
200 Jahre ist es nun her, dass auf dem Buchwaldschen Hof der sogenannte Kieler Frieden geschlossen wurde. Ein Ereignis auf dem heutigen deutschen Territorium, das nicht im Geschichtsbewusstsein verankert ist. Anders als etwa die Leipziger „Völkerschlacht“ und der Wiener Kongress, die in jedem Schulbuch stehen. In Norwegen wird der Jahrestag mit einem großen Fest gefeiert. Über die Wahrnehmung und Bedeutung des Kieler Friedens sprach die Historikerin Sonja Kinzler bei Wissen um elf im Haus der Wissenschaft.
Die selbstständige Ausstellungskuratorin, die im Ostertor wohnt, baute ihren Vortrag auf das gerade erst erschienene Buch „Der Kieler Frieden. 1814 – ein Schicksalsjahr für den Norden“ auf und stellte den Friedensschluss, sein Zustandekommen und seine Folgen vor.
„1814 war für Dänemark ein Schreckensjahr“, sagte Sonja Kinzler. Anfang des 19. Jahrhunderts hätten unter anderem die Herzogtümer in Schleswig und Holstein sowie Norwegen und die Färöer Inseln das Land gebildet.
Während der napoleonischen Zeit sei Dänemark bis zur zweiten Seeschlacht von Kopenhagen, bei der die dänische Flotte vernichtet worden sei, neutral geblieben und habe bis dahin die zweitgrößte Seeflotte der Welt gestellt – nach dem englischen Königshaus. „Dann sind die Dänen doch zwischen die Fronten geraten“, sagt Sonja Kinzler. Dänemark habe schließlich mit Frankreich kooperiert. Nach Napoleons Niederlage und angesichts der enormen Kosten des Krieges sei das einst so reiche Land quasi in den Staatsbankrott geraten.
Sonja Kinzler schilderte die Ereignisse, die dem vorangegangen waren: 1809 hatte Schweden Finnland an Russland verloren. Und Karl Johann Bernadotte nahm Dänemarks schwierige Situation zum Anlass, sich Land zurückzuerobern, indem er in Schleswig und Holstein einmarschierte und Norwegen im Tausch gegen eine Million Kronen in Besitz nahm.
Dänemark als großer Verlierer
Zum Ende der Napoleonischen Kriege, am 14. Januar 1814, schlossen Diplomaten aus Schweden, England und Dänemark in Kiel einen Frieden für Nordeuropa, der den Norden neu strukturiert hat. Mit der Unterzeichnung des Kieler Friedens verlor Dänemark nicht nur Norwegen an Schweden, sondern auch Helgoland an Großbritannien und ging damit als großer Verlierer aus diesem Konflikt hervor – die Historikerin verwies allerdings auf einen kleinen positiven Teilaspekt: „Dänemark hatte anschließend eine große kulturelle Blüte, man hat sich auf das Eigene zurück besonnen.“
Für die Norweger gilt 1814 als ein Wunderjahr, obwohl ihr Land einfach an die schwedische Krone verkauft worden war. „Damals wurden Länder hin und her geschoben wie Spielkarten“, gab Sonja Kinzler zu bedenken.
Schweigend und untätig zusehen wollten die Norweger diesem Spektakel allerdings nicht. Sie erkämpften sich ihr eigenes Recht. Da es keine direkte Übergabe von Norwegen an Schweden gab, waren sie für kurze Zeit unabhängig.
Die Norweger ernannten Kronprinz Christian Frederik, einen dänischen Statthalter in Norwegen, zum König. In einer Nationalversammlung am 17. Mai 1814 entwickelten sie eine Verfassung, die heute noch mit entsprechenden Anpassungen in Kraft ist. Der 17. Mai ist für Norweger deshalb ein Nationalfeiertag. Die volle Souveränität erlangte Norwegen allerdings erst im Jahre 1905.
Rund drei Jahre nach der Unterzeichnung des Kieler Friedens wurde Karl Johann Bernadotte zum König von Schweden und Norwegen gekrönt. „Die Bernadotts regieren noch heute in Schweden“, sagte Sonja Kinzler. Die Schweden waren die großen Gewinner, die auch zum Wiener Kongress eingeladen wurden, bei dem zahlreiche Grenzen in Europa neu definiert wurden.
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