
Eine Szene aus einem Deeskalationstraining im Treffpunkt Kubiko an der Godehardstraße.
Werner Klein, der stellvertretende Revierleiter des Polizeireviers Hemelingen, hat den Täter gespielt und ist zufrieden. „Das war genau richtig, sprechen Sie das Opfer an“, lobt er die zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Trainings. Die Situation wird noch einmal durchgespielt. Diesmal sollen die Helfer den Täter ansprechen. Und Werner Klein fühlt sich als Angreifer herausgefordert: „Was laberst du mich an? Ich spreche hier nur mit meiner Freundin!“ Eine Situation, die eskalieren könnte, so der Polizist. „Der Täter hat schnell einen neuen Kontrahenten, und die, der man helfen wollte, ist schnell weg.“
Einige aus der Runde sind Nachtwanderer aus dem Stadtteil. Die Initiative hat ihren Ursprung in Schweden: Erwachsene stehen nachts in kleinen Gruppen Jugendlichen zur Seite und wollen Konflikte entschärfen. Erkennbar sind die Nachtwanderer, die sich nicht als Bürgerwehr verstehen, an ihren roten Jacken mit Aufdruck. Derzeit bestehe die Hemelinger Gruppe aus sechs Ehrenamtlichen, sagt Birgit Benke vom Stadtteilmarketing, die sich die Hemelinger Gruppe vor sechs Jahren ins Leben gerufen hat. Neue seien herzlich willkommen. Zur Vorbereitung für die Nachtspaziergänge gehören Erste-Hilfe-Kurse und Deeskalationstraining.
In einer Szene sind Touristen auf dem Marktplatz unterwegs. Zwei weitere Teilnehmer des Trainings bekommen, von den anderen unbemerkt, Anweisungen von Werner Klein. Von hinten nähert sich eine Frau daraufhin einer Touristin, legt den Arm um sie und spricht sie an. „Was haben Sie bemerkt?“, fragt Werner Klein. Sie habe sich offensichtlich unwohl gefühlt, die Person nicht gekannt, so die Antworten der anderen. Tatsächlich war die Situation bedrohlicher, als es schien. „Handy und Brieftasche her, sonst hast du ein Messer im Rücken“, zischt Edda Martens, die die Täterin spielt. „Aber ein Vorgehen, das zunächst nicht weiter bedrohlich aussieht“, erklärt Werner Klein. So könnte der Täter das Opfer zur nächsten Ecke führen und dort berauben – und das am helllichten Tag auf einem bevölkerten Platz.
Eine weitere Szene: Jutta Allroggen, die die Touristin spielt, weicht zurück, als ihr eine Unbekannte den Arm um die Schultern legt. Sie zeigt auf die andere und sagt laut: „Fassen Sie mich nicht an, lassen Sie mich in Ruhe!“ Für die Täterin eine unerwartete Reaktion. „Da hatte ich erst mal einen Blackout“, sagt Edda Martens. So eine unerwartete Reaktion reiche in der Regel aus, um Aufmerksamkeit zu erregen, betont Werner Klein. Den Täter verwirren, das nennt sich paradoxe Intervention. „Schmeißen sie das Handy auf den Boden oder die Brieftasche bei einem Überfall, das erwartet der Täter nicht, und es ermöglicht ihnen die Flucht“, sag Klein. Praktisch seien Geldbeutel, die nur mit Papier gefüllt seien, erzählt ein anderer. Pädagogin Lotte Hellwing rät: „Etwas tun, womit niemand rechnet: laut singen, Walzer tanzen, möglichst etwas Fröhliches, dann horchen viele auf.“ Das errege Aufmerksamkeit, die der Täter nicht wolle. „Und wenn zwei, drei da sind, dann unterstützen auch andere“, sagt Werner Klein. „Die Täter wissen, wann sie verloren haben.“
Aber wie erkennt man, wer das Opfer und wer der Täter ist? Werner Klein rät, bei Konfliktsituationen zu fragen: „Kann ich helfen? Braucht jemand Hilfe?“ Meistens entgegne der Aggressor zum Beispiel „Was willst du?“ oder „Hau ab“. So wisse man, wer Opfer und wer Täter sei. Generell solle man keine Scheu haben, die Polizei oder in der Straßenbahn den Fahrer zu alarmieren.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.