.
Zum Beispiel die Fotografen des Wümmekalenders.
Uns kam die Idee, sie anzusprechen: Wollen Sie nicht einmal Ihren Blick auf die Landschaft anderen vermitteln? Genau das macht Horst Schütze vom Camera Club Bremen seit letztem Jahr. Die Wümmewiesen sind ja zu jeder Jahreszeit verschieden, deswegen ist Fotografie spannend. Gute Bilder sind auch gute Werbung. Landschaft ist eben auch Emotion. Dann haben wir noch einen ganz anderen Zugang auf dem Wasser – zum Beispiel „Paddeln gegen den Strom“. Die Unterweser-Vertiefung wirkt sich auch auf die Wümme aus. Die Idee ist, dass Menschen einmal spüren, was Pflanzen und Tiere jeden Tag zwei Mal durchmachen. Nur wenn man selber mal gemerkt hat, welche Kraft da in Gange ist, dann kann man unserem Vortrag über Folgen der Weservertiefung folgen. Und wir gehen zum Beispiel raus an die Wümme, da wo auch Modersohn stand. Der jetzige Betreiber des Modersohn-Museums erzählt, wie der künstlerische Blick seines Großvaters auf diesen Fluss war. Und dann komme ich und erzähle, was sich da ökologisch verändert hat. Und in diesem Jahr wollen wir es einmal in Lilienthal an der Wörpe machen, mit der Lilienthaler Kunstschau und einem Künstler, der nicht so bekannt ist – Carl Jörres.
Was sind die Highlights in diesem Jahr?
Zum Beispiel das Erzählcafé am 1. März. Mit der Fischhandlung Koch-Bodes hat sich ein Kontakt entwickelt. Und so kam die Idee, dass das Ehepaar erzählt: Wie ist das eigentlich mit Fisch in Bremen? Warum gibt es soviel Seefisch und kaum noch Flussfisch? Dann haben wir Ende September Christoph Zöckler aus Cambridge zu Besuch, gebürtiger Bremer, heute weltweit als Ornithologe tätig. Und dann haben wir dem „Naturfahrplan Wümmewiesen“ einen Schwerpunkt gewidmet. Da ist vor allem der Beitrag zahlreicher Kinder sowie Lehrerinnen und Lehrern hervorzuheben. Der Naturfahrplan ist jetzt gerade im Druck.
Zur Person
Gunnar Oertel (Foto: Scheitz) ist Landschaftsplaner und wohnt im Steintor. 2006, als die Stiftung die Borgfelder Wümmewiesen vom WWF übernahm, ist der Familienvater zur Stiftung Nordwest Natur gekommen, deren Geschäftsführer der 60-Jährige ist. Die Stiftung engagiert sich im Naturschutz und gibt unter anderem auch den Wümmewiesen-Kalender heraus. Näheres unter 70006 und per E-Mail über die Adresse oertel@nordwest-natur.de.
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