
Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Deutschland wählen. Generationen haben dafür gekämpft. Im November 1918 wurde das Recht im Reichswahlgesetz verankert. Das Bremer Frauenmuseum würdigt mit ihrer Reihe „Frauen wählen (sich) selbst – vom Frauenwahlrecht zur Genderdiskussion“ 100 Jahre Frauenbewegung. Es wird zurück, aber auch nach vorn geblickt.
In den vergangenen beiden Jahren habe die Recherche für das Buch „Frauen Geschichte(n). Biografien und Frauenorte aus Bremen und Bremerhaven“ den Hauptteil ihrer Arbeit ausgemacht, sagt Anka Bolduan aus dem Peterswerder. „Mit der Veranstaltungsreihe möchten wir unsere Themen wieder mehr in die Öffentlichkeit bringen, den Bogen von den Anfängen der Frauenbewegung bis in die Gegenwart zu spannen.“ Die ehemalige Leiterin der museumspädagogischen Abteilung des Übersee-Museums gehört seit einem Jahr im Vorstand des Bremer Frauenmuseums an. 28 Bremerinnen engagieren sich derzeit ehrenamtlich in dem 1991 gegründeten Verein, der es sich zum Ziel gemacht hat, Lebens- und Arbeitszusammenhänge von Frauen und ihre Leistungen in Kunst und Gesellschaft zu dokumentieren und der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Suche nach geeigneten Räumen ist bisher am Geld gescheitert, weshalb Veranstaltungen und Ausstellungen als Kooperationen laufen.
„Wir verstehen uns als ein mobiles und virtuelles Museum, das sowohl historisch als auch kulturhistorisch arbeitet“, sagt Anka Bolduan. „Unser Anliegen ist zum einen, die Frauen und ihre Geschichte in den Fokus zu rücken, und zum anderen, Künstlerinnen zu fördern, die oft noch unterprivilegiert und weniger vertreten als ihre männlichen Kollegen sind.“ Mit Ausstellungen, Vorträgen, einer Internetseite nebst Archiv kommt der Verein der selbst gestellten Aufgabe nach. Die Mobilität versteht Anka Bolduan auch als Vorteil, weil das Museum so in vielen Stadtteilen präsent sein könne, doch den Traum von den eigenen Räumen hat der Verein noch nicht aufgegeben.
Die aktuelle Reihe läuft an vier Orten. „Im Kampf um Frauenrechte“ heißt der erste Vortrag am Sonntag, 18. März, um 11 Uhr in der Villa Sponte, Osterdeich 59b. Die Historikerinnen Romina Schmitter und Renate Meyer-Braun sprechen über das Leben und Wirken von Hedwig Dohm und Elisabeth Selbert. Musikalisch begleitet wird die Matinee vom Bremer Frauenjazzchor „Ein Ton Tiefer“ unter Leitung von Reinhard Röhrs.
Hedwig Dohm (1831-1919) gilt als eine frühe Vordenkerin des Feminismus und war eine der wichtigsten Stimmen der Frauenbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Schon 1873 forderte sie das Stimmrecht für Frauen, und sie trat dafür ein, Mädchen und Jungen die gleiche Bildung und Ausbildung zukommen zu lassen. Dohms Thesen und feministische Publikationen stießen auf heftige Kritik – auch innerhalb der damaligen bürgerlichen Frauenbewegung. So waren sie und ihre Familie Drohungen ausgesetzt. Die Kasseler SPD-Politikerin und Juristin Elisabeth Selbert (1896-1986) wiederum war eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“. Ihrem hartnäckigen Kampf ist es zu verdanken, dass 1949 der Artikel 3 Absatz 2 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen wurde. Ein Meilenstein für die Frauenbewegung und für die Gesellschaft.
Am Sonnabend, 26. Mai, wird im Kommunalkino City 46, Birkenstraße 1, der Film „Mitten im Malestream“ gezeit. Die Berliner Regisseurin Helke Sander hat die Frauenbewegung der 68er-Generation und deren Kernfragen wie die Kinderladenbewegung, die Kampagne gegen den Paragrafen 218 oder der Aufruf zum Gebärstreik porträtiert. Bremer Zeitzeuginnen werden im Saal sein.
„Der Film macht deutlich, dass die Frauenbewegung damals keine einheitliche war“, sagt Anka Bolduan, „dass es unterschiedliche Interessen und Richtungskämpfe gab.“ Helke Sander hat Original-Filmausschnitten aus dem Archiv verwendet, aber auch eine Diskussionsrunde gefilmt, zu der sie 2005 acht Frauen lud, die in der Frauenbewegung vor 50 Jahren aktiv waren.
In der Veranstaltung am 27. September bei Belladonna in der Sonnenstraße wird die Wiedervereinigung aus Sicht der Frauen geschildert. Und mit dem letzten Vortrag der Reihe „Frauen wählen (sich) selbst“ , am 15. November im Bürgerhaus Weserterrassen, wird die Diskussion über die Frauenbewegung vollends in der Gegenwart angekommen. Feminismus und Gender-Bewegung werden unter anderem Inhalte sein.
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