
„Wie wollen wir in Zukunft arbeiten, wohnen und leben?“, diese Frage stellt sich die Vorlesungsreihe „Facetten der Nachhaltigkeit“ in insgesamt 13 Veranstaltungen, die von Studierenden der Hochschule Bremen organisiert sind. Expertinnen und Experten kommen zu Besuch und stellen aktuelle Projekte und Nachhaltigkeitsthemen vor. Am Mittwochabend waren die Bremerinnen Andrea Birr vom Projekt Bremer Tiny House Kultur und Celina Hoffmann vom Projekt „Team Work Tiny House“ an der Reihe, ihre Projekte vorzustellen.
„Wenn ich vor einem Regal stehe und es kaufen will, denke ich jetzt jedes Mal: Brauche ich das wirklich? Und passt das in mein Haus?“, erzählt Referentin Birr. Bei den Tiny Houses geht es vor allem um das Thema „Downsizing“, also um eine Verkleinerung der Lebensverhältnisse. So stellen sich Bewohner und Bewohnerin zwangsläufig die Frage: Was brauche ich zum Leben und was brauche ich zum Leben, um glücklich zu sein? Bei geringstmöglichen Platzbedarf soll das höchste Maß an Komfort erreichbar sein.
„Deswegen gibt es auch Treppen, die eigentlich aus Bücherregalen bestehen“, erzählt Birr. Es gebe bewegliche Wände und wenn möglich, soll so gut wie alles multifunktional verwendbar sein. Das sogenannte „Ownhome“ steht in der Nähe von Thüringen und wird von den Referentinnen immer wieder als Vorbild genannt. Es hat einen festen Standort und eine Grundfläche von rund 18 Quadratmetern bei einer Deckenhöhe von 4,20 Meter. Das Tiny House ist nach dem Baukastensystem aufgebaut. Es gibt vorgefertigte Bauteile, die dafür sorgen, dass sich Interessierte ihr Tiny House individuell selber zusammenbauen können.
Auch soll sich das Beschränken aufs wesentliche in einem geringeren Rohstoffverbrauch niederschlagen. Birr berichtet, wie sich der Erfinder des Ownhome es sich nach einer verlorenen Wette zur Herausforderung machte, mit nur hundert Teilen in sein Tiny House einzuziehen. „Man muss sich mal vorstellen wie wenig das eigentlich ist“, sagt die Referentin. Es gelang dem Erfinder mit besagten hundert Teilen einzuziehen. Als ihm seine Teekanne kaputt ging, berichtete er davon. „Er war total traurig, dass ihm diese Teekanne kaputt gegangen ist. Jedes Teil bekommt eine ganz besondere Bedeutung, wenn man nur so wenig hat“, erzählt Birr. Es gehe auch darum, Verantwortung für die nachfolgenden Generationen zu übernehmen und das erreiche man, wenn man nur genauso viel verbraucht, wie man wirklich braucht.
Das Projekt Tiny House Kultur will sich nicht nur auf individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für den eigenen Wohnraum fokussieren, sondern auch gemeinschaftliches Wohnen fördern. Ein sogenanntes Tiny House Village in Bremen sei das Ziel. Ein ähnliches Konzept unter dem Namen „Earthship“ gibt es am Tempelhof in Kreßberg. Dort leben zurzeit etwa 25 Erwachsene und Kinder in 14 mobilen Wohneinheiten um das Earthship herum. Die Zahl verändert sich, da die Bewohner mit ihren mobilen Tiny Houses ihre Stellplätze verlassen können. Das sogenannte Earthship ist ein Gebäude in der Dorfmitte, welches sich selbst beheizt, Gemeinschaftsräume zur Verfügung stellt, für Grundwasser sorgt und das ganze Dorf ernährt. Selbstversorgung und erneuerbare Energien spielen in den Planungen von Tiny House Kultur auch ein wichtige Rolle.
„Wir möchten mit dem Tiny-House-Kultur Projekt die Stadt aktiv mitgestalten und einen Impuls zur nachhaltigen Stadtentwicklung geben“, sagt Andrea Birr. Sie wolle auch Druck auf die Bremer Politik machen, um an mögliche Standorte in der Stadt zu kommen. Bisher sei das schwierig gewesen, etwa aus baurechtlichen Gründen. „Wir wollen ein Tiny House mitten in die Stadt setzen, um auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen“, sagt Celina Hoffmann. Das solle zunächst als künstlerisches Statement funktionieren.
Unter dem Titel „Gebäude nachhaltig bauen und beheizen“ spricht Rolf Strauß bei der nächsten Vorlesung am Mittwoch, 20. November, um 17.30 Uhr im Hansewasser-Hörsaal der Hochschule Bremen, Neustadtswall 27b.
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