
Ein Kleinod ist er, der Ostertorpark zwischen Weberstraße, Körnerwall und Schildstraße. Aber auch ein Ort mit Geschichte, und die begann nicht erst 1987 mit der Gründung des „Vereins Stadtpark Ostertor“ oder während des Kampfes gegen den Bau der Mozarttrasse.
Martin Philips, Vorstandsmitglied des Vereins, hat sich damit beschäftigt. „In Kriegszeiten stand an dieser Stelle eine Propellerfabrik, die wurde aber zerbombt“, weiß er. Das Gelände habe dann brach gelegen, bis die Mozarttrassen-Pläne vom Tisch waren. Wegen der geplanten Trasse und ihrer Tangenten waren einige Häuser, wie im Steintor auch, vorsorglich abgerissen worden, sodass zusammen mit ein paar verfallenden Garagen ein nahezu 2000 Quadratmeter großes Areal bis Mitte der Achtziger ungenutzt vor sich hin dämmerte.
30. Geburtstag der Grünanlage
Bis sich der Verein 1986 durch die Initiative des Lagerhauses gründete, einen Zuschuss bei der Stadt beantragte und ab 1987 begann, den Park herzurichten. „Die Trümmer haben wir vergraben, das sind jetzt Wälle, die um den Park herumführen“, erzählt Martin Philips. Der Verein hat das Gelände von der Stadt gepachtet und sich dazu verpflichtet, es zu pflegen und sauberzuhalten.
30 Jahre ist das nun her und für den Verein ein Anlass, zu einem Sommerfest einzuladen: Am Freitag, 4. August, wird es ab 19 Uhr im Ostertorpark Bratwurst, Kartoffelsalat und Getränke geben, die brasilianische Musikerin Soraia Drummond tritt auf und ab 21 Uhr gibt es Open-Air-Kino.
Großes Kino ist teilweise auch die Geschichte des Ostertorparks. Gleich zu Beginn wurden beispielsweise Bäume gepflanzt, um Fakten zu schaffen und langwierige Genehmigungsverfahren zu umgehen. Eine große, offene Drogenszene gab es Ende der Achtziger noch auf dem Gelände. „Die Junkies haben sich im Laden die Spritzen gekauft und die Drogen dann im Ostertorpark konsumiert“, beschreibt Martin Philips die Zustände rund um die Drogenberatungsstelle in der nahe gelegenen Bauernstraße.
Verein riegelte Park wegen Junkies ab
Und diese Zustände wurden immer unhaltbarer, bis der Verein 1992 einen Bauzaun gemietet und den gesamten Park abgeriegelt hat. „Anlass für die von Anwohnern finanzierte Aktion sind die zahlreichen Drogenabhängigen, die den Park in den vergangenen Monaten bevölkerten“, berichtete der WESER-KURIER am 15. August 1992. „Die eigenmächtige Aktion begründeten sie mit der ,Untätigkeit der Politiker‘“.
„Wir dachten, dass das einen Riesenaufstand geben würde, aber die Junkies sind einfach nicht wiedergekommen“, erinnert sich Martin Philips. Mit der Schließung der Drogenberatungsstelle und der beginnenden Methadon-Vergabe sei aber einiges zusammengekommen, und habe dann die Lage entspannt. „Das Ortsamt hat dann einen richtigen Zaun aus Globalmitteln bezahlt, weil es gemerkt hat, dass das notwendig geworden ist“, sagt der Viertelbewohner.
Seitdem ist es ruhiger geworden im Ostertorpark, nur ungefähr alle drei Wochen schicken sie mal einen Junkie weg: „Da sind wir sehr konsequent, wenn jemand harte Drogen nimmt“, sagt Martin Philips, und Vorstandskollegin Susanne Sternberg ergänzt: „Die soziale Kontrolle ist natürlich da. Das hat aber auch damit zu tun, dass der Verein den Park pflegt.“ Die schöne Grünfläche mitten in der Stadt habe eine tolle Qualität und biete tolle Möglichkeiten – klein, aber fein: „Ich finde das schön, wie vielfältig alles genutzt wird: Morgens gibt es Kinder- und Qi Gong-Gruppen, abends sind viele Jugendliche da, das hält sich aber in Grenzen.“
Alles in Eigenregie
„Das ist natürlich auch mal laut, aber das ist im Viertel nun mal so“, meint Frauke Alber, die sich ebenfalls im Verein engagiert. Übers Viertel hinaus bekannt war auch „Meister Propper“. Der 2009 verstorbene Günther Kahrs veranstaltete legendäre Poetry-Slam-Abende, erst in einem Keller in der Straße In der Runken, dann im Lagerhaus. Die Bühne betrat er häufig mit einem kleinen Grabstein, auf dem „Alles verläuft nach Plan“ zu lesen war. Jetzt steht er zu „Meister Proppers“ Gedenken am Rande des Ostertorparks.
30 passive und 20 aktive Mitglieder zählt der „Verein Stadtpark Ostertor“ heute. Einmal im Monat kommen sie an einem Freitagnachmittag zusammen, um Rosen und Stauden zu schneiden oder Müll wegzuräumen: „Das machen wir alles in Eigenregie“, erzählt Susanne Sternberg, „das ist aber auch schön, dann lernt man die Nachbarschaft gut kennen.“ Der 15-jährige Lasse Alber mäht dann den Rasen, während sich der Quartiersservice um den Müll kümmert.
Und dann gibt es auch noch „Urban Gardening“, Holzkästen, die mit Kräutern bepflanzt sind: „Toll, wie viele Kinder dann davorstehen und beratschlagen, was das nun für ein Kraut sei“, sagt Susanne Sternberg. Und selbst Grünkohl haben die Anwohner bereits im Park angebaut: „Mit anschließendem gemeinsamen Grünkohlessen, das war ein schöner Abend“, erzählt Martin Philips.
Das alles kostet natürlich Geld – Geld, das aus den Vereinsbeiträgen nicht zu erbringen ist. Die 30 Jahre alten Holzpfeiler zur Begrenzung sind inzwischen nahezu verrottet und müssen ersetzt werden, und der Container mit den Gartengeräten rostet: „Das kann man nicht aus dem Budget machen, und auch deshalb machen wir das Sommerfest“, sagt Martin Philips. Auf der Feier im Park sind Spenden sehr erwünscht. „Wer sich interessiert“, sagt Philips, „kommt zum Fest und kann sich informieren.“
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jetzt wird frau schäfer, so kurz vor antritt als vorsitzende des verkehrsausschußes der minister, nochmal drauf gestossen. ...