
Der Vater erzählt seiner Tochter: „In Italien ist ein Vulkan ausgebrochen.“ Da sagt die Tochter besorgt: „Oh mein Gott, das ist ja schlimm. Hoffentlich wird er bald wieder eingefangen, sonst gibt es ein Problem.“ Damit Emma und Marlen diesen Witz ins Mikrofon des Tablets sprechen können, haben sie sich gut vorbereitet. In Kinderhandschrift stehen die Sätze auf dem linierten Papier, ein bisschen ist der Bleistift verwischt, die Zettel halten sie in der Hand. Marlen beendet die Aufnahme, nimmt ihre Fingerspitzen aufgeregt an den Mund. Wieder ist ein kleines Stück des Podcasts der Schule an der Lessingstraße fertig geworden.
Seit rund einem halben Jahr nehmen verschiedene Gruppen von Viertklässlern im Projektunterricht eine Sendung für ihre Mitschüler und Eltern auf. In sechs Wochen entsteht ein Hörstück aus vielen kleinen Beiträgen. Die Podcastreihe entstand zu Beginn der Pandemie, aber sie soll sie überdauern. Technik und Mikrofone sollen angeschafft werden und jede vierte Klasse die Möglichkeit auf eine eigene Sendung haben, sagt Lisa Zentara. Die Lehrerin betreut das Projekt.
„Wir haben auch eine Schülerzeitung. Darauf aufbauend ist der Podcast entstanden. Die Kinder können damit noch anders erreicht werden. Gerade in der Corona-Zeit, als die Kinder viel zu Hause waren und sich nicht sehen konnten.“ Sie hofft, dass die Sendung mehr Gemeinschaftssinn für die Schule bringt. Die neue Technik positiv nutzen, das will Zentara. „Das sie nicht nur als Spielekonsole gesehen wird.“ Aufgenommen wird die Sendung auf einem kleinen Tablet-Computer, wie ihn alle Bremer Schüler und Schülerinnen erhalten sollen.
Für Marlen, Emma und Jacub ist es die erste Sendung, an der sie mitwirken. Die Neunjährigen haben sich das Projekt selbst ausgewählt. Aufgeregt sind die vor jeder Aufnahme, erzählen sie. „Ich finde toll, dass wir Themen machen dürfen, die wir wollen“, sagt Emma. „Wir sind frei“, fügt Jacub hinzu. Marlen mag es, zu reden und gehört zu werden. „Das ist spannend.“ Alle drei sind überzeugt: Die Sendung hört die ganze Schule. Manchmal werde die aktuelle Folge auch im Unterricht gespielt, erzählt Jacub.
„Die Kinder freuen sich tierisch, sich selbst zu hören, aber auch die aus den anderen Klassen“, berichtet Lehrerin Zentara. Die Mädchen und Jungen könnten daran wachsen, die Sendung gemeinsam über mehrere Wochen zu erstellen. Themen entwickeln, eine neue Rolle einnehmen, eine Blockade aushalten - viele unterschiedliche Kompetenzen seien gefragt.
Die Themen für die fünfte Folge der Sendung haben die Schüler und Schülerinnen selbst bestimmt. „Wir haben uns beim ersten Mal getroffen und alles besprochen“, erzählt Emma. „Wir haben Themen gesammelt, die tollsten haben wir gewählt.“ Marlen sagt, es habe sehr viele Vorschläge gegeben. Die Kinder entschieden sich für Witze, Musik, Interviews mit den Streitschlichtern und Blauwale. Außerdem wollen sie ein fiktives Gespräch mit „Lessi“, dem Schulgeist aufnehmen. Wenn die Zeit reicht. Die Witze in ihrer Kleingruppe haben Emma und Marlen aus Emmas Witzebuch herausgesucht, das Sprechen mit verteilten Rollen geprobt.
Demokratisch geht es zu im Grundschulprojekt. „Die Kinder sollen das Gefühl haben, mitreden zu dürfen“, sagt Zentara. Gemeinsam wird entschieden, wann die Witze ihren Platz in der Sendung finden. Emma findet einen lustigen Einstieg gut, Tuula argumentiert für den Schluss. „Dann hat man am Ende etwas zu lachen.“ Der vermittelnde Vorschlag kommt von Moritz: Zwei Witze zu Beginn und einen zum Schluss. So wird es gemacht. Die Kinder sortieren die Karten mit den Themen der Sendung und legen eine Reihenfolge fest. Mittendrin die Lehrerin. Zentara. Sie sortiert die Ideen und Einwände der Kinder, erklärt Grundbegriffe – „Moderation machen wir immer zwischendurch“ – und verteilt Aufgaben. Zwei Kinder bekommen ihr Smartphone, um zu Blauwalen und Orcas zu recherchieren. „Ihr wisst, ich vertraue euch“, sagt Zentara. Die Kinder laufen auf den Flur, das Gerät in der Hand und feilen an ihrem Stück.
Es geht los mit der ersten Aufnahme für diese Stunde. Jacub und Emma rücken das Tablet zurecht, besprechen, wer genau was sagt. Die Aufnahme läuft, ein leises Klopfen signalisiert den Start. „Unsere Themen sind...“ beginnt Jacub. „Witze!“ wirft Emma ein. „Dann kommt ein Interview mit Lessi, dem Schulgeist“, beendet Jacub die Moderation.“ Während der Aufnahme kneten die Viertklässler ihre Hände, drehen den Stuhl, schlagen die Knie übereinander, halten die Luft an. Dann hören alle gemeinsam den ersten Versuch, Technikprobleme werden von Zentara schnell gelöst.
Damit alles vor Weihnachten fertig wird, wird Zentara zwischen den Stunden mit ihren Schülern weiterarbeiten, denn die Interviews mit den Streitschlichtern werden verschoben, zu wenig Zeit bleibt am Ende der Doppelstunde. Die Kinder müssen schon in die Essenspause – ihre Kohorte ist an diesem Tag in der frühen Runde dabei. Zentara wird den Podcast selbst schneiden, zum ersten Mal. „Man wurstelt sich da so rein und mit der Hilfe von anderen Menschen funktioniert das eigentlich gut.“
Der Podcast der Viertklässler kann auf der Homepage der Schule auf www.schule-lessingstraße.de unter „Aktuelles“ angehört werden.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.