
Stephani passen. Der Künstler Johann Christian Joost stellt mit seinem Werk aus Grafit-Einschlägen einen eigenwilligen Bezug zur christlichen Bilderwelt her: „Das Schlagen mit den Stiften steht in Beziehung zum Anschlagen der 95 Thesen Martin Luthers an die Kirche in Wittenberg“, erläutert er. Doch inmitten seines abstrakten Kunstwerks bleibt ein Rechteck weiß ausgespart: „Das soll an die Vernichtung der Juden durch die Nazis erinnern“, sagt Johann Christian Joost.
Denn es gibt durchaus eine Verbindung zwischen Luther und diesen schrecklichen Geschehnissen: Der Reformator hatte in einer Schrift konkrete Maßnahmen gegen die Juden vorgeschlagen, zum Beispiel, Synagogen zu verbrennen oder Juden zu vertreiben. Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, begrüßte der Deutsche Evangelische Kirchenbund den Regierungswechsel, das Ende der Weimarer Republik. „Weit mehr Protestanten als Katholiken haben Adolf Hitler zur Macht verholfen“, sagt Johann Christian Joost. Sein großformatiges Werk ist nur eins von acht, die in den Bögen der St. Stephani-Kirche bis Mitte August entstehen: Künstlerinnen und Künstler haben Gelegenheit, sich in ihren Werken im Jubiläumsjahr mit dem Thema „500 Jahre Reformation“ auseinanderzusetzen. Unter dem Titel „Reformation-erneuern-wandeln-überschreiten“ arbeiten sie bis Mitte August in ihrem offenen Atelier und lassen sich über die Schulter gucken.
Gespräch in lockerer Form
Nicht alle Werke, die in der Kulturkirche zu sehen sind, erschließen sich den Betrachtern ohne Erläuterungen. Am Sonnabend, 29. Juli, richtet das Team der Kulturkirche deshalb um 15 Uhr ein Kunst-Picknick aus. Die Künstlerinnen und Künstler werden dabei sein und über ihre Werke sprechen. Es soll ein Gespräch in lockerer Runde werden, an frischer Luft auf dem Rasen vor der Kirche. Wer zum Picknick kommt, den erwartet eine verblüffende, unter anderem auch humorvolle, auf jeden Fall aber vielfältige Kunst: So spielt „Die Schaltzentrale der Welt“ zum Beispiel mit dem riesigen Steuerpult eines Kraftwerks auf die göttliche Allmacht an. Wie Andy Warhol es vorgemacht hat, wird ein Luther-Bildnis von Lucas Cranach dem Älteren mehrfach in verschiedenen Techniken variiert. Hunderte von aufgeklebten Oblaten formen einen Abendmahlskelch, und ein vielfarbiger Falter – als Symbol der menschlichen Seele – entsteht in feinsten Lasuren auf einem der Wände. Die Künstlerin Svenja Wetzenstein fand einen Frostspanner ertrunken in ihrer Küchenspüle und gestaltete ein aufwendiges Gemälde auf einem der großen Bögen. Nicht zuletzt tritt Martin Luther in einer der Malereien als Spielzeug auf: In einem Gemälde, das eine große bunte Menschenmenge unter einem geheimnisvoll blauen Himmel zeigt, steht der Reformator höchstpersönlich – als Playmobil-Figur.
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