
März, um 18 Uhr im Bürgerhaus Hemelingen Premiere feiert, heißt „Die 1487. Aufführung“ – so oft nämlich hat die Schauspieltruppe das Stück „Gränsel und Gretel“ bereits gespielt.
Bis jetzt, denn Gränsel hat die Nase voll. „Ich will mal was Neues machen, was mit Qualität“, platzt es aus ihm heraus, und er weiß auch schon, womit sich die Gruppe fortan beschäftigen soll: „Habt ihr mal was von Tschechow, dem russischen Schriftsteller gehört? Ich habe da schon mal was vorbereitet…“ Und heraus kommt „Krankenzimmer Nummer 6“, das die Psychiatrie in Russland um 1880 zum Thema hat. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen also eigentlich drei Stücke zu sehen: das Leben und Arbeiten der Schauspieltruppe, eine sehr freie Version des Grimmschen Märchens sowie diverse Elemente des „Krankenzimmers Nummer 6“.
Aufgeführt wird „Die 1487. Aufführung“ vom Stadtteiltheater Hemelingen inklusiv, ein Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), in dem psychisch Erkrankte und Gesunde gemeinsam die Stücke erarbeiten und verwirklichen. Inzwischen ist es die fünfte Bühnenpräsentation, wie Sascha Heuer, Projektleiter des inklusiven Stadtteiltheaters, erzählt. „Und dieses Mal ist die Aufführung aufgrund der Kostüme sehr aufwendig, da es ja ein Stück ist, wo eigentlich drei Stücke drin sind.“ Genäht werden die Kostüme für die insgesamt zehn Mitspielerinnen und Mitspieler in der Textilwerkstatt in der Villa Wisch, einer Tagesstätte des ASB für Menschen mit psychischer Erkrankung. Das Stück selbst verzichtet auf eine starre Textvorlage, sondern gewährt den Schauspielerinnen und Schauspielern die Möglichkeit, frei zu agieren und zu improvisieren.
„Ich arbeite immer mit Laien, und dann scheint es oft so, dass sie dann lediglich ihren Text aufsagen. Seit 15 Jahren mache ich das, und trotzdem ist es immer wieder eine Herausforderung“, sagt Heuer. Sein Ziel sei es, im Theater mit wenig Mitteln viel zu erreichen.
Seit 2013 besteht das Stadtteiltheater Hemelingen inklusiv, pro Jahr bringt es ein Stück auf die Bühne. „Bisher habe ich noch keine thematischen Schwerpunkte gesetzt, vielmehr geht es darum, von der spielerischen Seite zu kommen und dann zu sehen, was daraus wird, und mit der Gruppe Theatererfahrung zu sammeln“, erklärt Heuer. Häufig komme der Durchblick bei den Mitwirkenden erst zum Schluss. „Geduld und Vertrauen, sich auf das Spiel einzulassen, sind dabei sehr wichtig“, sagt Sascha Heuer.
Theatererfahrung können die meisten der Darsteller schon vorweisen. Anna Fabry aus Hastedt ist seit dem Start 2013 dabei: „Ich bin einfach theaterbegeistert, außerdem bin ich dadurch viel selbstbewusster geworden“, sagt sie. Ihre Mutter sei Balletttänzerin in Essen und danach Souffleuse am Bremer Theater gewesen, erzählt sie.
Auch ihre Mitspielerin, die ihren Namen nicht öffentlich machen möchte, kann von Theatererfahrung als Statistin beim Bremer Theater berichten. „Ich habe eine Menge Spaß am Ausprobieren und daran, mit Gleichgesinnten gemeinsam etwas zu schaffen“, sagt die 53-Jährige, die 2014 zu der Gruppe gestoßen ist. „Und ein weiterer Effekt ist auch, dass ich nun freier sprechen kann und mein Selbstbewusstsein gewachsen ist.“
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