
Der Wind scheint durch den Raum zu pfeifen, dabei stehen weder Fenster noch Türen offen. Das stetige Rauschen und Brechen von Wellen ist zu hören, trotz der Distanz zum Meer. Und schrilles Vogelkreischen hallt von den hohen Wänden wider. Luc Jacquet übertönt die künstliche Geräuschkulisse: „Die Antarktis ist ein harter Ort. Es gibt sehr wenig Essen, es ist sehr kalt, aber da ist eine Art Schönheit, die sehr besonders ist.“ Der Oscar-Preisträger nennt seine Liebe für die Antarktis eine „Sucht“ und hat nun eine Ausstellung im Überseemuseum eröffnet, um seine Faszination mit der Welt zu teilen.
„Es hat mich immer frustriert, nicht richtig erklären zu können, wie riesig die Antarktis ist“, sagt Jacquet. Das sei der Grund gewesen, warum er, trotz seines sehr erfolgreichen und preisgekrönten Dokumentarfilms „Die Reise der Pinguine“, das Medium wechseln wollte: weg von der Leinwand, hin zum Museum. „Durch die Ausstellung möchte ich diese Dimension der Weite richtig darstellen und Menschen zeigen, wie es sich anfühlt, tatsächlich in der Antarktis zu sein,“ sagt der Franzose. Sie würde Türen öffnen, die von Filmen noch unberührt seien.
Jacquet ist jetzt 50 Jahre alt, mit 24 war der Ökologe das erste Mal in der Antarktis, insgesamt hat er drei Jahre seines Lebens am südlichen Ende der Welt verbracht. Er ist sich selbst nicht sicher, was ihn immer wieder dahin zurückzieht. „Ich mag die Kälte“, witzelt er. Aber nach einigem Nachdenken fügt Jacquet hinzu: „Ich mag die Herausforderung. Zu sehen wo die Natur groß, stark und mächtig ist.“ Nach der Premiere seines ersten Films aber, seien weitere Gründe hinzugekommen. „Für mich war es sehr emotional, wieder in die Antarktis zurückzukehren. Als ich aus dem Hubschrauber ausstieg bin ich sofort zur Pinguin-Kolonie gegangen und habe gesagt ‚Hi Leute, ich habe euch berühmt gemacht!‘“ Jacquet sieht es als ein Privileg an, mit den wilden Tieren zusammen zu sein und selbst wenn Pinguine tollpatschig wirkten, fühle man sich sehr schwach neben ihnen, findet der Regisseur. „Unter diesen Bedingungen zu überleben ist unglaublich. So etwas könnten wir einfach nicht ohne Technik.“
Für diejenigen, die Jacquets Film noch nicht gesehen haben: „Die Reise der Pinguine“ aus dem Jahr 2005 handelt von Kaiserpinguinen und ihren langen Wanderungen zu den Brutstätten. Dabei werden ihre Überlebenskünste, ihr Zusammenhalt und die Aufzucht ihrer Küken besonders in den Vordergrund gestellt. Der Film kam weltweit sehr gut an und Jacquet wurde zur Oscar-Vergabe nach Los Angeles eingeladen. „Natürlich war ich überrascht, aber es war ja mein allererster Film. Ich dachte nur, oh, alle in dieser Industrie sind so freundlich!“, beschreibt er seine Reaktion darauf, als Gewinner auf die Bühne gerufen worden zu sein. Alle Hollywood-Stars hätten im Theater gesessen. Besonders erinnert Jacquet sich an Morgan Freeman, der die amerikanische Version seines Films vertont hat. „Es war wie ein Traum“, sagt der Franzose.
Seine Filme selber anzusehen, löst in ihm jedoch genau das gegenteilige Gefühl aus: „Es ist jedes Mal ein Albtraum.“ Die ganzen herausgeschnittenen Szenen würden wehtun. Aber schließlich erzähle er die Geschichte ja nicht für sich selbst. „Die größte Aufgabe ist es, zu verstehen, was das Publikum sieht, ob sie dasselbe fühlen wie ich.“ Das sei kein leichter Job. Aber trotz seiner Schwierigkeiten, ihn selber zu genießen hat Jacquet eine Idee, warum sein Film so erfolgreich war: Das Überleben in der Antarktis ist ein konstanter Kampf, den jedes Lebewesen auf der Welt nachvollziehen kann. „Vielleicht ist das der Grund, warum die Geschichte so simpel und doch ausdrucksstark ist.“
Ein Thema bedrückt den sonst sehr froh und leidenschaftlich wirkenden Regisseur: Die globale Erwärmung. „Ich war mal optimistisch, aber jetzt bin ich es nicht mehr. Es geht immer weiter abwärts und es wird nie aufhören“, sagt Jacquet. Man könne Filme machen, forschen, Artikel schreiben, keinen kümmerte es und keiner würde sich ändern. Der einzige Weg, positiv zu sein ist für ihn weiterhin Schönheit, Leidenschaft und Wissen zu teilen. Insbesondere Kindern müsse man die Natur nahebringen, ihnen helfen, sich von ihr überwältigen zu lassen.
Die Ausstellung „Antarctica“ wurde am Freitag eröffnet und ist bis 28. April 2019 im Übersee-Museum zu sehen. Begleitet von entsprechenden Licht- und Toneffekten tauchen die Ausstellungsbesucher virtuell in die Welt unter und auf dem Eis ein. Sie erfahren unter anderem, welcher Hilfsmittel es bedarf, um bei Eiseskälte und Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde ästhetisch ansprechende als auch wissenschaftlich interessante Aufnahmen zu machen.
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