
„Das ist ein Thema, das uns umtreibt und das schleichend permanent unsere Gesellschaft und unser Handeln verändert hat“, sagt Rolf Drechsler, Professor für Informatik an der Universität Bremen. „Digitalisierung? Aber sicher!“ heißt sein Vortrag, der sich mit der Sicherheit und der Zukunft der Digitalisierung beschäftigt und den er digital bei „Wissen um 11“, der Wissenschaftsmatinee im Haus der Wissenschaft, gehalten hat.
Digitalisierung verändert die Gesellschaft und das Handeln, die Computerchipherstellung verändert den Alltag: „Smartphones nennen wir noch Telefone, doch eigentlich sind das Universalgeräte“, sagt er, und Computerchips finden sich mittlerweile auch in Waschmaschinen, im Toaster, aber in Transportmitteln wie Autos, denen wir dann unser Leben anvertrauen.
Die technische Entwicklung ist dabei nicht zu übersehen – „wir sehen eine Miniaturisierung wie zum Beispiel die heutigen tragbaren Telefone. Da haben wir kaum noch Grenzen, damit wir uns überall mit dieser Elektronik umgeben können.“ Und auch die Rechenleistung hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten verbessert, zudem kann diese Leistung auch ausgelagert werden, zum Beispiel in Clouds. Und diese Daten können dann in komplexen Datenbanken zusammengeführt werden, künstliche Intelligenz kann dazu beitragen, diese Daten zu erheben und zu verarbeiten.
Verändert hat sich auch die Art der Kommunikation, sowohl im Privaten als auch in der Arbeitswelt. Textnachrichten werden geschrieben, Sprachnachrichten aufgenommen, Bilddateien verschickt. Es gibt etwa kaum nach Faxgeräte oder Telex „und vor 50 Jahren gab es die erste E-Mail, heute ist so etwas normal.“ Insgesamt gibt es mehr Vernetzung – unter Maschinen, unter Menschen oder der Mensch-Maschinen-Schnittstelle, was in Zeiten von Corona auch das Treffen im virtuellen Raum bedeuten kann. Soziale Kontakte im realen Raum hingegen sind weniger geworden, ebenso hat sich das Kaufverhalten verändert, viel hat sich inzwischen ins Internet verlagert: „In Zeiten von Corona wurde Corona als Turbo der Digitalisierung beschrieben“, sagt er, was aber auch für die Bereiche Schule oder Zahlungsmittel gilt.
Mit den mittlerweile mehr als eine Milliarde Smartphones weltweit ist Rechenleistung inzwischen überall verfügbar und auch Computer wie Notebooks oder PCs sind nach einer Zeit der geringer werdenden Nachfrage wieder auf dem Vormarsch. Systematisch werden Daten erfasst, sei es durch Sensoren, durch Kameras oder auch durch Fitnessarmbänder. Dazu gibt es Dienste, die diese Daten auch nutzen und aufbereiten.
„Aber ist das auch eine gute Entwicklung?“, fragt Drechsler, „und gibt es Grenzen der Digitalisierung?“ Gibt es etwa auch Bereiche, die wir nicht digitalisiert haben möchten, weil es die Privatsphäre betrifft? Die richtige Antwort darauf gebe es nicht, „aber wir müssen uns fragen, was wir eigentlich wollen, denn wir sind als Gesellschaft auch die steuernden Elemente.“ Man müsse nicht alles umsetzen, was technologisch machbar ist, sagt er, und nennt das Beispiel der Gesundheitsdaten, die auch von Fitnessarmbändern gesendet werden. „Die Frage ist, ob ich solche Daten meiner Krankenversicherung zur Verfügung stellen möchte – das muss man überlegen.“ Oder wenn man sich Corona anschaut und die Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten: „Zwar gute Möglichkeiten, aber auch ein Eingriff in die Privatsphäre.“
Bezüglich der Sicherheit wollen wir Nutzer, dass die Systeme möglichst zuverlässig sind – etwa, dass es keinen Zugriff auf private Daten gibt. Oder dass das System vor Angriffen geschützt ist. Die Korrektheit dieser Systeme ist also wichtig und dass man diese Systeme überprüfen kann, ob sie sich so verhalten, wie man es von ihnen erwartet. Diese heutigen Systeme sind jedoch sehr komplex. „Bei der bisherigen Art der Überprüfung hat man erst entworfen, die Überprüfung ist dann ein nachgeschalteter Prozess.“ Die Simulation war dafür das Mittel der Wahl, doch aufgrund der Komplexität ist ein solches Vorgehen häufig nicht ausreichend. „Was man gerne hätte, sind ,formale Methoden‘. Mathematik hat sich mit Beweisen schon lange beschäftigt und so etwas wollen wir automatisieren.“ In der Forschung in Bremen beschäftigen sich die Wissenschaftler etwa in der Arbeitsgruppe Rechnerarchitektur, deren Leiter Rolf Drechsler ist, mit dem Beweis der Korrektheit der Systeme. Aufwendig dabei ist jedoch die Form der Automatisierung oder die benötigte Rechenleistung. „Wir wollen aber Beweisbarkeit sichern, eine schnelle Überprüfbarkeit“, sagt er. Die nächste Generation an Systemen sollte also bereits mit einem Korrektheitsbeweis einhergehen. „Das ist das Ziel unserer Forschung“, sagt er.
Der Vortrag von Rolf Drechsler ist auf der Youtubeseite des Hauses der Wissenschaft unter https://www.youtube.com/user/HouseofScience zu sehen.
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