
„Jetzt mache ich seit 20 Jahren Musik, das war bisher die beste Entscheidung meines Lebens“, sagte die Kirchenmusikerin Mona Rozdestvenskyte in einem Interview Ende 2020. Und diese beste Entscheidung hat sie nun von Bad Driburg nach Bremen geführt, wo sie seit dem 1. Februar die neue Regionalkantorin an der Propsteikirche St. Johann ist.
Die Nachfolgerin von Karl-Bernhard Hüttis hat schon im Alter von fünf Jahren damit begonnen, Musik zu machen. Zuerst spielte sie Klavier, zwei Jahre später dann die Orgel. In Moskau war das, wo sie aufgewachsen ist, mit halb russischen und halb litauisch Wurzeln. Und dort im Hause Rozdestvenskyte stand auch das Klavier, mit dem alles anfing. „Meine Mutter war in der Musikschule und von Musik begeistert“, erinnert sie sich, „und mich hat immer schon interessiert, was in der Kirche hinten an der Orgel passiert.“ In einer katholischen Familie sei sie aufgewachsen, der Glaube mit dem regelmäßigen Kirchgang gehörte zum Leben von Anfang an dazu: „Ich bin aktiv in der Gemeinde in Moskau aufgewachsen, dort haben katholische Litauer eine litauische Gemeinde mit der litauischen Sprache gegründet. Dort hat meine Familie die Messe aktiv mitgestaltet.“
Mit vielleicht neun oder zehn Jahren hatte sie ihren ersten Auftritt im Rahmen eines Musikwettbewerbs, später dann, mit 16 Jahren etwa, gab sie ihr erstes Solokonzert. „Mit dem Aufkommen von elektronischen Orgeln gab es in Russland einen Aufschwung der Orgelmusik. Orgelmusik wird hier eher als kirchengemäß und etwas langweilig angesehen, doch in Russland füllt sie Konzertsäle.“ Denn die Orgel lasse viel Platz für Fantasie, sagt die 26-Jährige, und jede Orgel sei anders und klinge auch anders: „Das bietet viele Möglichkeiten.“
Viele Möglichkeiten bieten sich Mona
Rozdestvenskyte auch durch ihre Ausbildung: Katholische Kirchenmusik an der Hochschule für Musik in Detmold hat sie studiert, anschließend absolvierte sie den Master Solist Orgel. Und seit Oktober 2020 studiert sie in der Meisterklasse von Martin Schmeding an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Ihr Ziel ist es, das Konzertexamen abzulegen.
„Das Kirchenmusikstudium hat mir gut gefallen“, meint sie, und dieses Studium hat sich nicht nur auf die Orgel beschränkt: Orchester- und Chorleitung gehörten dazu, Klavier, Gesang und Liturgie – Wissen, das ihr nun als Regionalkantorin dienlich ist, genauso wie ihre berufliche Erfahrung: Parallel zum Studium hat sie in Detmold bereits nebenberuflich gearbeitet, danach war sie hauptamtlich für dreineinhalb Jahre in Bad Driburg als Kirchenmusikern tätig. „Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt. Und eine schöne Stelle zu verlassen, ist natürlich traurig.“ Doch da diese Stelle eine „B-Stelle“, also eine für den Bachelorabschluss geeignete Stelle gewesen sei, sei nun die als „A-Stelle“ (Master) bezeichnete Stelle als Regionalkantorin eine logische Folge. Es war gleich die erste Stelle, auf die sie sich beworben habe, und über ein Gespräch über Zoom, einer Videotelefonieplattform, und einem Vorspielen, an dem noch drei weitere Bewerber teilnahmen, kam sie zu ihrer neuen Aufgabe. Mit ihrem Alter von 26 Jahren sei sie noch recht jung als Regionalkantorin, sagt sie, doch auch das gehöre dazu: „Neue Schritte wagen und sich neuen Herausforderungen zu stellen und daran zu wachsen.“
„Regionalkantorin zu sein heißt, nicht nur für die Gemeinde St. Johann tätig zu sein, sondern für den katholischen Gemeindeverband der Stadt Bremen.“ Diese Tätigkeit beinhaltet die Betreuung und Beratung der Gemeinden im Verband, aber auch Orgelunterricht, Projekte mit anderen Musikern aus der Region, Chorleitung in der Gemeinde St. Johann und insgesamt: Organisieren. „Welche Alternativen etwa gibt es, wenn es wegen Corona keinen Gesang im Gottesdienst gibt? Es ist die Frage, wie man den Gesang im Gottesdienst ersetzt. Da sind Hauptamtliche gefragt, Lösungen zu finden und das Beste aus der Situation zu machen.“
In Bremen war sie zuvor bereits das eine oder andere Mal, etwa in der Kirche Unser Lieben Frauen, wo sie mehrmals im Rahmen der Reihe „Orgelpunkt“ gespielt hat. Schon da habe sie die Stadt sehr ansprechend gefunden, schön und freundlich. „Ich konnte mir gut vorstellen, hierher zu ziehen“, sagt sie, was sie nun mit ihrem Umzug nach Findorff auch getan hat.
Ihre erste öffentliche Aufgabe als Regionalkantorin wird am Sonnabend, 13. Februar, um 15.30 Uhr eine musikalische Andacht in der Kirche St. Johann sein. Und auch sonst habe sie bereits eine lange Liste mit Aufgaben, erzählt sie. Dazu wird sie umgehend mit Orgeldiensten beginnen. „Ansonsten bin ich dabei, möglichst viele Leute kennenzulernen und zu überlegen, was man gemeinsam machen kann.“
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